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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 2): Mit 5 lithographirten Tafeln und einer illuminirten, geognostisch-bergmännischen Karte des Königreiches Griechenland — Leipzig, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.9174#0260
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TINO.

wenn solche städtisch gekleidete Damen die Kühe oder einige
Ziegen austreiben. Die hiesigen Mädchen nimmt man gern in
Dienst (auch die von Zea), so wie vorzugsweise Hydriotinnen
zu Ammen. Sie sind ordentlich, reinlich, geschickt und recht-
lich. Die Männer sind auf dem Lande meist griechisch - tür-
kisch gekleidet, doch sieht man auch sehr viele in Pantalon
mit Hut.

Die Dörfer haben in ihrer Bauart überall einen italieni-
schen Charakter; in den meisten sind katholische, in der Re-
gel grosse und geräumige Kirchen.

Tinos wird von Andros durch einen nur 1 ital. Meile breiten
Canal getrennt, der für grössere Schiffe schwer zu passiren ist.

Diese Insel hat zwei namhafte Häfen, die aber beide nicht
vor allen Winden geschützt sind; am besuchtesten ist der an
der S.W. Seite, San Nicolo, bei der Stadt. Es soll jedoch
auch in dem an der nordöstlichsten Spitze der Insel, Porto
Panormo, viel Verkehr, besonders von und für die Levante
statt finden.

Keine der Inseln ist so mit Terrassen überdeckt wie diese,
dabei hat sie meist hinreichende Erdbedeckung, und man sieht
daher vom Thale an bis zur Höhe der mässig hohen Berge
Terrassen über Terrassen, wenn auch der Abhang oft sehr
steil ist, was den Fleiss der Einwohner beweist. Sie erbauen
Gerste für das ganze Jahr, Korn für 3 bis 4 Monate, viel
Bohnen; man soll Kichererbsen unter das Mehl mengen. Die
Oliven werden meist eingesalzen.

Der Boden ist im Allgemeinen nicht besonders fruchtbar,
nur einige ebene Plätze und feuchte Thäler sind es; die
Fruchtbarkeit von Tinos wird hauptsächlich durch das Glim-
merschiefergebirg bedingt; wo zersetzter Gneiss oder gar
Granit auftritt, wird sie geringer oder hört wohl gar auf.
Andros hat keinen Granit und daher auch mehr fruchtbares
Land und besser bewässerte Ebenen. Man rechnet Tinos 60
italienische Meilen im Umfange, Andros 80.

Die hier gezogenen rothen Weine, besonders der süsse
Muscat, sind berühmt. Man gewinnt viel, jedoch etwas grobe
 
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