NACHWORT
Als Conrad Fiedler einem kleinen Kreise von Freunden sein als
Manuskript gedrucktes Gedenkbuch über Marees sandte, war der
kurz vorher im Alter von noch nicht fünfzig Jahren aus dem
Leben geschiedene Künstler wenigen, mehr mit vorausbestim-
mendem Ahnungsvermögen als mit wirklicher Einsicht ausge-
rüsteten Menschen in Deutschland und auch diesen meist nur
dem Namen nach bekannt. Das „Mnemeion“ wurde daher, im
Frühjahr 1889, als Aussage einer treuen, allen Schwankungen
und Gefahren mühsam, aber erfolgreich sich widersetzenden
Freundschaft zwischen dem als Sonderling verkannten Maler
und dem gütigen Philosophen betrachtet, der jenen in zwei
Jahrzehnten großmütig unterstützt hatte. Das ritterliche Be-
nehmen, der entsagungsvolle Lebenslauf und die kunstgeschicht-
liche Sendung des von seinen Schülern in seinem römischen Ate-
lier umgebenen, mit der klaren und klingenden Sprache der
Wahrheit für alle Angelegenheiten der künstlerischen Anschau-
ung nützliche Belehrung schenkenden älteren Gefährten war
mit einer rührenden Anhänglichkeit hier erfaßt und wieder-
gegeben worden. Die Erscheinung von Marees meldete in Fied-
lers Aufruf die Verpflichtung für die Nachwelt an, das Werk
des Toten zu achten und zu ehren, seinen Wandel auf Erden, der
des Erfolges entbehrte, als ein Beispiel anzusehen, mit der näm-
lichen schmerzlichen Betonung, die vorher Anselm Feuerbachs
„Vermächtnis“ als Anklage gegen die Verständnislosigkeit des
Publikums bezeichnet hatte. Aufrichtigkeit und Dankbarkeit
legten ihren Kranz an der Bahre eines von der Tragik unerfüll-
ter Verheißungen beschatteten Meisters der deutschen Kunst des
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Als Conrad Fiedler einem kleinen Kreise von Freunden sein als
Manuskript gedrucktes Gedenkbuch über Marees sandte, war der
kurz vorher im Alter von noch nicht fünfzig Jahren aus dem
Leben geschiedene Künstler wenigen, mehr mit vorausbestim-
mendem Ahnungsvermögen als mit wirklicher Einsicht ausge-
rüsteten Menschen in Deutschland und auch diesen meist nur
dem Namen nach bekannt. Das „Mnemeion“ wurde daher, im
Frühjahr 1889, als Aussage einer treuen, allen Schwankungen
und Gefahren mühsam, aber erfolgreich sich widersetzenden
Freundschaft zwischen dem als Sonderling verkannten Maler
und dem gütigen Philosophen betrachtet, der jenen in zwei
Jahrzehnten großmütig unterstützt hatte. Das ritterliche Be-
nehmen, der entsagungsvolle Lebenslauf und die kunstgeschicht-
liche Sendung des von seinen Schülern in seinem römischen Ate-
lier umgebenen, mit der klaren und klingenden Sprache der
Wahrheit für alle Angelegenheiten der künstlerischen Anschau-
ung nützliche Belehrung schenkenden älteren Gefährten war
mit einer rührenden Anhänglichkeit hier erfaßt und wieder-
gegeben worden. Die Erscheinung von Marees meldete in Fied-
lers Aufruf die Verpflichtung für die Nachwelt an, das Werk
des Toten zu achten und zu ehren, seinen Wandel auf Erden, der
des Erfolges entbehrte, als ein Beispiel anzusehen, mit der näm-
lichen schmerzlichen Betonung, die vorher Anselm Feuerbachs
„Vermächtnis“ als Anklage gegen die Verständnislosigkeit des
Publikums bezeichnet hatte. Aufrichtigkeit und Dankbarkeit
legten ihren Kranz an der Bahre eines von der Tragik unerfüll-
ter Verheißungen beschatteten Meisters der deutschen Kunst des
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