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Fielding, Henry; Fielding, Henry [Editor]
Emilie Booth: Ein Muster ehelicher Liebe (Band 1/2) — Leipzig, 1797 [VD18 90589157]

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https://doi.org/10.11588/diglit.34276#0054
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42 Erstes Buch. Sechstes Kapitel.
hemmte die Leidenschaft von neuem ihre Sprache,
und Thranen rollten über ihre Wangen.
Da sie auf diese Art zum zwcytenmale ihrem
Kummer, oder ihrer Schaam, oder, wenn sie
wollen, ihrer Wuth Luft gemacht hatte, so
erhohlte sie sich; zum zweytenmale. Ich halte
wörtlich die Thranen für eben so specifike Er-
leichterungen der Natur, als irgend ein anderes
von Aerzten angewiesenes Mittel. Sie haben
eine beßere Wärkung als alle Arzeneyen aus
der ganzen rnateria rne6icli der Philosophie.
Als Madam Vincent wieder zu sich selbst
gekommen war, betrachtete sie Herrn Booth,
wie er stillschweigend da stand und eine Mi-
schung von Mitleid und Erstaunen sich über
sein Gesicht'verbreitete. Sie wandte sich nun-
mehr mit einer bezauberndrarüichen Miene, von
welcher sie vollkommen Meisterin war, zu ihm,
und sagte: mich wundert weder .Ihr Erstaunen,
Herr Kapitain, noch Ihr Mitleid, das sich so
deutlich für mich in ihren Zügen an den Tag
legt. Ich kenne Ihr gutes Herz. Aber,
Freund, wenn Sie wüßten, was sich seit un-
serer letzten Zusammenkunft mit mir zugctragen
hat, — gewiß Ihr Mitleid würde noch größer,
wenn auch Ihr Erstaunen sich verminderte. —
Ach, Sie kennen die Ursache meines Kummers
nicht.
Booth. Ja ich hoffe, daß ich sie noch
nicht kenne, denn das kann ich unmöglich
 
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