Drittes Buch. Zweytes Kapitel. 165
Als ich den Doctor verlaßen hatte, ging
ich zu meiner Emilie. Ich traf sie auf ihrem
Schlafzimmer ganz anders als dem vorigen
Abend beschäftigt an. Sie packte einige Klei-
nigkeiten in ein Kästchen, und bat mich, eS
mit auf die Reise zu nehmen. Dieß Kästchen
war ihre eigne Arbeit, und sie hatte es eben
zugemacht, als ich zu ihr kam.
Ihre Augen zeigten deutlich, was während
dieser Arbeit vorgegangen war; indeßen sah sie
doch ziemlich heiter aus, wenigstens redete sie
mit einiger Munterkeit. Nach einer kleinen
Pause sagte sie: dieß Kästchen mußt du wohl in
Acht nehmen, Wilhelm, würklich, das mußt
du, denn — hier erstickten sie ihre Empfindun-
gen beynahe, bis ihr eine Fluth von Thränen
Luft machte, und sie fortfuhr: denn ich werde
die glücklichste Frau seyn, wenn ich es wieder
sehen werde.
Ich sagte ihr, dieser Tag würde mit Got-
tes Hülfe bald kommen. Bald, antwortete
sie — nein, Wilhelm, nicht bald, eine Woche
ist mir ein Jahrhundert. Aber doch kann er
kommen, der glückliche Tag. Er soll, er muß,
er wird kommen! Ja, Wilhelm, wir werden
einander Wiedersehen, um uns nie wieder zu
trennen, selbst hier auf dieser Welt werden wirs,
ich hoffe es.
Verzeihn Sie meiner Schwachheit, Miß,
aber bey Gott! ich kann mir nicht helfen —
Als ich den Doctor verlaßen hatte, ging
ich zu meiner Emilie. Ich traf sie auf ihrem
Schlafzimmer ganz anders als dem vorigen
Abend beschäftigt an. Sie packte einige Klei-
nigkeiten in ein Kästchen, und bat mich, eS
mit auf die Reise zu nehmen. Dieß Kästchen
war ihre eigne Arbeit, und sie hatte es eben
zugemacht, als ich zu ihr kam.
Ihre Augen zeigten deutlich, was während
dieser Arbeit vorgegangen war; indeßen sah sie
doch ziemlich heiter aus, wenigstens redete sie
mit einiger Munterkeit. Nach einer kleinen
Pause sagte sie: dieß Kästchen mußt du wohl in
Acht nehmen, Wilhelm, würklich, das mußt
du, denn — hier erstickten sie ihre Empfindun-
gen beynahe, bis ihr eine Fluth von Thränen
Luft machte, und sie fortfuhr: denn ich werde
die glücklichste Frau seyn, wenn ich es wieder
sehen werde.
Ich sagte ihr, dieser Tag würde mit Got-
tes Hülfe bald kommen. Bald, antwortete
sie — nein, Wilhelm, nicht bald, eine Woche
ist mir ein Jahrhundert. Aber doch kann er
kommen, der glückliche Tag. Er soll, er muß,
er wird kommen! Ja, Wilhelm, wir werden
einander Wiedersehen, um uns nie wieder zu
trennen, selbst hier auf dieser Welt werden wirs,
ich hoffe es.
Verzeihn Sie meiner Schwachheit, Miß,
aber bey Gott! ich kann mir nicht helfen —