Siebentes Buch. ZweyteS Kapitel. 9
Ich will nicht langer bey einem Auftritt
verweilen, der Ihr thcilnehmendes Her; so
gerührt hat, und bey dessen Erzählung ich
eben so viel leide als Sie bey der Anhörung.
Nur das Betragen meines Vaters bey dieser
Gelegenheit muß ich Ihnen noch erzählen,
der sich hier ganz als Weiser und als Christ
betrug-. Den Tag nach meiner Mutter Beer-
digung ließ er mich und meine Schwester auf
seine Stube kommen, und ermahnte uns nach
manchen Liebkosungen und stillschweigenden
und wörtlichen Ausdrücken seiner Zärtlichkeit,
das Unglück, das uns getroffen hatte, ge-
duldig zu ertragen. Jeder Zufall im mensch-
lichen Leben, so schrecklich er auch inun er seyn
mag, sagte er, kann uns nur durch göttliche
Zulassung wicderfahren, und die wahre Ue-
berzeugung von den Pflichten gegen unfern
großen Schöpfer muß uns eine gänzliche Un-
terwerfung unter seinen Willen lehren. Aber
nicht nur die Religion, sondern auch die ge-
sunde Vernunft lehrt uns du'ß. Wie ver-
geblich, lieben Kinder, ist alles Widerstre-
ben, ist aller Gram. Könnten Thranen mei-
nen Engel, mein Weib, wieder ans dem
Grabe spielen, so sollten alle Kräfte meines
Körpers sich nur in Thranen auflösen; aber
ach! könnten wir auch den unglücklichen
Brunnen mit unfern Thranen füllen, vergeb-
lich wäre dennoch aller unser Schmerz. —,
Ich will nicht langer bey einem Auftritt
verweilen, der Ihr thcilnehmendes Her; so
gerührt hat, und bey dessen Erzählung ich
eben so viel leide als Sie bey der Anhörung.
Nur das Betragen meines Vaters bey dieser
Gelegenheit muß ich Ihnen noch erzählen,
der sich hier ganz als Weiser und als Christ
betrug-. Den Tag nach meiner Mutter Beer-
digung ließ er mich und meine Schwester auf
seine Stube kommen, und ermahnte uns nach
manchen Liebkosungen und stillschweigenden
und wörtlichen Ausdrücken seiner Zärtlichkeit,
das Unglück, das uns getroffen hatte, ge-
duldig zu ertragen. Jeder Zufall im mensch-
lichen Leben, so schrecklich er auch inun er seyn
mag, sagte er, kann uns nur durch göttliche
Zulassung wicderfahren, und die wahre Ue-
berzeugung von den Pflichten gegen unfern
großen Schöpfer muß uns eine gänzliche Un-
terwerfung unter seinen Willen lehren. Aber
nicht nur die Religion, sondern auch die ge-
sunde Vernunft lehrt uns du'ß. Wie ver-
geblich, lieben Kinder, ist alles Widerstre-
ben, ist aller Gram. Könnten Thranen mei-
nen Engel, mein Weib, wieder ans dem
Grabe spielen, so sollten alle Kräfte meines
Körpers sich nur in Thranen auflösen; aber
ach! könnten wir auch den unglücklichen
Brunnen mit unfern Thranen füllen, vergeb-
lich wäre dennoch aller unser Schmerz. —,