Siebentes Buch. Fünftes Kapitel. 4Z
Feuer in uns. Kurz durch seine Schmeiche-
le») habe er meine Tante so zu bethören ge-
wußt, daß sie alles, was er gesagt, ohne
das geringste Mißtrauen in seine Aufrichtig-
keit zu setzen, geglaubt habe. So gewiß
kann Eitelkeit die Bollwerke des Verstandes
untergraben und uns jeder» Angriff des Fein-
des bloßstcllen.
Sie können leicht glauben, liebe Emilie,
daß ich sehr bereitwillig war, ihm alles, was
er meiner Tante von mir gesagt hatte, zu
vergeben, und dieß nicht bloß aus jenen Be-
wegungsgründen, die ich schon erwähnt habe,
sondern weil ich gewiß überzeugt war, daß
er just das Gegenthcil von seinen wahren Ge-
sinnungen gesagt hatte. Mit meiner Tante
war ich indessen nicht so wohl zufrieden. Sie
fing nunmehro an, mich so zu behandeln,
als wenn ich wirklich keinen Verstand hatte.
Ihre Verachtung, ich gestehe es, verdroß
mich, und ich konnte nicht unterlassen, Herrn
Vennet meine Empfindlichkeit, wenn wir
allein waren, darüber zu erkennen zu ge-
ben, der mich jedcsmahl dadurch schadlos
hielt, daß er ihr eingebildetes Wesen zum
Spiele seines Witzes, worin er ein eignes
großes Talent besaß, brauchte.
Dieses hatte aber sehr unglückliche Fol-
gen. Als wir eines Tages im Garten in
einer sehr dichten Laube saßen, und uns über
Feuer in uns. Kurz durch seine Schmeiche-
le») habe er meine Tante so zu bethören ge-
wußt, daß sie alles, was er gesagt, ohne
das geringste Mißtrauen in seine Aufrichtig-
keit zu setzen, geglaubt habe. So gewiß
kann Eitelkeit die Bollwerke des Verstandes
untergraben und uns jeder» Angriff des Fein-
des bloßstcllen.
Sie können leicht glauben, liebe Emilie,
daß ich sehr bereitwillig war, ihm alles, was
er meiner Tante von mir gesagt hatte, zu
vergeben, und dieß nicht bloß aus jenen Be-
wegungsgründen, die ich schon erwähnt habe,
sondern weil ich gewiß überzeugt war, daß
er just das Gegenthcil von seinen wahren Ge-
sinnungen gesagt hatte. Mit meiner Tante
war ich indessen nicht so wohl zufrieden. Sie
fing nunmehro an, mich so zu behandeln,
als wenn ich wirklich keinen Verstand hatte.
Ihre Verachtung, ich gestehe es, verdroß
mich, und ich konnte nicht unterlassen, Herrn
Vennet meine Empfindlichkeit, wenn wir
allein waren, darüber zu erkennen zu ge-
ben, der mich jedcsmahl dadurch schadlos
hielt, daß er ihr eingebildetes Wesen zum
Spiele seines Witzes, worin er ein eignes
großes Talent besaß, brauchte.
Dieses hatte aber sehr unglückliche Fol-
gen. Als wir eines Tages im Garten in
einer sehr dichten Laube saßen, und uns über