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Ill

VI.
SCHLUSSBETRACHTUNG
Form und Intention von Selbstbildnis und Porträt des Bildhauers
im Italien des 16. Jahrhunderts

Ziel dieser Studie war es, eine Lücke in der bisherigen Erforschung der
italienischen Künstlerporträts des 16. Jahrhunderts zu schließen, die im Mangel an einer
systematischen Untersuchung der Selbstbildnisse und Porträts von Bildhauern bestand.
Die Aufgabe bestand deshalb zunächst darin, einen Überblick über die bekannten
italienischen Bildhauerporträts zu verschaffen. Dadurch wurde es möglich, diese Kategorie
von Künstlerbildnissen typologisch zu definieren und die Häufigkeit und chronologische
Abfolge des Auftretens einzelner Porträttypen und -Gattungen festzustellen. Zu diesem
Zweck wurde das Material in einen Katalog aufgenommen. Ein sich daraus ergebender
statistischer Überblick über Typus und Gattung der insgesamt 71 untersuchten
Darstellungen552 sei an dieser Stelle erlaubt, der in der nachfolgenden tabellarischen Zusam-
menfassung wiedergegeben (Tab. 1) ist. Die Mehrzahl der 34 skulpturalen Bildnisse stellen
hiernach die Selbstporträts (18 Einträge) dar. Diese sind zum Teil in eine größere Erzählung
integriert (in 8 Fällen), zum Teil eigenständige Reliefs (in 6 Fällen), oder bestehen als
autonome Büsten (in 3 Fällen). Selbstporträts überwiegen auch bei den Medaillen (9
Einträge, davon 6 Selbstporträts und 3 Porträts), während bei den restlichen skulpturalen
Darstellungen (8 Einträge), welche für die spezifische Funktion eines Grabmonuments
bestimmt waren, Selbstporträts (3 Büsten, 1 Relief, 1 nahezu lebensgroße Statue) und
Porträts (2 Büsten, 1 Relief) gleichermaßen vertreten sind. Der Gruppe der skulpturalen
Porträts entspricht eine nur wenig größere Zahl von 37 nicht skulpturalen Bildnissen, von
denen der überwiegende Teil Gemälde sind (25 Einträge); Porträtzeichnungen (6 Einträge,
davon 2 Selbstporträts und 4 Porträts) und Graphiken (6 Einträge, davon 5 Kupferstiche von
Selbstporträts und 1 Kupferstich nach einem Gemälde) machen einen vergleichsweise kleinen
Teil dieser Darstellungen aus.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bildet die genuin bildhauerische Gattung der im
Werk integrierten Selbstporträts den wichtigsten Typus von Bildhauerbildnissen (vgl. Kap.
H.3.). Autonome skulpturale Selbstbildnisse (Büsten oder Reliefs, die nicht mit einem
Grabmal im Zusammenhang stehen) kommen in dieser Zeit, wie auch in der zweiten Hälfte
des Jahrhunderts, selten vor. Einzige Beispiele sind die Büste von Andrea Briosco gen.
Riccio (vgl. Kap. IL3.1.), und die autonomen Selbstbildnisreliefs von Baccio Bandinelli
(Kap. V.I.). In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts vertreten nur je eine Bildnisbüste von
Alessandro Vittoria und von Giambologna diese Gattung (Kap. IV. 1.1. und Kat.-Nr. 55).
Die Selbstporträts, welche für den Bildhauer naturgemäß an das skulpturale Medium
gebunden waren, scheinen mit der Mitte des Cinquecento mit Ausnahme der
Grabselbstbildnisse (vgl. Kap. II. 1.) an Bedeutung zu verlieren. Allein von Baccio Bandinelli

552 Diese Gesamtzahl berücksichtigt nicht unterschiedliche Ausführungen, Versionen und Kopien einzelner
Bildnisse, welche jedoch im Katalog aufgeführt und im Text besprochen werden. Insgesamt enthält der Katalog
daher 88 Einträge.
 
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