*#♦- I
TEXT.
Vorbemerkungen. Beschreibung der einzelnen Tafeln des Werkes
„Ornamente der Gewebe“.
Bei mehreren Mustern ist die Seitenzahl des Buches des Herausgebers
Die Geschichte der Textilkunst bemerkt. Dasselbe enthält auf 15V2 Druck-
bogen folgende Abhandlungen :
Entwickelung und Einfluss der Weberei in vorgeschichtlicher Zeit. — Charakteristik
der Webe-Ornamentik. — Einwirkung der Renaissance. — Altägyptische Gewebe. —
Altperuanische Gewebe. — Die textile Kunst der Assyrer, Phönizier und Israeliten.
Griechische Gewebe. - Vorhandene altgriechische Gewebe und Stickereien. — Römische
Gewebe. — Die Weberei und Stickerei der alten Germanen. — Der Handel und Einfluss
Chinas und Indiens. Sasanidische Gewebe. — Die byzantinische Weberei. — Sarazenische
Gewebe. — Die sarazenische Weberei in Sicilien. — Die Sarazenische Weberei in Spanien. —
Siklät. _ Der Goldfaden. — Die Gewebe und Stickereien des Mittelalters diesseits der
Alpen. — Die liturgischen Gewänder des Mittelalters. — Der Ornat der deutschen Kaiser. —
Der Einfluss der Handelsbeziehungen des Mittelalters. — Die Schilderung der Gewebe in
Dichtungen und Sagen des Mittelalters. — Die mittelalterliche Thiersymbolik. — Das
Granatapfelmuster. — Die nordische Tuchindustrie und die Kleiderpracht der burgundischen
Epoche. — Wandteppiche. -- Die Gewebe Italiens. — Muster der Weberei auf altitalie-
nischen und altdeutschen Bildern. — Die Leinen-Stickerei und Weberei in Deutschland. —
Die Entwickelung der Spitzen-Industrie. — Die Textil-Industrie St. Gallens. — Die Seiden-
industrie Lyons. — Die Entwickelung der Seidenindustrie in Deutschland etc. durch
französische und niederländische Auswanderer. — Die Technik des Spinnens und Webens der
Alten. — Allgemein-Technisches der Weberei (Erfindungen von Möller, Kay, Jacquard etc.)
— Die Poesie der Weberei.
Das Werk war ursprünglich auf 100 Tafeln projektirt, da aber während
der Herausgabe sehr viele Gewebe in den theilweise in jüngster Zeit ent-
standenen und ergänzten Museen und Privatsammlungen, ferner in Kirchen etc.
copirt wurden, musste die Zahl der Tafeln auf 160 erhöht werden. Auch
musste das frühere Princip, möglichst die Originalgrösse beizubehalten, rnodi-
ficirt werden, um nur das Wichtigste unterzubringen. Eine chronologische
Reihenfolge war nicht einzuhalten und somit blieb nur der Nothbehelf, eine
Tabelle nachträglich beizufügen, wie die Tafeln neu zu gruppiren sind.
Der Text der einzelnen Tafeln musste der alten Nummerirung entsprechen.
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. Altägyptische Gewebe, circa 1000 vor Chr. verfertigt, aufbewahrt im
Louvre in Paris. Abbildung in natürlicher Grösse,
a Feiner Leinenstoff mit einem eingewirkten Blatte,
b Besatz an einem gelb und weiss gestreiften Gewände,
c Gemaltes Muster auf einem Relief,
d Gewirkte Borte mit vasenähnlichen Blumenknospen,
e Geometrisches Muster, gestickt mit dunkelblauem Garn auf weissem Leinen,
f Schleierartiges Gewebe mit Vögeln und Knospen etc., mit eingesetztem
Eck-Ornament.
Aegypten war durch farbige Leinen- und Byssus-Gewänder berühmt. Im
Grabmal El Kab’s und Kourn el Ahmor’s zeigen Bilder die Art des
Flachsbaus, des Spinnens und Webens; ferner Basreliefs in den Grotten
Eileithyias. Das grobe I,einen hiess <pmgwr, das feinere uäovtj und die
feinste Sorte fivtrnoe. Zur Zeit des römischen Kaisers Alexander Severus
wurden ägyptische Gewebe vielfach mit Gold- und Silberfäden durchwirkt
und purpurn gefärbt. Siehe Seite 2 und 157.
Altperuanische Gewebe. Natürliche Grösse. Siehe S. 5.
a zeigt phantastische geometrische Formen, welche wahrscheinlich Symbole
andeuten.
b entspricht den etruskischen Ornamenten. Interessant ist, dass die helle
Form der dunkeln gleich ist.
hat den Charakter des Flechtwerkes mit schöner Abwechslung der Motive.
Beide Gewebe wurden bei der Eröffnung des Servatiusschreines in der
ehern. Stiftskirche zu Maestricht gefunden und werden dort aufbewahrt.
Sie sind in Naturgrösse abgebildet.
a Spätrömisches, wahrscheinlich im 4. Jahrh. in Kleinasien angefertigtes
Gewebe. In Kreisen sind die Dioskuren Castor und Pollux, auf einem
cannelirten Altäre stehend, abgebildet. Geflügelte Genien spenden die
Libatio zu dem Opfer des Stieres. Castor und Pollux wurden als licht-
spendende Halbgötter in Kleinasien verehrt und stehen wohl in Be-
ziehung zum Mitras-Cultus. Siehe S. 30.
h Sasanidisches Gewebe des 6. -8. Jahrh. Es zeigt in nicht zusammen-
hängenden Kreisen je 2 symmetrisch gestellte Reiter zu Pferde auf der
Löwenjagd. Anastasius Bibliothecarius nennt im 9. Jahrh. solche Ge-
webe pallia holoserica rotata cum historia equitantium. Ein ähnliches,
jedoch viel reicheres Gewebe ist am Reliquienschrein in St. Ambrogio
in Mailand angebracht. Die reiche persische Tracht mit den herzförmigen
Ornamenten und das Zeichen auf dem Körper des Löwen lassen schliessen,
dass dieses Gewebe für einen sasanidisrhen P'tirsten angefertigt wurde.
Die blühend-reiche Ornamentik verdient jegliche Beachtung. Siehe S. 52.
Beide Sergegewebe zeigen den phönizischen hochrothen kaiserlichen
Purpur als Grundfarbe.
4. a Byzantinisches Gewebe des 10.- 12. Jahrh. Auf diesem, vielleicht auch
aus Antiochia stammenden Gewebe stehen aufrecht 2 Greife sich gegen-
über. Zwischen ihnen ist der Lebensbaum Hom angedeutet. Das Blatt-
werk der Einfassung und der Füllungen ist von grosser Eleganz. Die
Originale von 4a und 5a, die in !/a der Naturgrösse abgebildet sind,
befinden sich im Berliner Gewerbe-Museum und im städtischen Museum
in Aachen. Siehe S. 53.
1) Byzantinisches Gewebe des 10. Jahrh. ’/3 Grösse. Muster der Casel
des h. Willigis, aufbewahrt in St. Stephan in Mainz. Dasselbe Muster
befindet sich auf einem Pluviale in det Schlosskapelle in Aschaffenburg.
Aehnliche Muster mit Conturen, die wie eingeritzt erscheinen, be-
finden sich auf den Casein des h. Heribert in Deutz, des Bischofs
Benno von Osnabrück, des h. Bernhard zu Xanten, des h. Bernward
in Hildesheim etc. Diese in dem kaiserlichen Gynaeceon in Byzanz her-
gestellten doppeltgefärbten (dibaffa) ganzseidenen, goldig leuchtenden
Stoffe kamen durch Venedig ins Abendland. Auch Alexandria und Antiochia
werden als Fabriksstädte dieser kostbaren Stoffe genannt. Siehe S. 54.
5 a Byzantinisches Gewebe des 9. 11. Jahrh. 1/s Grösse. Kirchengewänder
mit Adlern waren besonders beliebt. Das Messgewand in Brixen
zeigt 2 majestätische Adler, ferner der in Metz aufbewahrte reich-
gestickte Krönungsmantel. In Kreisen gewebte Adlerornamente befinden
sich auf Messgewändern in Halberstadt und in Brauweiler bei Köln
(Casel des h. Bernard). Bei vorliegendem Muster ist die reiche raum-
füllende Bildung des Lebensbaumes von grosser Schönheit. Siehe S. 57.
1» Byzantinischer dunkelvioletter Purpurstoff des 11.-12. Jahrh. Er be-
findet sich im Schrein des h. Anno in Siegburg. Der romanische
Vierpass und die bei frühromanischen Kirchenfenstern vorkommenden
Füllungsornamente sind bemerkenswert!!. Naturgrösse.
TEXT.
Vorbemerkungen. Beschreibung der einzelnen Tafeln des Werkes
„Ornamente der Gewebe“.
Bei mehreren Mustern ist die Seitenzahl des Buches des Herausgebers
Die Geschichte der Textilkunst bemerkt. Dasselbe enthält auf 15V2 Druck-
bogen folgende Abhandlungen :
Entwickelung und Einfluss der Weberei in vorgeschichtlicher Zeit. — Charakteristik
der Webe-Ornamentik. — Einwirkung der Renaissance. — Altägyptische Gewebe. —
Altperuanische Gewebe. — Die textile Kunst der Assyrer, Phönizier und Israeliten.
Griechische Gewebe. - Vorhandene altgriechische Gewebe und Stickereien. — Römische
Gewebe. — Die Weberei und Stickerei der alten Germanen. — Der Handel und Einfluss
Chinas und Indiens. Sasanidische Gewebe. — Die byzantinische Weberei. — Sarazenische
Gewebe. — Die sarazenische Weberei in Sicilien. — Die Sarazenische Weberei in Spanien. —
Siklät. _ Der Goldfaden. — Die Gewebe und Stickereien des Mittelalters diesseits der
Alpen. — Die liturgischen Gewänder des Mittelalters. — Der Ornat der deutschen Kaiser. —
Der Einfluss der Handelsbeziehungen des Mittelalters. — Die Schilderung der Gewebe in
Dichtungen und Sagen des Mittelalters. — Die mittelalterliche Thiersymbolik. — Das
Granatapfelmuster. — Die nordische Tuchindustrie und die Kleiderpracht der burgundischen
Epoche. — Wandteppiche. -- Die Gewebe Italiens. — Muster der Weberei auf altitalie-
nischen und altdeutschen Bildern. — Die Leinen-Stickerei und Weberei in Deutschland. —
Die Entwickelung der Spitzen-Industrie. — Die Textil-Industrie St. Gallens. — Die Seiden-
industrie Lyons. — Die Entwickelung der Seidenindustrie in Deutschland etc. durch
französische und niederländische Auswanderer. — Die Technik des Spinnens und Webens der
Alten. — Allgemein-Technisches der Weberei (Erfindungen von Möller, Kay, Jacquard etc.)
— Die Poesie der Weberei.
Das Werk war ursprünglich auf 100 Tafeln projektirt, da aber während
der Herausgabe sehr viele Gewebe in den theilweise in jüngster Zeit ent-
standenen und ergänzten Museen und Privatsammlungen, ferner in Kirchen etc.
copirt wurden, musste die Zahl der Tafeln auf 160 erhöht werden. Auch
musste das frühere Princip, möglichst die Originalgrösse beizubehalten, rnodi-
ficirt werden, um nur das Wichtigste unterzubringen. Eine chronologische
Reihenfolge war nicht einzuhalten und somit blieb nur der Nothbehelf, eine
Tabelle nachträglich beizufügen, wie die Tafeln neu zu gruppiren sind.
Der Text der einzelnen Tafeln musste der alten Nummerirung entsprechen.
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. Altägyptische Gewebe, circa 1000 vor Chr. verfertigt, aufbewahrt im
Louvre in Paris. Abbildung in natürlicher Grösse,
a Feiner Leinenstoff mit einem eingewirkten Blatte,
b Besatz an einem gelb und weiss gestreiften Gewände,
c Gemaltes Muster auf einem Relief,
d Gewirkte Borte mit vasenähnlichen Blumenknospen,
e Geometrisches Muster, gestickt mit dunkelblauem Garn auf weissem Leinen,
f Schleierartiges Gewebe mit Vögeln und Knospen etc., mit eingesetztem
Eck-Ornament.
Aegypten war durch farbige Leinen- und Byssus-Gewänder berühmt. Im
Grabmal El Kab’s und Kourn el Ahmor’s zeigen Bilder die Art des
Flachsbaus, des Spinnens und Webens; ferner Basreliefs in den Grotten
Eileithyias. Das grobe I,einen hiess <pmgwr, das feinere uäovtj und die
feinste Sorte fivtrnoe. Zur Zeit des römischen Kaisers Alexander Severus
wurden ägyptische Gewebe vielfach mit Gold- und Silberfäden durchwirkt
und purpurn gefärbt. Siehe Seite 2 und 157.
Altperuanische Gewebe. Natürliche Grösse. Siehe S. 5.
a zeigt phantastische geometrische Formen, welche wahrscheinlich Symbole
andeuten.
b entspricht den etruskischen Ornamenten. Interessant ist, dass die helle
Form der dunkeln gleich ist.
hat den Charakter des Flechtwerkes mit schöner Abwechslung der Motive.
Beide Gewebe wurden bei der Eröffnung des Servatiusschreines in der
ehern. Stiftskirche zu Maestricht gefunden und werden dort aufbewahrt.
Sie sind in Naturgrösse abgebildet.
a Spätrömisches, wahrscheinlich im 4. Jahrh. in Kleinasien angefertigtes
Gewebe. In Kreisen sind die Dioskuren Castor und Pollux, auf einem
cannelirten Altäre stehend, abgebildet. Geflügelte Genien spenden die
Libatio zu dem Opfer des Stieres. Castor und Pollux wurden als licht-
spendende Halbgötter in Kleinasien verehrt und stehen wohl in Be-
ziehung zum Mitras-Cultus. Siehe S. 30.
h Sasanidisches Gewebe des 6. -8. Jahrh. Es zeigt in nicht zusammen-
hängenden Kreisen je 2 symmetrisch gestellte Reiter zu Pferde auf der
Löwenjagd. Anastasius Bibliothecarius nennt im 9. Jahrh. solche Ge-
webe pallia holoserica rotata cum historia equitantium. Ein ähnliches,
jedoch viel reicheres Gewebe ist am Reliquienschrein in St. Ambrogio
in Mailand angebracht. Die reiche persische Tracht mit den herzförmigen
Ornamenten und das Zeichen auf dem Körper des Löwen lassen schliessen,
dass dieses Gewebe für einen sasanidisrhen P'tirsten angefertigt wurde.
Die blühend-reiche Ornamentik verdient jegliche Beachtung. Siehe S. 52.
Beide Sergegewebe zeigen den phönizischen hochrothen kaiserlichen
Purpur als Grundfarbe.
4. a Byzantinisches Gewebe des 10.- 12. Jahrh. Auf diesem, vielleicht auch
aus Antiochia stammenden Gewebe stehen aufrecht 2 Greife sich gegen-
über. Zwischen ihnen ist der Lebensbaum Hom angedeutet. Das Blatt-
werk der Einfassung und der Füllungen ist von grosser Eleganz. Die
Originale von 4a und 5a, die in !/a der Naturgrösse abgebildet sind,
befinden sich im Berliner Gewerbe-Museum und im städtischen Museum
in Aachen. Siehe S. 53.
1) Byzantinisches Gewebe des 10. Jahrh. ’/3 Grösse. Muster der Casel
des h. Willigis, aufbewahrt in St. Stephan in Mainz. Dasselbe Muster
befindet sich auf einem Pluviale in det Schlosskapelle in Aschaffenburg.
Aehnliche Muster mit Conturen, die wie eingeritzt erscheinen, be-
finden sich auf den Casein des h. Heribert in Deutz, des Bischofs
Benno von Osnabrück, des h. Bernhard zu Xanten, des h. Bernward
in Hildesheim etc. Diese in dem kaiserlichen Gynaeceon in Byzanz her-
gestellten doppeltgefärbten (dibaffa) ganzseidenen, goldig leuchtenden
Stoffe kamen durch Venedig ins Abendland. Auch Alexandria und Antiochia
werden als Fabriksstädte dieser kostbaren Stoffe genannt. Siehe S. 54.
5 a Byzantinisches Gewebe des 9. 11. Jahrh. 1/s Grösse. Kirchengewänder
mit Adlern waren besonders beliebt. Das Messgewand in Brixen
zeigt 2 majestätische Adler, ferner der in Metz aufbewahrte reich-
gestickte Krönungsmantel. In Kreisen gewebte Adlerornamente befinden
sich auf Messgewändern in Halberstadt und in Brauweiler bei Köln
(Casel des h. Bernard). Bei vorliegendem Muster ist die reiche raum-
füllende Bildung des Lebensbaumes von grosser Schönheit. Siehe S. 57.
1» Byzantinischer dunkelvioletter Purpurstoff des 11.-12. Jahrh. Er be-
findet sich im Schrein des h. Anno in Siegburg. Der romanische
Vierpass und die bei frühromanischen Kirchenfenstern vorkommenden
Füllungsornamente sind bemerkenswert!!. Naturgrösse.