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Galerie Fischer <Luzern> [Hrsg.]
Auktion / Galerie Fischer: Moderne Gemälde: Schweizer Maler des 19. und 20. Jahrhunderts u. a., Amiet, Buri, Hodler, ...: alte Gemälde, Bronzino, van Dyck, Clouet-Kreis, ... ; einige antike Möbel, eine Kollektion von 700 Ringen aus dem Nachlass des Herrn Alfred Rütschi, Zürich ; 30 August 1930 — Luzern, Nr. 24.1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.8666#0009
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VORWORT

Aus dem Nachlass von Herrn Alfred Rütschi (Zürich) kommen Werke von F. Hodler —
Höhepunkte des Schaffens aus vier Jahrzehnten —: zur Auktion; Bilder aus verschiedenen Schaf-
fensperioden von C.Amiet; ein vollgültiger Querschnitt durch das Werk von Augusto Giacometti;
dann einzelne oder auch einige Bilder von Buri, Vallet, Gimmi, Huber, P. Barth, Rüegg, Kündig,
Zeller — um nur da und dort einen namhaften Künstler aus der stattlichen Liste des Kataloges
herauszuheben. Ein gutes und wichtiges Stück schweizerischen Kunstschaffens neuerer Zeit hat
hier sein Widerbild gefunden: gesehen durch ein Temperament und aufgebaut durch die seltene
Sammlerpersönlichkeit Alfred Rütschis. Es ist nicht mehr Privatsache, sondern für weite Volks-
kreise eine beispielhafte Angelegenheit, wenn mit dieser Auktion und mit den ihr vorangehenden
Ausstellungen, öffentlich bekannt wird, was ein einzelner Kunstfreund zustande brachte: mit ge-
schultem Kennerblick, mit inniger Leidenschaft und Energie des Sammlers, mit grosszügigem
Zugreifen bei seltenen Gelegenheiten, mit nie aussetzendem helfendem Interesse gegenüber der
jungen, lebenden Kunst. Man spürt es wohl, mit welcher Tatkraft und mit welcher Opferfreude
die Hauptlinien dieser Kollektion jahrelang verfolgt wurden und aus diesem Gefühl heraus
sieht man sich einem Ganzen und durchaus Persönlichen gegenüber, das, neben den grossen
Schenkungen Alfred Rütschis und seiner Familie an das Zürcher Kunsthaus, dasteht wie eine
einzigartige Leistung. Die kraftvoll gezogene grosse Linie verträgt es wohl, dass, in gutgewählten
Ausnahmen, auf verwandtem Gebiete gesammelt wurde, wie etwa Bilder von Böcklin, Frölicher,
Pissarro, Utrillo, Asselin, Pechstein. In den letzten Jahren wandte Herr Rütschi seine Sammel-
freude auch Werken alter Maler zu, dann und wann nur und mit Bedacht auf das Seltene, Er-
lesene und wieder auf ein Gebiet, das den Naturfreund in ihm besonders ansprach: das Blumen-
und Früchte-Stilleben, das auch in seiner modernen Kollektion immer wieder fesselt. Kaum
ein Dutzend alter Meister ist zu registrieren, darunter aber ein van Dyck von vornehmster Hal-
tung, ein lebensgrosses Portrait von Lawrence aus einer fürstlichen Sammlung, köstliche Stilleben
holländischer Maler wie Huysum und van Os.

Dem Auktionsgut wird der Stempel seines Sammlers erst recht unverkennbar aufgedrückt
durch den Einbezug einer Kollektion von etwa siebenhundert Ringen. Die Fingerringe aller
Zeiten und Arten sind, von allen Werken der Kunst, wohl das Nächste und Persönlichste des
Menschen, am meisten einbezogen in die Sphäre des Gemütes, aber auch des Willens zur Geltung
und zur Pracht. Daher auch die hohe Bedeutung der Ringkunst für Kulturgeschichte und Volks-
kunde. Die Goldschmiede konnten hier, auf kleinem Gebiete, ihre Kunst des Formens und des
Schmückens bewähren; das Ziselieren und Emaillieren, die Erfindung neuer Formen, das Zu-
sammenstellen lebendiger Steinfarben, alles hat in der Kleinkunst des Ringschmiedes seine höch-
sten Qualitäten erreicht. Aus solchen Ueberlegungen heraus mag Herr Rütschi, den schon in
jungen Jahren, auf Italienreisen, die Werke der Goldschmiedekunst besonders anzogen, die zwei
grössten Ringsammlungen der Schweiz erworben haben, als sich Gelegenheit dazu bot (die Samm-
lungen Guggenheim und Abt). Die liebevolle Beschäftigung mit hunderten, ja tausenden von
Ringen weckte im Sammler bald auch die Freude an grössern Werken der Goldschmiedekunst;
dass damit schliesslich der Grund gelegt wurde zu der weltberühmten Rütschi'schen Sammlung

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