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Im Dienste Maximilians Die nieclerländisclie ßeise

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erteilt hat, etwas Bestimmtes freilich hat sich noch nicht ermitteln
lassen.

Eine besondere Gelegenheit, viele große Herren kennenznlernen.
bot sich Diirer im Jahre 1518 in Augsburg, wo Maximilian seinen
letzten Reichstag abhielt. Was ihn veranlaßt hat, als Begleiter der
beiden Niirnberger Abgesandten Kaspar Nützel und Lazarus Spengler
dorthin zu gehen und aus welchem Grunde er solange geblieben ist,
wissen wir noch nicht. Er ist schon am 28. Juni in Augsburg, an
welchem Tage ihm der Kaiser zu einer Bildniszeichnung sitzt, und
er ist noch am 3. September dort, an welchem Tage die Äbtissin
Charitas Pirkheimer von Niirnberg aus einen Brief an die drei Niirn-
berger richtet, in dem sich keine Andeutung von ihrer bald erfolgen-
den Riickkehr fmdet. Sicher ist nur, daß Dürer wieder in Niirnberg
war, als Luther afn 7. Oktober in Augsburg eintraf.

Ein Vierteljahr darauf, im Januar 1519, starb Maximilian. Der
Niirnberger Rat weigerte sich, Dürers Leibgeding weiter zu zahlen,
wenn es nicht von Maximilians Nachfolger von neuem bestätigt
würde. Dies zu erreichen ist die eigentliche Veranlassung zu der
Reise gewesen, die Diirer am 12. Juli 1520 in Begleitung seiner Frau
und seiner Magd Susanna nach den Niederlanden antrat. Nicht ohne
Einfluß auf diesen Entschluß ist wohl wieder das unheimliche Ge-
fühl gewesen, das ihn schon in seinen jüngeren Jahren zweimal,
1494 und 1505, aus Nürnberg fortgetriehen hatte, clas Gefiihl näm-
lich, daß ihm zu Hause täglich und stiindlich der Tod drohe. Denn
es war dort vor einem halben Jahre wieder ein großes Sterben aus-
gebrochen, dem sich schon viele durch die Flucht entzogen hatten
und das noch immer währte.

Über die Reise und iiber seinen fast einjährigen Aufenthalt in den
Niederlanden hat Diirer ein Tagebuch gefiihrt, das uns leider nicht
in der Urschrift, sondern nur in zwei Abschriften des siebzehnten
Jahrhunderts erhalten ist. Unter Benutzung aller übrigen Quellen
haben zwei niederländische Gelehrte, J. Veth und S. Muller, ein
großes zweibändiges Werk iiber ,,Albrecht Diirers niederländische
Reise“ herausgegeben (Berlin, G. Grote uncl Utrecht, A. Oosthoek,
1918), das, wenn auch nicht ohne Irrtiimer im einzelnen, doch so
ziemlich alle Fragen beantwortet, die sich beim Lesen von Diirers
Aufzeichnungen einstellen.

Das Reiseziel war Antwerpen, wo Diirer bei Jobst Plankfelt
Wohnung nahrn. Von hier aus machte er Abstecher in clie benach-
 
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