MITTEILUNGEN
Herr Dr. Eckart von Sydow in Leipzig bittet mich
um Aufnahme folgender Noiiz:
„Die Düsseldorfer Zeitung4 vom 26. November (Abendausgabe)
veröffentlicht eine Zuschrift, die so ziemlich das Aeußerste an völliger
Verständnislosigkeit oder an absichtlicher Verdrehung, klarer Ausdrücke
darsfellt. In einem Aufsatze der ,Rheinlande4 hatte ich gesagt: der Anhänger
expressionistischer Kunst müsse auch für die sozialistische Republik
eintreten. Hieraus macht jener Anonymus (G. L.) eine Proklamation der
Anarchie!! Um daraufhin seinerseits die Angehörigen der bürgerlichen
Gesellschaft zum Kampf gegen die Neue Kunst aufzufordern. Wenn ich
Sozialismus schreibe, so meine ich (sagt G. L.-: Anarchismus! — Diese
Leistung solchen geistigen Analphabetentums wäre an sich zu belanglos,
um notiert zu werden. Ueberblickt man aber die ganze Campagne, die mit
allen Mitteln gegen das Neue geführt wird, so ist auch jene Verdrehung
— und Veröffentlichung — einfachster, klarster Ausdrücke in ihr
Gegenteil immerhin nicht uninteressant für die seelische Korruption, die aus
solcher Kampfesweise spricht.“ Dr. Eckart v. Sydow.
Ich teile die Ansicht des Herrn von Sydow, wie ich im
Bretz-Katalog auseinandersetzte, daß Kunst mit Parteipolitik
etwas zu tun habe nicht, und verstehe nicht, warum der An-
hänger expressionistischer Kunst für die sozialistische Republik
eintreten müsse. Cezanne war politisch ein reaktionärer
Klerikaler. Seine Zeitung war „La Croix“, die französische
Kreuz-Zeitung. Dem Kunstkritiker des Berliner Tageblatts,
Fritz Stahl, ist der Expressionismus unsympathisch. Otto
Albert Schneider aber, der Herausgeber der Zeitbilder der
Deutschen Zeitung, bildet Arbeiten von Rohlfs und Bötticher ab.
DieRheinisch-WestfälischeZeitung schreibt überMaxßurcharfz’
Raskolnikoff-Mappe* folgendes:
„Eine Ausstellung der Arbeiten von Max Burchartz im Graphischen
Kabinett in Düsseldorf im vergangenen Monat brachte auch seine im Mai
und Juni entstandenen zehn Steinzeichnungen zu dem Roman des Russen
Dostojewski an die Oeffenflichkeit. Die Blätter liegen jetzt in einer Mappe
gesammelt vor. Die geringe Auflage rechtfertigt sich angesichts der Wahr-
scheinlichkeit, daß der Eigenart des Künstlers trotz ihrer zwingenden Ein-
dringlichheit keine größere Resonanz beschieden sein wird. Es ist
Expressionismus in seiner ausgesprochensten Art, was Zertrümmerung aller
bisher gültigen Gesetze der Form und was Komposition nach neuen räum-
lichen und optischen Grundsätzen anbelangf. Das Spukhaft-Verzerrte, das
Traumhaft-Seltsame kann schwerlich eindringlicher geballt und gebildet
werden, als es auf diesen Blättern geschieht. Alles ist ins Unwirkliche
verschoben und nach visionären Proportionen gegliedert und gespannt. Der
* „Seine Raskolnikoff-Mappe gehört zu den reifsten Illustrations-
werken unserer Zeit.“ Dr. W. Schürmeyer.
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Herr Dr. Eckart von Sydow in Leipzig bittet mich
um Aufnahme folgender Noiiz:
„Die Düsseldorfer Zeitung4 vom 26. November (Abendausgabe)
veröffentlicht eine Zuschrift, die so ziemlich das Aeußerste an völliger
Verständnislosigkeit oder an absichtlicher Verdrehung, klarer Ausdrücke
darsfellt. In einem Aufsatze der ,Rheinlande4 hatte ich gesagt: der Anhänger
expressionistischer Kunst müsse auch für die sozialistische Republik
eintreten. Hieraus macht jener Anonymus (G. L.) eine Proklamation der
Anarchie!! Um daraufhin seinerseits die Angehörigen der bürgerlichen
Gesellschaft zum Kampf gegen die Neue Kunst aufzufordern. Wenn ich
Sozialismus schreibe, so meine ich (sagt G. L.-: Anarchismus! — Diese
Leistung solchen geistigen Analphabetentums wäre an sich zu belanglos,
um notiert zu werden. Ueberblickt man aber die ganze Campagne, die mit
allen Mitteln gegen das Neue geführt wird, so ist auch jene Verdrehung
— und Veröffentlichung — einfachster, klarster Ausdrücke in ihr
Gegenteil immerhin nicht uninteressant für die seelische Korruption, die aus
solcher Kampfesweise spricht.“ Dr. Eckart v. Sydow.
Ich teile die Ansicht des Herrn von Sydow, wie ich im
Bretz-Katalog auseinandersetzte, daß Kunst mit Parteipolitik
etwas zu tun habe nicht, und verstehe nicht, warum der An-
hänger expressionistischer Kunst für die sozialistische Republik
eintreten müsse. Cezanne war politisch ein reaktionärer
Klerikaler. Seine Zeitung war „La Croix“, die französische
Kreuz-Zeitung. Dem Kunstkritiker des Berliner Tageblatts,
Fritz Stahl, ist der Expressionismus unsympathisch. Otto
Albert Schneider aber, der Herausgeber der Zeitbilder der
Deutschen Zeitung, bildet Arbeiten von Rohlfs und Bötticher ab.
DieRheinisch-WestfälischeZeitung schreibt überMaxßurcharfz’
Raskolnikoff-Mappe* folgendes:
„Eine Ausstellung der Arbeiten von Max Burchartz im Graphischen
Kabinett in Düsseldorf im vergangenen Monat brachte auch seine im Mai
und Juni entstandenen zehn Steinzeichnungen zu dem Roman des Russen
Dostojewski an die Oeffenflichkeit. Die Blätter liegen jetzt in einer Mappe
gesammelt vor. Die geringe Auflage rechtfertigt sich angesichts der Wahr-
scheinlichkeit, daß der Eigenart des Künstlers trotz ihrer zwingenden Ein-
dringlichheit keine größere Resonanz beschieden sein wird. Es ist
Expressionismus in seiner ausgesprochensten Art, was Zertrümmerung aller
bisher gültigen Gesetze der Form und was Komposition nach neuen räum-
lichen und optischen Grundsätzen anbelangf. Das Spukhaft-Verzerrte, das
Traumhaft-Seltsame kann schwerlich eindringlicher geballt und gebildet
werden, als es auf diesen Blättern geschieht. Alles ist ins Unwirkliche
verschoben und nach visionären Proportionen gegliedert und gespannt. Der
* „Seine Raskolnikoff-Mappe gehört zu den reifsten Illustrations-
werken unserer Zeit.“ Dr. W. Schürmeyer.
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