Die Sammlung Bach,
\X/ enn man es 8 anz gewiß nicht als Manko kunstgeschichtlicher Beschlagen-
* ^ heit bezeichnen darf, den vor einigen Monaten in Stuttgart gestorbenen
Max Bach nicht genauer gekannt zu haben, so ist das großartige Oeuvre das
sich beim Tode des Künstlers vorfand nur ein starker Beweis dafür, daß auch
er zu denen gehörte, die still im Vorborgenen Gutes und Schönes schaffen,
um dann, wenn sie einmal aus dem Leben scheiden, die Menschen mit ihren
Taten zu überraschen. Max Bach ist wie gesagt kein bekannter Künstler im Sinne
landläufiger Bedeutung gewesen. Man hat seinen Namen weder in Stuttgart,
wo er am 17. Okt. 1841 geboren wurde und fast sein ganzes Leben verbrachte,
noch anderwärts viel gehört, und wird nun, wie so oft in solchen Fällen, die
wohlbekannte erstaunte Miene aufsetzen und sich ein über das andere mal wundern,
daß einer, der soviel schuf, so wenig von sich reden machen könnte. Immerhin,
daß Max Bach schon im Singer'schen und auch im Seubert'schen Künstler-
lexikon Aufnahme gefunden hat, ist ein Zeichen, daß ernste Kunstforscher
ihn auch ernst genommen haben und wenn man jetzt dem Werke des Ver-
storbenen gegenüber tritt, kann man nur sagen, daß dies gut war. Bach war Bruder
des Bildhauers Hermann Bach, hat an der Stuttgarter Kunstschule unter O. Bach
und dem tüchtigen Heinrich Funk, der selbst ein Schüler des großen Düssel-
dorfers Schirmer war, sich den Fond zu seiner späteren Künstlerschaft geholt
und dann durch Reisen im Schwarzwald in der Schweiz und Oberitalien weiter
gebildet. Daß er auch Architektur studiert hatte, ist für ihn von einschneidender
Bedeutung geworden, denn fast sein ganzes Schaffen steht unter diesem Ein-
fluß und man könnte ihn wohl eigentlich als reinen Architekturmaler bezeichnen,
wenn nicht seine Betätigung als reiner Landschafterunddas Hinzuziehen figürlicher
Staffage scheinbar doch einer starken persönlichen Neigung des Künstlers ent-
sprungen wäre. Aber, was er hier geleistet hat, ist doch von sekundärer Bedeutung
und für den kritischen Beobachter ist es bald klar, daß seine Stärke in der
Architektur lag. Die hat er beherrscht wie kaum einer; mindestens darf er den
besten dieses Faches, es sei nur an den Niirnberger Ritter gedacht zur Seite
gesellt werden. Mitschier bewundernswertem Fleiße und einer Schaffenskraft die
ihres gleichen sucht, hat er Zeichnung um Zeichnung erstehen, hat in Litho-
graphie, inRadierung und Aquarell die schönsten und malerischesten Stellen von
Nürnbergunddie seines engeren Vaterlandes Württemberg verewigtund so einWerk
hinterlassen, das in seiner imponirenden Gesamtheit fast die Frage auflegt, wie
ein relativ kurzes Leben genügen konnte, um all das zu schaffen. Aber tiber
seine eigene Künstlertätigkeit hinaus muß die Persönlichkeit Bachs doch noch an
besonderem Interesse durch die große Sammeltätigkeit gewinnen, die er ent-
faltethat. Daß Künstler Kunst sammeln, ist gewiß nichts neues. Hier aber iiber-
rascht vor allem die Konsequenz, die eine in ihrer Art einzig dastehende
Sammlung erstehen ließ und die nun, es ist nun einmal der Lauf der Welt,
durch die Auktion in alle Winde verstreut werden wird. Was er selbst als Künst-
ler liebte und bevorzugte, die Landschaft, in der die Architektur dominiert, das
gibt auch seiner Sammlung den eigenartigen Charakter. Und hier wieder, es
darf dies in Württemberg besonders erfreuen, hat er gerade dem württem-
bergischen Lande, ein solches besonders, fast rührendes Interesse, einen solchen
Sammeleifer zugewendet, daß man es gern glauben darf, der vollständigsten
und reichsten Württembergica Sammlung gegenüber zu stehen, die je von
Privathand zusammengebracht wurde. In überwältigender Fülle ziehen die
Blätter, in denen auch immer wieder solche von seiner eigenen Hand wieder-
kehren am Auge vorüber und man kann wohl sagen, daß kein Städtchen, kein
Ort, der nur gemalt oder als Stich, als Radierung, Lithographie oder Aquarell
verewigt wurde, nicht vertreten wäre. Eine Historie Württembergs in Bildern
kann man diese Sammlung, die über zweitausend Blätter umfaßt, nennen und es ist
nur verständlich, wenn sich schon heute in den Kreisen, die der lokalgeschicht-
lichen Forschung dienen ein lebhaftes Interesse für die Sammlung Bach bekundet.
Aber auch von Baden und dem Bodensee und anderen von der Natur bevorzugten
Gegenden Deutschlands hat Bach das schönste gesammelt, was nur eines Künstlers
tiefsehendes Auge erspähen kann und in ausgesucht lokal- und kulturgeschichtlich
bemerkenswerten Blättern einen feinen und verständnisvollen Künstlersinn ent-
faltet. An dieser Stelle dem Künstler und Sammler Bach gerecht zu werden, ist
natürlich unmöglich. Sicher wäre es eine reizvolle Aufgabe, in die Reihen der
älteren schwäbischen Künster eine Persönlichkeit einzufügen, die in ihrer Be-
sonderheit gewiß nicht zu den geringsten gehörte.
Kunstschriftsteller Arthur Dobsky, Stuttgart.
\X/ enn man es 8 anz gewiß nicht als Manko kunstgeschichtlicher Beschlagen-
* ^ heit bezeichnen darf, den vor einigen Monaten in Stuttgart gestorbenen
Max Bach nicht genauer gekannt zu haben, so ist das großartige Oeuvre das
sich beim Tode des Künstlers vorfand nur ein starker Beweis dafür, daß auch
er zu denen gehörte, die still im Vorborgenen Gutes und Schönes schaffen,
um dann, wenn sie einmal aus dem Leben scheiden, die Menschen mit ihren
Taten zu überraschen. Max Bach ist wie gesagt kein bekannter Künstler im Sinne
landläufiger Bedeutung gewesen. Man hat seinen Namen weder in Stuttgart,
wo er am 17. Okt. 1841 geboren wurde und fast sein ganzes Leben verbrachte,
noch anderwärts viel gehört, und wird nun, wie so oft in solchen Fällen, die
wohlbekannte erstaunte Miene aufsetzen und sich ein über das andere mal wundern,
daß einer, der soviel schuf, so wenig von sich reden machen könnte. Immerhin,
daß Max Bach schon im Singer'schen und auch im Seubert'schen Künstler-
lexikon Aufnahme gefunden hat, ist ein Zeichen, daß ernste Kunstforscher
ihn auch ernst genommen haben und wenn man jetzt dem Werke des Ver-
storbenen gegenüber tritt, kann man nur sagen, daß dies gut war. Bach war Bruder
des Bildhauers Hermann Bach, hat an der Stuttgarter Kunstschule unter O. Bach
und dem tüchtigen Heinrich Funk, der selbst ein Schüler des großen Düssel-
dorfers Schirmer war, sich den Fond zu seiner späteren Künstlerschaft geholt
und dann durch Reisen im Schwarzwald in der Schweiz und Oberitalien weiter
gebildet. Daß er auch Architektur studiert hatte, ist für ihn von einschneidender
Bedeutung geworden, denn fast sein ganzes Schaffen steht unter diesem Ein-
fluß und man könnte ihn wohl eigentlich als reinen Architekturmaler bezeichnen,
wenn nicht seine Betätigung als reiner Landschafterunddas Hinzuziehen figürlicher
Staffage scheinbar doch einer starken persönlichen Neigung des Künstlers ent-
sprungen wäre. Aber, was er hier geleistet hat, ist doch von sekundärer Bedeutung
und für den kritischen Beobachter ist es bald klar, daß seine Stärke in der
Architektur lag. Die hat er beherrscht wie kaum einer; mindestens darf er den
besten dieses Faches, es sei nur an den Niirnberger Ritter gedacht zur Seite
gesellt werden. Mitschier bewundernswertem Fleiße und einer Schaffenskraft die
ihres gleichen sucht, hat er Zeichnung um Zeichnung erstehen, hat in Litho-
graphie, inRadierung und Aquarell die schönsten und malerischesten Stellen von
Nürnbergunddie seines engeren Vaterlandes Württemberg verewigtund so einWerk
hinterlassen, das in seiner imponirenden Gesamtheit fast die Frage auflegt, wie
ein relativ kurzes Leben genügen konnte, um all das zu schaffen. Aber tiber
seine eigene Künstlertätigkeit hinaus muß die Persönlichkeit Bachs doch noch an
besonderem Interesse durch die große Sammeltätigkeit gewinnen, die er ent-
faltethat. Daß Künstler Kunst sammeln, ist gewiß nichts neues. Hier aber iiber-
rascht vor allem die Konsequenz, die eine in ihrer Art einzig dastehende
Sammlung erstehen ließ und die nun, es ist nun einmal der Lauf der Welt,
durch die Auktion in alle Winde verstreut werden wird. Was er selbst als Künst-
ler liebte und bevorzugte, die Landschaft, in der die Architektur dominiert, das
gibt auch seiner Sammlung den eigenartigen Charakter. Und hier wieder, es
darf dies in Württemberg besonders erfreuen, hat er gerade dem württem-
bergischen Lande, ein solches besonders, fast rührendes Interesse, einen solchen
Sammeleifer zugewendet, daß man es gern glauben darf, der vollständigsten
und reichsten Württembergica Sammlung gegenüber zu stehen, die je von
Privathand zusammengebracht wurde. In überwältigender Fülle ziehen die
Blätter, in denen auch immer wieder solche von seiner eigenen Hand wieder-
kehren am Auge vorüber und man kann wohl sagen, daß kein Städtchen, kein
Ort, der nur gemalt oder als Stich, als Radierung, Lithographie oder Aquarell
verewigt wurde, nicht vertreten wäre. Eine Historie Württembergs in Bildern
kann man diese Sammlung, die über zweitausend Blätter umfaßt, nennen und es ist
nur verständlich, wenn sich schon heute in den Kreisen, die der lokalgeschicht-
lichen Forschung dienen ein lebhaftes Interesse für die Sammlung Bach bekundet.
Aber auch von Baden und dem Bodensee und anderen von der Natur bevorzugten
Gegenden Deutschlands hat Bach das schönste gesammelt, was nur eines Künstlers
tiefsehendes Auge erspähen kann und in ausgesucht lokal- und kulturgeschichtlich
bemerkenswerten Blättern einen feinen und verständnisvollen Künstlersinn ent-
faltet. An dieser Stelle dem Künstler und Sammler Bach gerecht zu werden, ist
natürlich unmöglich. Sicher wäre es eine reizvolle Aufgabe, in die Reihen der
älteren schwäbischen Künster eine Persönlichkeit einzufügen, die in ihrer Be-
sonderheit gewiß nicht zu den geringsten gehörte.
Kunstschriftsteller Arthur Dobsky, Stuttgart.