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konnte es nicht unterbrücken, ihm dieſes Wohlwollen zu betennen, und tvie ſich leich an
einem Gefühle ein andres gleichartiges entzündet, daß zur Erſcheinung gelangt, was ſich
ſonſt vielleicht mühſam- doch noch lange geiſtig verſchloſſen gehelten hätte, ſa ward auch
dieſes Wohlwollen die Veranlaſſung, daß der Rittmeiſter endlich ſeine Neigung, ſeinen
Wunſch zu einer dauernden Verbindung, Julien bekannte. Sie hatten ſi ch gegenſeitig
lange errathen, nur das ſeltſame Verhältniß eines einquartirten Feindes zu ſeiner Wir-
thin, das jenem ſo bedeutende Rechte zuſpricht, hatte den Mund des Rittmeiſters bisher
verſchloſſen. Julie/ offen und heftig in ihrem Weſen konnte eine Neigung nicht ver-
heimlichen, die übermächtig alle andre Freunde, Vorſäge und Beſchäftigungen aus ihrer
Seele verſcheucht hatte. So entwickelte ſich eine Verlobung von ſelbſt, das entferntere
Sie wurde in ein vertrauliches- Du umgeſetzt und Julie verwunderte ſich, daß die
Leute ſchon aus der Kirche kamen, als ſie erſt eingehen wollte für das Glück dieſer Ver-
bindung zu beten. Sie wäre wohl nicht zur Kirche gegangen, wenn nicht der Rittmei-
ſter wegen dringender Geſchäfte, die den ganzen Tag einzunehmen drohten, zum Gene-
ral abgerufen wäre. Vor der Kirchthür begegnete ihr Conſtanze, die ſie über acht Tage
zur nächſten Verſammlung des Schweſternbundes zu ſich einlud; eine Verbindung, die
zur Unterſtützung von allerlei löblichen Zwecken aus geſelliger Unterhaltung hervorgegan-
gen, in dieſer betrübten Zeit die einzige Veranlaͤſſung war, daß die jungen Mädchen in
größerer Zahl zu einander kamen. Conſtanze konnte ſich nicht enthalten, nach ihrer Ge-
wohnheit, alle ihre überſpannten Hoffnungen darzulegen, wie nun bald die Zeit gekom-
men ſey, um durch treue Verbindung, wie einſt Kieslien in der Veſper, aller Feinde ſich
zu entledigen. Julie war heute zum erſtenmal gelähmt in dieſe Pläne einzuſtimmen, und
Conſtanze warf ihr Lauͤheit mit Härte vor. So ſchieden beide ſonſt ſo vertraute Mädchen
mit einiger Empfindlichkeit von einander; Julie fand es unleidlich von einer Freundin glei-
ſchen Alters immer gehofmeiſtert zu werden, und Conſtanze fand das Gerücht nicht mehr
unwahrſcheinlich, daß der einquartirte feindliche Rittmeiſter Julien nicht mehr läſtig viel-
mehr ihr angenehm ſey mit ſeiner ſteten Gegenpart, die alle Freundinnen verhinderte⸗ ſte
zu beſuchen. ‚
2. Die vrennung.
Gonſtanzens Aerger, der ihr ſehr bald als edel und pflichtmäßig eeſchien, hatte ſeine
reifen Früchte ſchon am nächſten Sonntage in der Verſimmlung der verbundenen Schwe-
konnte es nicht unterbrücken, ihm dieſes Wohlwollen zu betennen, und tvie ſich leich an
einem Gefühle ein andres gleichartiges entzündet, daß zur Erſcheinung gelangt, was ſich
ſonſt vielleicht mühſam- doch noch lange geiſtig verſchloſſen gehelten hätte, ſa ward auch
dieſes Wohlwollen die Veranlaſſung, daß der Rittmeiſter endlich ſeine Neigung, ſeinen
Wunſch zu einer dauernden Verbindung, Julien bekannte. Sie hatten ſi ch gegenſeitig
lange errathen, nur das ſeltſame Verhältniß eines einquartirten Feindes zu ſeiner Wir-
thin, das jenem ſo bedeutende Rechte zuſpricht, hatte den Mund des Rittmeiſters bisher
verſchloſſen. Julie/ offen und heftig in ihrem Weſen konnte eine Neigung nicht ver-
heimlichen, die übermächtig alle andre Freunde, Vorſäge und Beſchäftigungen aus ihrer
Seele verſcheucht hatte. So entwickelte ſich eine Verlobung von ſelbſt, das entferntere
Sie wurde in ein vertrauliches- Du umgeſetzt und Julie verwunderte ſich, daß die
Leute ſchon aus der Kirche kamen, als ſie erſt eingehen wollte für das Glück dieſer Ver-
bindung zu beten. Sie wäre wohl nicht zur Kirche gegangen, wenn nicht der Rittmei-
ſter wegen dringender Geſchäfte, die den ganzen Tag einzunehmen drohten, zum Gene-
ral abgerufen wäre. Vor der Kirchthür begegnete ihr Conſtanze, die ſie über acht Tage
zur nächſten Verſammlung des Schweſternbundes zu ſich einlud; eine Verbindung, die
zur Unterſtützung von allerlei löblichen Zwecken aus geſelliger Unterhaltung hervorgegan-
gen, in dieſer betrübten Zeit die einzige Veranlaͤſſung war, daß die jungen Mädchen in
größerer Zahl zu einander kamen. Conſtanze konnte ſich nicht enthalten, nach ihrer Ge-
wohnheit, alle ihre überſpannten Hoffnungen darzulegen, wie nun bald die Zeit gekom-
men ſey, um durch treue Verbindung, wie einſt Kieslien in der Veſper, aller Feinde ſich
zu entledigen. Julie war heute zum erſtenmal gelähmt in dieſe Pläne einzuſtimmen, und
Conſtanze warf ihr Lauͤheit mit Härte vor. So ſchieden beide ſonſt ſo vertraute Mädchen
mit einiger Empfindlichkeit von einander; Julie fand es unleidlich von einer Freundin glei-
ſchen Alters immer gehofmeiſtert zu werden, und Conſtanze fand das Gerücht nicht mehr
unwahrſcheinlich, daß der einquartirte feindliche Rittmeiſter Julien nicht mehr läſtig viel-
mehr ihr angenehm ſey mit ſeiner ſteten Gegenpart, die alle Freundinnen verhinderte⸗ ſte
zu beſuchen. ‚
2. Die vrennung.
Gonſtanzens Aerger, der ihr ſehr bald als edel und pflichtmäßig eeſchien, hatte ſeine
reifen Früchte ſchon am nächſten Sonntage in der Verſimmlung der verbundenen Schwe-