Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fontenelle, Bernard Le Bovier; Gottsched, Johann Christoph
Herrn Bernhards von Fontenelle, der königl. pariser Akademie der Wissenschaften beständigen Secretärs, und der französ. Akademie daselbst Mitgliedes, Auserlesene Schriften: nämlich von mehr als einer Welt, Gespräche der Todten, und die Historie der heydnischen Orakel — Leipzig, 1766 [VD18 14344734]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.31779#0118

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ros

Zweyter Abend.
stellet ist. Weil der Mond wert von uns ist; so sehen
wir ihn für nichts anders, als für einen leuchtenden Körper
an, und wissen nicht, daß er ein eben so grobes Wesen ist,
als unsre Erde. Im Gegentheile, weil die Erde das Un-
glück hat, daß sie gar zu nahe von uns angesehen wird: so
scheint sie uns ein grober Klump zu seyn, der zu nichts die-
net, als den Thieren Futter zu verschaffen; und begreifen
nicht, daß sie leuchtet, weil wir uns nicht auf eine gewisse
Weite von ihr entfernen können.
Die Gr. So geht es uns denn iho in diesem Falle
eben so, als wenn wir durch das herrliche Ansehen eines
höhern Standes, als der unsrige ist, gerühret werden;
und nicht sehen, daß wir im Grunde alle einander ähn-
lich sind.
Font- Es ist alles einerley! Wir wollen von allen
Dingen urtheilen, und wir sind allezeit in dem unrechten
Gesichtspunkte. Wir wollen uns selbst beurtheilen, und
sind uns gar zu nahe: wir wollen andere beurtheilen, und
sind gar zu weit davon. Wer zwischen dem Monde und
der Erde wäre, der stünde eben an dem Orte, wo er bey-
des recht sehen könnte. Man müßte nur ein bloßer Zu-
schauer der Welt, und nicht ein Einwohner derselben seyn.
Die

vder sonst was Glattes. Al-
lein , bloß durch die Zurückwer-
fung der Sonnenstralen sichtbar
zu werden, dazu ist keine glat-
te Oberfläche vonnöthen. Wä-
re der Mond so glatt, so wür-
den wir nickt seine ganze Ku-
gel leuchten sehen: sondern die
Sonne wurde sich in ihm spie-
geln , und wir würden sie kaum
als einen Hellen Punkt in dem-
selben erblicken; den übrigen
Mondrntörper aber, gar nicht

sehen. Man halte des Abends
ein brennendes Licht gegen ei-
nen flachen oder kugelförmigen
Spiegel, so wird man es leicht
begreifen. So sollte aber der
Mond nicht seyn; und darum
mußte er auf seiner Fläcke ganz
rauh, uneben und höckerichr seyn,
damit er das Licht nicht nur
aus einem Punkte, sondern aus
allen seinen Punkten zugleich, zur
rück werfen möchte. Diese Be-
schaffenheit hat es auch mit der
Erde
 
Annotationen