Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fontenelle, Bernard Le Bovier; Gottsched, Johann Christoph
Herrn Bernhards von Fontenelle, der königl. pariser Akademie der Wissenschaften beständigen Secretärs, und der französ. Akademie daselbst Mitgliedes, Auserlesene Schriften: nämlich von mehr als einer Welt, Gespräche der Todten, und die Historie der heydnischen Orakel — Leipzig, 1766 [VD18 14344734]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.31779#0201

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Besonder Eigenschaften so vieler Wollen. 179
. Font. Diese Vorstellung, gefällt mir ziemlich wohl.
Wir sind eine so seltsame Gattung, daß man denken sollte:
wir wären aus vielen verschiedenen Welten zusammen ge-
rastet. Auf solche Weile ist es sehr bequem, hier zu woh-
nen : man kann hier einen kurzen Inbegriff der ganzen
Welt sehen.

Die Gr. Zum wenigsten, ist dieses eine wirkliche Be-
quemlichkeit, daß unsre Welt, ihrer Stelle wegen, weder
so heiß, als Mercur und Venus; noch so kalt, als Jupi-
ter und Saturn ist. Noch mehr, wir bewohnen eben ei-
nen solchen Ort auf der Erde; wo wir weder die höchste
Kälte noch die größte Hitze empfinden. In Wahrheit,
wenn ein gewisser Philosoph der Natur gedanket hat: daß
er ein Mensch und keine Bestie; ein Griech und kein Bar-
bar gewesen: so wollte ich ihr danken, daß ich auf dem
mäßigsten Planeten von der Welt wohne.
Font. Wenn Sie mir glauben wollen, Gnäd. Fr. sc>
müssen Sie ihr danken, daß sie jung und nicht alt; jung und
schön, nicht aber jung und häßlich; eine junge und schöne
Französinn, nicht aber eine junge und schöne Jtaliänerinn
find. Da haben Sie ganz andere Ursachen, dankbar zu
seyn, als diejenigen, die Sie auö der Lage Ihres Landes
hernehmen.
Die Gr. Mein Gott! lassen Sie mich doch für alles
dankbar seyn; so gar bis aufden Wirbel, worinnen ich mich
befinde! Das Maaß des Glückes, so uns ertheiler wor-
den, ist klein genug; man muß nichts aus den Händen las-
sen: und es ist gut, bey den allergemeinsten und unansehn-
lichsten Dingen einen Geschmack zu haben, der sic uns ange-
nehm machet. Wenn man nur lauter lebhafte Vergnügun-
gen haben wollte; so würde man sehr wenige baben: man
würde lange daraufwarten, und sie theuer bezahlen müssen.
 
Annotationen