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«US den alten Zeiten.
Laustine. Wer hat Dir das gesaget? Rom sing an,
eben solche unordentliche Phantasien zu kriegen, und lo wunder-
liche Einfälle zu haben, als man den meisten Weibern zuzu-
eignen pfleget. Ohne ein Haupt konnte es nicht langer seyn;
und doch wollte es keins haben. Die Weiber sind gerade
eben so gestnnet. Man muß es auch zugeben, daß die
Manner bey ihrer Herrschaft gar zu eiferlücbng sind. Sie
brauchen dieselbe im Ehestande, das ist »chon iel: aber sie
wollten sie auch gern in der siebe anwenden. Wenn sie fo-
dern, ein Frauenzimmer solle ihnen treu sevn: so bedeutet
treu nichts anders, als unterchan. Das Reich sollte billig
zwischen dem Liebhaber und der Geliebten fein gleich gethei-
let seyn. Indessen hat allezeit einer von beyden die Oder-
Hand, und zwar fast allezeit der Liebhaber.
Brucus. Du bist wahrlich allen Männern sehr aussätzig.
Laustine. Ich bin eine Römerin», und habe ganz
römische Meynungen von der Freyheit.
Brucus. Ich versichere Dich, daß auf solche Welse
die ganze Welt voller Römerinnen ist. Aber hingegen be-
kenne nur selbst, daß solche Römer als ich, ein wenig selt-
samer sind.
Laustine. Desto besser ists! Ich glaube nicht, daß
ein rechtschaffener Mensch dasjenige thun würde, was Du
gethan hast, nämlich seinen Wohlthater zu ermorden.
Brucus. Und ich glaube eben so wenig, daß es recht-
schaffene Weiber gebe, die sich so aufführen tvürden, wie Du.
Mich anlangend, so wirst Du gestehen müssen, daß ich
standhaft genug gewesen bin. Eö gehörete gewiß viel Herz-
haftigkeit dazu, sich durch die Freundschaft, die Läsar mir
erwiesen, nicht bewegen zu lasten.
Faustme. Meynest Du, es habe weniger Muth da-
zu gehöret, die Sanftmuth und Geduld des Marcus Au-
relius auözuhalten? Alle Untreue, die ich ihm erwies, sah
er mit Gleichgültigkeit an. Er wollte mir nicht einmal die
Ehre gönnen, eifersüchtig zu werden; und ließ mir die Lust
nicht, ihn bekriegen zu können. Ich war so erzürnt darü-
T 4 ber,
«US den alten Zeiten.
Laustine. Wer hat Dir das gesaget? Rom sing an,
eben solche unordentliche Phantasien zu kriegen, und lo wunder-
liche Einfälle zu haben, als man den meisten Weibern zuzu-
eignen pfleget. Ohne ein Haupt konnte es nicht langer seyn;
und doch wollte es keins haben. Die Weiber sind gerade
eben so gestnnet. Man muß es auch zugeben, daß die
Manner bey ihrer Herrschaft gar zu eiferlücbng sind. Sie
brauchen dieselbe im Ehestande, das ist »chon iel: aber sie
wollten sie auch gern in der siebe anwenden. Wenn sie fo-
dern, ein Frauenzimmer solle ihnen treu sevn: so bedeutet
treu nichts anders, als unterchan. Das Reich sollte billig
zwischen dem Liebhaber und der Geliebten fein gleich gethei-
let seyn. Indessen hat allezeit einer von beyden die Oder-
Hand, und zwar fast allezeit der Liebhaber.
Brucus. Du bist wahrlich allen Männern sehr aussätzig.
Laustine. Ich bin eine Römerin», und habe ganz
römische Meynungen von der Freyheit.
Brucus. Ich versichere Dich, daß auf solche Welse
die ganze Welt voller Römerinnen ist. Aber hingegen be-
kenne nur selbst, daß solche Römer als ich, ein wenig selt-
samer sind.
Laustine. Desto besser ists! Ich glaube nicht, daß
ein rechtschaffener Mensch dasjenige thun würde, was Du
gethan hast, nämlich seinen Wohlthater zu ermorden.
Brucus. Und ich glaube eben so wenig, daß es recht-
schaffene Weiber gebe, die sich so aufführen tvürden, wie Du.
Mich anlangend, so wirst Du gestehen müssen, daß ich
standhaft genug gewesen bin. Eö gehörete gewiß viel Herz-
haftigkeit dazu, sich durch die Freundschaft, die Läsar mir
erwiesen, nicht bewegen zu lasten.
Faustme. Meynest Du, es habe weniger Muth da-
zu gehöret, die Sanftmuth und Geduld des Marcus Au-
relius auözuhalten? Alle Untreue, die ich ihm erwies, sah
er mit Gleichgültigkeit an. Er wollte mir nicht einmal die
Ehre gönnen, eifersüchtig zu werden; und ließ mir die Lust
nicht, ihn bekriegen zu können. Ich war so erzürnt darü-
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