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Fontenelle, Bernard Le Bovier; Gottsched, Johann Christoph
Herrn Bernhards von Fontenelle, der königl. pariser Akademie der Wissenschaften beständigen Secretärs, und der französ. Akademie daselbst Mitgliedes, Auserlesene Schriften: nämlich von mehr als einer Welt, Gespräche der Todten, und die Historie der heydnischen Orakel — Leipzig, 1766 [VD18 14344734]

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https://doi.org/10.11588/diglit.31779#0360

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z z 6 Gespräche der alten Todten
heit von allem Eigennütze, und die vollkommene Freundschaft.
Man wird niemals dazu gelangen; aber es ist doch gut,
daß man darnach strebe. Zum wenigsten gelanget mail durch
diese Bemühung zu vielen andern Tugenden.
Arcem. Ich jage es noch einmal, meinen Gedanken
nach, sollte man alle Hirngespinste fahren lasten, und sich
nur um wirkliche Dinge bemühen.
R Lull. Ist das Euer Ernst? Der Mensch muß
sich allezeit einen Gcad der Vollkommenheit zum Zwecke vor-
stellen , der ihm zu hoch ist. Er würde sich nicht einmal
auf den Weg machen, wenn er nicht weiter zu kommen däch-
te, als er wirklich kommen wird. Er muß ein eingebilde-
tes Ziel vor Augen haben, welches ihm Much machet.
Hatte man mir gesaget, die Chymie würde mich nicht die
Kunst Gold zu machen lehren; so hätte ich sie verachtet.
Hätte man Euch gesaget, daß die äußerste Tr^ue, die Ihr
gegen Euren Mann beweisen wolltet, nicht natürlich wäre:
so würdet Ihr Euch die Mühe nicht gegeben haben, das
Andenken des Mausolus durch ein prächtiges Grabmaal zu
beehren. Kurz, man würde allen Muth sinken lasten,
wenn man nicht durch falsche Einbildungen unterstü-
tzet würde.
Artem. Es ist also nichts unnützliches, daß die Men-
schen betrogen werden, und irren.
Lull. Was unnütze? Wenn sich die Wahrheit
zum Unglücke so zeigen sollte, wie sie ist; so wäre alles aus.
Aber sie scheint es sehr wohl zu begreifen, wie viel daran ge-
legen ist, daß sie sich allezeit auf gewisse Weise verbor-
gen halte.


Das
 
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