Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit (4.1929)

dem Pfandbrief als Hauptregulator des Kapitalmark-
tes neue Wege eröffnet werden, so z. B. indem er
als mündelsichere Anlage für Sparkassengelder zu-
gelassen wird. Für Auslandsabsatz war 1928 wieder
ein Betrag (leider wird nicht gesagt wieviel) von der
Kapitalertragsteuer freigestellt worden. 1927 konn-
ten noch 15 Millionen auf diesem Weg aus dem Aus-
land hereingeholt werden, 1928 hat man infolge
der erschwerten Marktlage keine Auslandsanleihen
abgeschlossen.

Prognose.

Das Institut für Konjunkturforschung stellt in sei-
nem letzten Vierteljahrsheft zur Lage der Bauwirt-
schaft fest, daß im Januar von 100 gewerkschaft-
lich organisierten Bauarbeitern nur 35 beschäftigt
waren. Im Februar dürfte diese Zahl noch niedriger
gewesen, im März nicht unerheblich gestiegen sein.
Wichtiger als der rückblickende Bericht ist die Pro-
gnose des Instituts, das den seit Monaten währenden
langsamen aber anhaltenden Rückgang der allgemei-
nen Konjunktur von Schritt zu Schritt richtig vor-
ausgesagt hat. Für die Bauwirtschaft wird festge-
stellt daß die Bauvorhaben der Industrie bislang
zwar noch eine befriedigende Höhe zeigen, daß aber
unter dem Einfluß der beständig nachlassenden
industriellen Beschäftigung auch mit einem Rück-
gang der Bauplanungen der Industrie zu rechnen ist.

„Der Wohnungsbau, der vor dem Krieg als erster
Gewerbezweig den niedrigen Zinsstand nach der
Krisis zu nutzen pflegte und die größten Kapital-
beträge in den Jahren der Depression sowie noch
im beginnenden Aufschwung absorbierte, steht auch
unter der Wohnungszwangswirtschaft in einer ähn-
lichen Verbindung zur industriellen Konjunktur.....

So führte die zunehmende Verknappung des Kapital-
marktes Mitte und Ende 1927 bei scharf anziehen-
den Hypothekenzinssätzen zu einem konjunkturellen
Rückgang der Zahl der Bauerlaubnisse für Wohnun-
gen. Eine Umlagerung der Kapitalausleihung infolge
verstärkter Berücksichtigung der Kredite für den
Wohnungsbau auch bei den Hypothekenbanken hat
angesichts der Dringlichkeit der Wohnungsnach-
frage trotz unverändert hoher Zinssätze seit Mitte
1928 zu einer neuen konjunkturellen (d. h. also ab-
gesehen von den Saison- und Witterungseinflüssen)
Belebung des Wohnungsbaus geführt. Mit dem wei-
teren Rückgang der Industriekonjunktur wird diese
Tendenz fortdauern." — Womit im wesentlichen be-
stätigt wird, was früher hier schon gesagt wurde.

A. Schwab

Anschriften der Mitarbeiter dieses Heftes

Hermann Eßwein, München, Rablstr. 27

Sasha Stone, Berlin W 10, Kaiserin Augustastr. 69

Dr. Justus Bier, Nürnberg, Fürther Str. 10

Dr. Alexander Schwab, Berlin W 57, Potsdamer Str. 93

MITTEILUNGEN DES DEUTSCHEN WERKBUNDES

1. APRIL 1929

Vorstandssitzung

Der Vorstand des Deutschen Werkbundes befaßte
sich in seiner Sitzung am 4. März mit der Jahresver-
sammlung in Breslau, die auf den 10. bis 13. Juli d. J.
festgesetzt wurde. Ein Bericht über die Finanzlage
des Werkbundes führte nach eingehender Aus-
sprache zu dem einstimmigen Beschluß, der Mitglie-
derversammlung eine Erhöhung des Mindestbeitra-
ges für Einzelmitglieder vorzuschlagen.

Den Hauptteil der Verhandlungen bildeten die Be-
richte über die geplanten Ausstellungen. Jäckh be-
richtete über den Fortgang der Verhandlungen mit
den Wirtschaftsverbänden, politischen Stellen und
der Stadt Köln, über die bevorstehende Gründung
des Finanzvereins der Ausstellung und die nächsten
Aufgaben der Ausstellungsleitung. Eine längere Aus-
sprache ergab eine erfreuliche Einigkeit über die
einzuschlagenden Ziele und Wege.

Einer dem Deutschen Werkbund in Aussicht ge-
stellten Einladung zur Teilnahme an der Ausstellung
der Societe des Artists decorateurs in Paris, für
deren Durchführung vom Auswärtigen Amt Mittel in
Aussicht gestellt wurden, soll Folge geleistet wer-
den. Die technische Leitung soll Graul mit der Ber-
liner Geschäftsstelle übernehmen, in die künstleri-
sche Leitung sollen sich Paul und Gropius teilen.

Über die Schwierigkeiten, die bei der Durchführung
der deutschen Abteilung auf der Weltausstellung

in Barcelona durch den Hauptausschuß des Reichs-
tages entstanden sind, berichtete Mies van der Rohe.

Eine Verkaufsausstellung deutschen Kunstgewer-
bes in Rio de Janeiro und Sao Paulo, welche Herr
Theodor Heuberger in Rio durchzuführen beabsich-
tigt, soll von der Geschäftsstelle zusammengestellt
werden.

Ausstellung Barcelona

Vom Büro des Reichskommissars für die deutsche
Abteilung auf der Internationalen Ausstellung in Bar-
celona geht der Geschäftsstelle des Deutschen
Werkbundes die Mitteilung zu, daß die Durchführung
des Werkbundraumes endgültig gescheitert ist, da
die notwendigen Mitteil hierfür nicht aufzubringen
waren.

Das Licht im Dienste der Werbung

Von der Schriftleitung der „Form" ist eine Wan-
derausstellung, die aus 110 Vergrößerungen von
Fotografien von Lichtreklame-Objekten besteht, zu-
sammengestellt, die zurzeit in dem Bayerischen
Nationalmuseum, Abteilung für Gewerbekunst (Neue
Sammlung), München, gezeigt wird. Museen und
Kunstvereine, die sich für eine Ausstellung dieser
Sammlung interessieren, werden gebeten, sich mit
der Schriftleitung der „Form" in Verbindung zu
setzen, von der ein ausführlicher Katalog und die
Verleihbedingungen kostenlos bezogen werden
können.

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