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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Schwab, A.: Rundschau in der Bauwirtschaft
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Buchbesprechung
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0430
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bau zu verwenden und eine Ergänzung dieser Mittel
dadurch anzustreben, daß einwandfreie Bauspar-
kassen nach Kräften gefördert werden. Ferner ent-
schied sich der Ausschuß, für den Wohnungsbau
Steuer- und Gebührenfreiheit vorzuschlagen. Die
Forderung, daß der Ertrag der Mietzinssteuer ohne
Abzug für den Wohnungsbau zu verwenden sei, wird
seit langem von allen Fachleuten vertreten, ist auch
hier immer wieder erhoben worden — und wird
sicher auch jetzt wieder auf den entschlossenen
Widerstand der Finanzminister der Länder stoßen.

Im übrigen wurde bei der Beratung einmütig fest-
gestellt, daß das Schwergewicht im Wohnungsbau
auf die Erzielung einer tragbaren Mietshöhe zu legen
sei, was bisher keineswegs immer geschehen sei.
Eine Ergänzung der Richtlinien soll Grundsätze auf-
stellen für eine verstärkte Aufsicht über die be-
stehenden Wohnungen. Als Wohnfläche für Familien
mit Kindern sollen 48 qm, für kinderreiche Familien
entsprechend mehr festgesetzt werden. Soweit als
möglich sollen Grünflächen, Spielplätze, Gemein-
schaftsanlagen und Hausgärten bei der Anlage
neuer Siedlungen vorgesehen werden.

Die Bestimmungen des Entwurfs, wonach die Ge-
meinden sich ausreichende Mengen von Baugelände
sichern und preisregulierend wirken sollen, blieben
im wesentlichen unverändert. Versuche, sie zu er-
weitern, das Erbbau- und Heimstättenrecht zu be-
günstigen, für Landes- und Stadtbauplanung ein
Reichskommissariat zu schaffen, schlugen fehl. In
den Fragen der technischen Herstellung einigte man
sich dahin, daß große Bauvorhaben möglichst ge-
schlossen vergeben und ausgeführt werden sollen,
und daß die baupolizeilichen Vorschriften den Be-
dürfnissen der Gegenwart angepaßt werden sollen.
Dagegen konnte man sich nicht entschließen, beson-
dere Bestimmungen gegen Bauunternehmer, die qua-
litativ schlechte Arbeit geleistet haben oder sich
zur Hochhaltung der Preise verabreden, in die Richt-
linien aufzunehmen. — Man wird abwarten müssen,
was nun der Reichstag von diesen an sich begrü-
ßenswerten, aber nicht eben sonderlich großartigen
Entschlüssen stehen lassen und was er zusammen
mit der Regierung in die Praxis umsetzen wird.

A. Schwab

BUCHBESPRECHUNG

Sachs, Hermann: Lehrbuch derMaltech-
n i k. Vollständige Anleitung zum werkstattmäßigen
Herstellen von Fresco-, Fresco-secco-, Stucco-
lustro-, Tempera-, Kasein- und Ölmalereien. Mit An-
hang über die Herstellungsmethoden von Stuckmar-
mor-Intarsia, Sgraffito, Stucco-Iustro-Reliefs.

Berlin, Ernst Wasmuth Verlag A. G. 1928, Quart,
96 Seiten Text, 6 farbige Tafeln, 16 Schwarztafeln.
In Ganzleinen gebunden 15 Mark.

Das vom Verfasser Herrn Professor Hans Poelzig
zugeeignete Buch zerfällt in 14 Kapitel. Die ersten
drei: Farbstoffe, Binde- und Verdünnungsmittel, Mal-
gründe und Malgrundierungen, bilden zusammen den
allgemeinen Teil. Ihnen folgen 9 Kapitel über ein-
zelne Maltechniken: Fresco, Fresco-secco, Stucco-
lustro, Tempera, Kasein, öl, Stuckmarmor-Intarsia,
Sgraffito, Stucco-Iustro-Relief. Den Schluß bilden
dann 2 Kapitel: Vergolden und Firnissen, Werkzeuge
und Verschiedenes.

Es ist demnach anzunehmen, daß das Buch nur
diejenigen Techniken umfaßt, welche sein Verfasser
ausübt. Es fehlen Aquarell und Gouache, und von
den Wandtechniken Wachs- und Wasserglasmalerei,
was um so bedauerlicher ist, als diese beiden zwei-
fellos die haltbarsten sind.

Im Vorwort sagt der Verfasser, daß er sich als
Zweck gesetzt habe, dem Künstler positive Resul-
tate angewandter Maltechniken und die dazu
brauchbaren Materialien zu zeigen.

Wenn man das Buch daraufhin durchsieht und mit
Büchern ähnlicher Zielbestimmungen vergleicht, so
kann man ohne weiteres sagen, daß die vorgetrage-
nen Absichten für die geschilderten Techniken er-
reicht sind. Es spricht aus dem Buch die praktische
Arbeit eines Erfahrenen. Das beweisen auch die bei-
gegebenen Abbildungen von Arbeiten des Verfas-

sers. Die Vorschriften sind klar und bestimmt
gegeben.

Allerdings sind vereinzelte Irrtümer unterlaufen.
Die Benennungen Ultramarinsulfat und Ultramarin-
soda sind falsch, es muß Sulfat-Ultramarin und
Soda-Ultramarin heißen. Pariserblau wird nur mit
Kalk braun und es ist zweifellos eine der lichtbe-
ständigsten Farben. Bergzinnober gibt es nicht
mehr. Ferner darf es nicht „Krapplack Alizarin" hei-
ßen, sondern man muß Alizarin-Krapplack sagen. Die
rote Farbe „Drachenblut" wird nicht dem rohen
Schellack entzogen, sondern kommt von Drachen-
blutbäumen.

Auch die Behauptung, die Ölmalerei auf Pappe
dunkle stark nach und verderbe bald, kann nicht un-
widersprochen bleiben. Dem Verputz wäre ein grö-
ßerer Raum zu widmen gewesen, Gips wird für Be-
malung allseitig abgelehnt.

Lobenswert ist, daß das Buch die von Künstlern
wenig geübte Stucco-Iustro-Technik nebst Intarsia
und Relief und die Sgraffitotechnik bringt.

Wünschenswert wäre es, wenn der Verfasser für
künftige Auflagen auch Erfahrungen in Enkaustik
und Wasserglasmalerei sammelte.

Auffällig ist, daß die Literaturübersicht nur sieben
Werke bringt, deren letztes vom Jahre 1909 stammt.
Die maltechnische Literatur ist wesentlich reichhal-
tiger und insbesondere seit 1909 um wichtige Werke
vermehrt worden. Die Ausstattung des Buches
durch den Verlag ist eine sehr vornehme und gedie-
gene. Heinrich Trillich

Anschriften der Mitarbeiter dieses Heftes:

Professor Dr. Fritz Wiehert, Direktor der Städtischen Kunstschule
Frankfurt a. M.

Ludwig Hilberseimer, Architekt, Berlin-Wilmersdorf, Emser Str. 14
Dr. Alexander Schwab, Berlin W 57, Potsdamer Str. 93
Heinrich Trillich, Planegg-Krailing b. München, „Haus Eicheck

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