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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Heuß, Hermann: Der Dienst am Kunden
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0590

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sprung des Übels, eingreifen zu können, aufzuklä-
ren, allmählich auszumerzen, vor allem anderes
Material anzubieten, das nicht bis in die letzte Kon-
sequenz modern zu sein brauchte, aber eine vertret-
bar anständige Linie einhalten könnte. Mißerfolge
können nicht abschrecken, und es wäre schlecht um

uns bestellt, wenn nicht die gesammelte Autorität
des Deutschen Werkbundes sich hier irgendwie
durchsetzen würde. Und der Werkbund würde wert-
volle Sympathien dabei zurückgewinnen, die ihm in
der Erbitterung der letzten Jahre an manchen Punk-
ten verloren gingen. Hermann Heuss

Der Katalog, den Hermann Heuss meint, ist aller-
dings ein höchst lehrreiches Dokument aus unserer
Zeit, weil er all das zeigt, was es heute an Schrei-
nerbedarf gibt und vor allem das, was heute noch
verlangt wird. Würden all diese Scheußlichkeiten
nicht immer noch gekauft, so wären sie aus diesem
Katalog längst getilgt. Aber was soll der Werkbund
dabei tun? Soll er etwa verbieten, daß solche Ware
noch geführt wird?

Wenn eine Firma das Geschäftsprinzip verfolgt,
einfach tatsachenmäßig alles das zu führen, was auf
einem bestimmten Gebiet verlangt wird, so ist ihr
Musterlager und ihr Katalog eine Art Dokument. Es
ist natürlich gut, wenn man sich von Zeit zu Zeit ver-
gegenwärtigt, was es alles gibt und was verkauft
wird. Eine Firma aber anzugreifen, deshalb, weil sie
dieses Geschäftsprinzip konsequent verfolgt, dürfte
ebenso falsch sein wie wenn man von einem Waren-
haus verlangen würde, daß es plötzlich nur formal
einwandfreie Qualitätsware führt. Die bebilderten
Warenhaus-Inserate und -Prospekte, die besonders
vor Weihnachten die Tageszeitungen füllen, zeigen
dasselbe Bild wie jener Katalog. Leider fehlt dort
oft das, was hier der glatten Sperrholztür entspricht.

Aber man darf nicht vergessen, daß der Bedarf
nach guten neuzeitlichen Erzeugnissen ständig in
starkem Anstieg begriffen ist. Vor allem, daß es eine
ganze Reihe Firmen gibt, die eine Art Avantgarde dar-
stellen und die nur diese modernen Waren herstellen.
Besonders auf dem Gebiet der Beleuchtungskörper-
industrie und der Beschläge haben sich eine ganze
Reihe solcher Firmen gebildet. Ihnen folgend, neh-
men dann auch die großen Firmen, die alles herstei-
len, die „moderne Ware" in ihren Katalog auf. L.

134)1 130 13412 115

13402 4,86

AUF GRUND DES URHEBERRECHTES WERDEN MACH AHM UltGEJ1)' S T R A FRECHTLiCH VERFOLGT

Aus einem Katalog für Beschläge
der Firma

Otto Hennemann, Stuttgart

Anschriften der Mitarbeiter dieses Heftes:

Dr. Friedrich Dessauer, Professor a. d. Universität Frankfurt, M. d. R.,

Frankfurt a. M., Wilhelmstr. 36
Dr. Karl With, Direktor des Kunstgewerbe-Museums der Stadt Köln,

Köln a. Rh., Hansaring 32a
Professor Dr.-Ing. Hermann Heuss, Chemnitz, Richard-Wagner-Str.26

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