Websluhlaufnahme aus der Handweberei Hohenhagen G. m. b. H., Bremen. Vorhangstoff
Capulin in Arbeit. Foto Gremmler
Über gewebte Stoffe
RICHARD LISKER, FRANKFURT A. M.
Die Beziehungen, die der Durchschnittsverbraucher heute zu
den Textilien seines Bedarfs hat, sind, abgesehen von denen
zum Preis und dem zu erzielenden Effekt, im allgemeinen
äußerst gering. Jedenfalls ist die Fähigkeit zur qualitativen
Beurteilung eines Stoffes im Vergleich zu den Kenntnissen und
der Verbundenheit, die die Leute noch vor hundert Jahren
hatten, auf ein Minimum zurückgegangen. Die Gründe dafür
sind bekannt, der Zustand keineswegs vorteilhaft. Der tiefere
Anteil ging verloren und damit ein Lebenswert. — Aber viel-
leicht läßt sich doch für diese uralte, wunderbare und intelli-
gente Tätigkeit des Menschen ein tieferes Interesse auch des
Nichtfachmannes wiederfinden. Der Zugang zu diesem Ge-
biete ist durchaus nicht schwer zu erreichen; die Beschäfti-
gung mit der Weberei lohnt sich. Und man bedenke, welche
Bedeutung die Textilien in unserem Leben haben.
Im Grunde genommen hat sich die Herstellung von Ge-
weben seit fünftausend Jahren kaum geändert. Sie wurde
damals ebenso wie heute durch die bindende Verkreuzung
von Fäden in Kette und Schuß erzielt. Natürlich ist die Grund-
idee des Webens und besonders auch des Spinnens außer-
ordentlich scharfsinnig ausgebaut worden, so daß heute
dadurch auf der einen Seite eine Volkommenheit, Mannig-
faltigkeit und Schönheit der Stoffe ermöglicht wurde, die keine
Zeit vorher aufwies, auf der andern Seite aber auch schlechte
Qualitäten entstanden sind wie kaum zuvor.
Für den Laien seien hier die technischen Grundlagen der
Weberei in den Hauptzügen kurz skizziert. Zwei Haupt-
phasen sind bei der Entstehung eines Gewebes zu unter-
scheiden: die Herstellung des Fadens (Spinnen) und das eigent-
liche Weben. — Der Charakter eines Stoffes wird bestimmt
durch diese beiden Faktoren: durch die Art des Fadens und
durch die Art des Webens. Dazu kommt bei vielen Geweben
als dritter Faktor die Schlußbehandlung (Walken, Rauhen usw.).
65
Capulin in Arbeit. Foto Gremmler
Über gewebte Stoffe
RICHARD LISKER, FRANKFURT A. M.
Die Beziehungen, die der Durchschnittsverbraucher heute zu
den Textilien seines Bedarfs hat, sind, abgesehen von denen
zum Preis und dem zu erzielenden Effekt, im allgemeinen
äußerst gering. Jedenfalls ist die Fähigkeit zur qualitativen
Beurteilung eines Stoffes im Vergleich zu den Kenntnissen und
der Verbundenheit, die die Leute noch vor hundert Jahren
hatten, auf ein Minimum zurückgegangen. Die Gründe dafür
sind bekannt, der Zustand keineswegs vorteilhaft. Der tiefere
Anteil ging verloren und damit ein Lebenswert. — Aber viel-
leicht läßt sich doch für diese uralte, wunderbare und intelli-
gente Tätigkeit des Menschen ein tieferes Interesse auch des
Nichtfachmannes wiederfinden. Der Zugang zu diesem Ge-
biete ist durchaus nicht schwer zu erreichen; die Beschäfti-
gung mit der Weberei lohnt sich. Und man bedenke, welche
Bedeutung die Textilien in unserem Leben haben.
Im Grunde genommen hat sich die Herstellung von Ge-
weben seit fünftausend Jahren kaum geändert. Sie wurde
damals ebenso wie heute durch die bindende Verkreuzung
von Fäden in Kette und Schuß erzielt. Natürlich ist die Grund-
idee des Webens und besonders auch des Spinnens außer-
ordentlich scharfsinnig ausgebaut worden, so daß heute
dadurch auf der einen Seite eine Volkommenheit, Mannig-
faltigkeit und Schönheit der Stoffe ermöglicht wurde, die keine
Zeit vorher aufwies, auf der andern Seite aber auch schlechte
Qualitäten entstanden sind wie kaum zuvor.
Für den Laien seien hier die technischen Grundlagen der
Weberei in den Hauptzügen kurz skizziert. Zwei Haupt-
phasen sind bei der Entstehung eines Gewebes zu unter-
scheiden: die Herstellung des Fadens (Spinnen) und das eigent-
liche Weben. — Der Charakter eines Stoffes wird bestimmt
durch diese beiden Faktoren: durch die Art des Fadens und
durch die Art des Webens. Dazu kommt bei vielen Geweben
als dritter Faktor die Schlußbehandlung (Walken, Rauhen usw.).
65