Abb. 3. So würde die Westfront des Schloßplatzes (Stechbahn)
aussehen, wenn die Jägerstraße ohne sonstige Eingriffe in den
Baubestand durchgebrochen würde. Rechts das Schloß. Völlig
zerrissene, verfließende Raumwirkung, verstärkt durch die seit-
liche Ausbuchtung des Reichsbankplatzes im Hintergrund (ent-
spricht Reichsbankentwurf B, vgl. Abb. 2, und vielen Wett-
bewerbsentwürfen) .
Aus „Baugilde".
Abb. 4. Ein Kompromiß: Die abschließende Wirkung der Platz-
wand wird nur sehr unvollkommen wiederhergestellt, der Charakter
der Jägerstraße als Hauptdurchgangsstraße aber wird zerstört. An
die Stelle einer großen Städtebau-künstlerischen Möglichkeit tritt
ein „notwendiges Übel". Vgl. auch Abb. 5 u. 6.
weit, Heft 31; Deutsche Bauzeitung, Heft 31 u. 32; Zentral-
blatt der Bauverwaltung, Heft 33). Hier soll nur ein Ueberblick
versucht werden über die Gesamtleistung des Wettbewerbs,
im Hinblick auf die eingangs skizzierte Aufgabe.
Das eigentliche Ergebnis des Wettbewerbs liegt darin, daß er
trotz der sehr ungleichen Konkurrenzbedingungen erwiesen hat,
daß die Entwürfe des Reichsbankbaubüros verbesserungsfähig
und nicht ausführungsreif waren. Die Hauptursache dafür, daß
darüber hinaus keine entscheidenden Ergebnisse erreicht
wurden, muß zum überwiegenden Teil der Ausschreibung zur
Last gelegt werden. Die Arbeitskraft der Bewerber wurde
durch die Unklarheit der städtebaulichen Voraussetzungen
zersplittert und zum großen Teil von vornherein fehlgeleitet.
Es traten 4 grundsätzlich verschiedene Arten der Aufschließung
auf, von denen 2 gar nicht erst hätten entstehen können, wenn
z. B. die Verlängerung der Jägerstraße als Teilabschnitt des
Ost-West-Durchbruchs festgestanden hätte. Der Gutachter-
ausschuß konnte auf Grund von Erklärungen des Vertreters der
Stadt Berlin, Vizepräsident Kühn, diese Verlängerung bereits
als feststehend annehmen und legte sie der Beurteilung der
Entwürfe zugrunde. Die Entscheidung für diese Route hat all-
gemeine Zustimmung gefunden. (Vgl. S. 272.) Daß sie aber für die
Wettbewerbsteilnehmer durchaus nicht selbstverständlich war,
zeigt sich z. B. darin, daß gerade der Entwurf, der als ein-
ziger im Wettbewerb die städtebauliche Aufgabe in ihrem
ganzen Umfang anschnitt, G. Graubner, Stuttgart, seiner
Arbeit den Ausbau des Zuges der Mohrenstraße zugrunde
gelegt hatte und dadurch völlig ausfiel. Die Mehrzahl der
Teilnehmer hatte allerdings den Neubau zur verlängerten
Jägerstraßs orientiert. Trotzdem war von dem gegebenen
Bauplatz aus eine befriedigende städtebauliche Lösung in
weiterem Rahmen nicht möglich. Die meisten Entwürfe be-
schränken sich darauf, den Neubau durch einen Vorplatz an
die verlängerte Jägerstraße anzuhängen, ohne sich um die
Gestaltung dieses Straßenzuges weiter zu bemühen. Zu
welchen Folgen das führt, zeigt z. B. die Abb. 3. Einigen Teil-
nehmern gelingt zwar eine architektonisch befriedigende Aus-
gestaltung dieses Vorplatzes, z. B. dem städtebaulich am
meisten beachteten Entwurf von Frick, Königsberg (s. S. 271),
aber nur auf Kosten der künftigen Jägerstraße, die dann über-
mäßig eingeengt oder sogar überbaut und zu einem not-
wendigen Übel degradiert wird. Bei der zu erwartenden
Lebensfülle dieser Straße ist das aber nicht nur technisch,
sondern vor allem künstlerisch schlechthin unmöglich. — Der an-
gewiesene Bauplatz erwies sich überdies als zu klein, wenn
die Bauhöhe, die im Interesse der städtebaulichen Einbindung
in die Umgebung erforderlich ist, nicht überschritten werden
sollte. Eine Befreiung aus dieser Enge, etwa durch sofortige
Einbeziehung des für den Vorplatz vorgesehenen Geländes
in den Bauplatz, wurde durch die bereits angeführte
Beantwortung einer Anfrage, die anscheinend nach dieser
Richtung zielte, abgeschnitten. So ist es erklärlich, daß
viele Teilnehmer die städtebaulichen Aufgaben ebenso igno-
rierten, wie sich die ausschreibende Stelle erlaubt hatte sie
zu ignorieren, und sich auf die Bearbeitung des Grundrisses
beschränkten oder beschränken mußten. So entstanden viele
rein theoretische Grundrißlösungen, kreisförmige Zentralbauten,
streng rechtwinklige, symmetrische Systeme und dgl., die
zu der städtebaulichen Situation des gegebenen Bauplatzes
schlechterdings keinerlei Beziehung haben. Auch in den Ent-
würfen, die auf die gegebene unregelmäßige Form und auf
die Umgebung des Bauplatzes eingehen, ist in den meisten
Fällen ein regelmäßiger Typ als Ausgangspunkt der Be-
arbeitung erkennbar, der der Aufgabe ohne Zweifel sehr ent-
spricht. Manche Entwürfe versuchen, durch Verbiegungen,
durch Anhängsel oder sonstige Hilfsmittel diese Typen, zum
Teil in außerordentlich primitiver Weise, städtebaulich ein-
zubinden; aber keinem gelingt es ganz, beide Aufgaben in
einem befriedigenden Grade zu verschmelzen. Auch hier fehlt
die vorhergehende städtebauliche Bearbeitung der Aufgabe,
deren Ziel es nicht zuletzt hätte sein müssen, einen Bauplatz
zu schaffen, der der Entwicklung eines regelmäßigen Grund-
rißorganimus günstiger gewesen wäre.
So stellt sich schließlich als ein weiteres Ergebnis dieses
Wettbewerbs — freilich auf einem reichlich kostspieligen Um-
wege — die Unentbehrlichkeit einer städtebaulichen Be-
arbeitung der Aufgabe heraus.
270
aussehen, wenn die Jägerstraße ohne sonstige Eingriffe in den
Baubestand durchgebrochen würde. Rechts das Schloß. Völlig
zerrissene, verfließende Raumwirkung, verstärkt durch die seit-
liche Ausbuchtung des Reichsbankplatzes im Hintergrund (ent-
spricht Reichsbankentwurf B, vgl. Abb. 2, und vielen Wett-
bewerbsentwürfen) .
Aus „Baugilde".
Abb. 4. Ein Kompromiß: Die abschließende Wirkung der Platz-
wand wird nur sehr unvollkommen wiederhergestellt, der Charakter
der Jägerstraße als Hauptdurchgangsstraße aber wird zerstört. An
die Stelle einer großen Städtebau-künstlerischen Möglichkeit tritt
ein „notwendiges Übel". Vgl. auch Abb. 5 u. 6.
weit, Heft 31; Deutsche Bauzeitung, Heft 31 u. 32; Zentral-
blatt der Bauverwaltung, Heft 33). Hier soll nur ein Ueberblick
versucht werden über die Gesamtleistung des Wettbewerbs,
im Hinblick auf die eingangs skizzierte Aufgabe.
Das eigentliche Ergebnis des Wettbewerbs liegt darin, daß er
trotz der sehr ungleichen Konkurrenzbedingungen erwiesen hat,
daß die Entwürfe des Reichsbankbaubüros verbesserungsfähig
und nicht ausführungsreif waren. Die Hauptursache dafür, daß
darüber hinaus keine entscheidenden Ergebnisse erreicht
wurden, muß zum überwiegenden Teil der Ausschreibung zur
Last gelegt werden. Die Arbeitskraft der Bewerber wurde
durch die Unklarheit der städtebaulichen Voraussetzungen
zersplittert und zum großen Teil von vornherein fehlgeleitet.
Es traten 4 grundsätzlich verschiedene Arten der Aufschließung
auf, von denen 2 gar nicht erst hätten entstehen können, wenn
z. B. die Verlängerung der Jägerstraße als Teilabschnitt des
Ost-West-Durchbruchs festgestanden hätte. Der Gutachter-
ausschuß konnte auf Grund von Erklärungen des Vertreters der
Stadt Berlin, Vizepräsident Kühn, diese Verlängerung bereits
als feststehend annehmen und legte sie der Beurteilung der
Entwürfe zugrunde. Die Entscheidung für diese Route hat all-
gemeine Zustimmung gefunden. (Vgl. S. 272.) Daß sie aber für die
Wettbewerbsteilnehmer durchaus nicht selbstverständlich war,
zeigt sich z. B. darin, daß gerade der Entwurf, der als ein-
ziger im Wettbewerb die städtebauliche Aufgabe in ihrem
ganzen Umfang anschnitt, G. Graubner, Stuttgart, seiner
Arbeit den Ausbau des Zuges der Mohrenstraße zugrunde
gelegt hatte und dadurch völlig ausfiel. Die Mehrzahl der
Teilnehmer hatte allerdings den Neubau zur verlängerten
Jägerstraßs orientiert. Trotzdem war von dem gegebenen
Bauplatz aus eine befriedigende städtebauliche Lösung in
weiterem Rahmen nicht möglich. Die meisten Entwürfe be-
schränken sich darauf, den Neubau durch einen Vorplatz an
die verlängerte Jägerstraße anzuhängen, ohne sich um die
Gestaltung dieses Straßenzuges weiter zu bemühen. Zu
welchen Folgen das führt, zeigt z. B. die Abb. 3. Einigen Teil-
nehmern gelingt zwar eine architektonisch befriedigende Aus-
gestaltung dieses Vorplatzes, z. B. dem städtebaulich am
meisten beachteten Entwurf von Frick, Königsberg (s. S. 271),
aber nur auf Kosten der künftigen Jägerstraße, die dann über-
mäßig eingeengt oder sogar überbaut und zu einem not-
wendigen Übel degradiert wird. Bei der zu erwartenden
Lebensfülle dieser Straße ist das aber nicht nur technisch,
sondern vor allem künstlerisch schlechthin unmöglich. — Der an-
gewiesene Bauplatz erwies sich überdies als zu klein, wenn
die Bauhöhe, die im Interesse der städtebaulichen Einbindung
in die Umgebung erforderlich ist, nicht überschritten werden
sollte. Eine Befreiung aus dieser Enge, etwa durch sofortige
Einbeziehung des für den Vorplatz vorgesehenen Geländes
in den Bauplatz, wurde durch die bereits angeführte
Beantwortung einer Anfrage, die anscheinend nach dieser
Richtung zielte, abgeschnitten. So ist es erklärlich, daß
viele Teilnehmer die städtebaulichen Aufgaben ebenso igno-
rierten, wie sich die ausschreibende Stelle erlaubt hatte sie
zu ignorieren, und sich auf die Bearbeitung des Grundrisses
beschränkten oder beschränken mußten. So entstanden viele
rein theoretische Grundrißlösungen, kreisförmige Zentralbauten,
streng rechtwinklige, symmetrische Systeme und dgl., die
zu der städtebaulichen Situation des gegebenen Bauplatzes
schlechterdings keinerlei Beziehung haben. Auch in den Ent-
würfen, die auf die gegebene unregelmäßige Form und auf
die Umgebung des Bauplatzes eingehen, ist in den meisten
Fällen ein regelmäßiger Typ als Ausgangspunkt der Be-
arbeitung erkennbar, der der Aufgabe ohne Zweifel sehr ent-
spricht. Manche Entwürfe versuchen, durch Verbiegungen,
durch Anhängsel oder sonstige Hilfsmittel diese Typen, zum
Teil in außerordentlich primitiver Weise, städtebaulich ein-
zubinden; aber keinem gelingt es ganz, beide Aufgaben in
einem befriedigenden Grade zu verschmelzen. Auch hier fehlt
die vorhergehende städtebauliche Bearbeitung der Aufgabe,
deren Ziel es nicht zuletzt hätte sein müssen, einen Bauplatz
zu schaffen, der der Entwicklung eines regelmäßigen Grund-
rißorganimus günstiger gewesen wäre.
So stellt sich schließlich als ein weiteres Ergebnis dieses
Wettbewerbs — freilich auf einem reichlich kostspieligen Um-
wege — die Unentbehrlichkeit einer städtebaulichen Be-
arbeitung der Aufgabe heraus.
270