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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 3.1979

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Queißer, Manfred: Ästhetische Wertorientierungen und Charakter der Arbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.30595#0058
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gewiaeer Stufe eine eolche HBhe, daß nieht nur notwendige Be-
dlirfnieae, sondern auch Luxuagenüsse, wenn auoh zunächst nur
fUr eine Minderheit, produziert werden. Der Kam.pf ums Dasein
... verwandelt sieh also in einen Kampf um Genüsse, um nicht
mehr bloße Exiatenzmittel, aondem um .., geaellachaftlich
produzierte Entwicklungsmittel..." /1/

Wenn auch im einzelnen unter großen Entbehrungen sich höhere
Wertorientierungen durchzusetzen vermochten, obwohl Grundbe-
dtirfnisae keinesfalls als erfUllt gelten konnten, so z. B.
in bezug auf die Wissenachaft Josef von Frauenhofer und Emst
Abbe, in bezug auf die Bildende Kunst und Formgestaltung
Lyonel Feininger, Gerhard Marcks, Joost Schmidt und Georg
Muche, bestehen, wenn wir daa Wesentliche vom Zufölligen
trennen, von den sozialen Bedingungen sich herleitende Abhän-
gigkeiten. Sie ergeben sich aus typischen Lebensbedingungen,
produktiven Anforderungen, Bildungsmöglichkeiten und sich
aus ihnen herleitenden Grundinteressen.

FUr die Bourgeoisie ist die auf den Profit gerichtete Wert-
orientierung eharakterlstiseh. Sie ergibt sich aus dem pri-
vatkapitalistischen Eigentum und wird durch die Konkurrenz
zur zwingenden Grundhaltung. Daa Streben nach Anhöufung von
Reiehtum ist bei den Individuen dieser Klasse vor allem das
Streben nach Besitz. Die Natur, der wir die Rohstoffe ent-
nshmen, Arbeitskraft wie auch Produktionsmittel werden vor
allem unter dem Gesichtspunkt der Verwertbarkeit im Sinne der
Mehrwertrealisierung beurteilt. Kunstgegenstönde werden vor-
rangig naoh ihrem Geldwert eingeschötzt. Selbst die Angehöri-
gen dieser Klasse schätzen sich nach der Höhe der sie perso-
nifizierenden Kapitalien. Im Gegensatz tendieren die Wert-
orientierungen der Proletarier auf die Verwirklichung gesell-
sohaftlioher Verhöltnisse, die allen Individuen die Möglich-
keit geben, auf der Grundlage der allgemeinen Sicherung ihrer
Lebensbedingungen sich als Persönlichkelt im und außerhalb
des Arbeitsprozesses zu verwirklichen. So können wir feststel-
len i

Wertorientierungen enthalten immer ein Moment des Notwendigen,
aus dsn gesellschaftliehen Verhöltnissen Abgeleitetes. Sie

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