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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 3.1979

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Wittwer, Bernhard: Einige neurobiologische Aspekte der Ästhetik
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https://doi.org/10.11588/diglit.30595#0118
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mutungsqualitäten erzielen lassen. Auch das Design hat in hohem
Maße mit ästhetischen Fragen zu rechnen, soll es doch praktische
Bedürfnisse der Menschen befriedigen. So stellt M i t t a g
fest: "Große Bedeutung kommt der Formgestaltung (Design, B. W.)
zu ... Die hervorragende technische Lösung muß mit einer zweck-
entsprechenden ästhetischen Gestaltung verbunden werden. Der Ge-
brauchswert eines Erzeugnisses wird nicht allein durch seine
Funktionstüchtigkeit, sondern darüber hinaus mehr und mehr durch
die Formgestaltung bestimmt. Man muß ganz deutlich sagen: In
welchem Maße die Belange der Formgestaltung bei der Entwicklung
und Produktion der Erzeugnisse berücksichtigt werden, ist ein
direktes Maß dafür, wie die Hauptaufgabe im Sinne der Verbesse-
rung der materiellen und kulturellen Lebensbedürfnisse des Vol-
kes verstanden wird ... Eine zunehmende Zahl von Menschen stellt
ausgeprägte kulturelle Ansprüche, die sich vor allem aus dem
Fortschritt der sozialistischen Gesellschaftsordnung als Ganzes
ergeben. Gerade darum hat doch die Formgestaltung unter unseren
sozialistischen Verhältnissen ein besonderes Gewicht." /3/ Diese
Erkenntnis, sowie die allseitig betonte Forderung nach Oualität
der Erzeugnisse, nicht zuletzt aber das Bestreben, der Ästhetik
dienlich zu sein, ließen es zum Versuch kommen, diese üntersu-
chung durchzuführen. Es geht eben nicht an, daß sich Designer
damit begnügen, Gestaltungen nach eigenen Gefühlen vorzunehmen.

Es muß vielmehr möglich sein, Gestaltungen zu finden, die für be-
stimmte festumrissene Menschengruppen auch bestimmte Anmutungs-
qualitäten besitzen. Dszu sind neben der Schaffung eines Regel-
systems natur- und gesellschaftswissenschaftliche Einsichten er-
forderlich. Die Regel als unentbehrliches Hilfsmittel muß vom
Designer zunächst richtig verstanden und dann richtig angewendet
we rden.

Die Voraussetzungen für eine Erklärung des Ästhetischen sind
vielseitig und ungesichert. Die vorliegende Mannigfaltigkeit
eines Verständnisses des Ästhetischen kann und soll hier nicht
im einzelnen untersucht werden. Es müssen vielmehr, da die Ner-
venfunktionen bisher nur ungenügend beachtet wurden, in einem
erst.en orientierenden Überblick prinzipielle naturwissenschaft-
liche Bestimmungen getroffen werden. Unabhängig vom Erkenntnis-
stand der Neurobiologie ist es gegenwärtig wichtig, sich Klar-

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