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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 3.1979

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Wittwer, Bernhard: Einige neurobiologische Aspekte der Ästhetik
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https://doi.org/10.11588/diglit.30595#0117
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Bernhard Wittwer

Einige naurobiologische Aspekte der Ästhetik

1. Ästhetik und Neurobiologie

"Der Fortschritt der modernen Wissenschaft beruht zu einem großen
Teil auf der Tatseche, daß die Berührung zwischen verschiedenen
Bereichen sich als fruchtbare Anregung für weiteres Untersuchen
erwiesen hat. /I/ Dieser von L e y beobachtete Sachverhalt
soll im vorliegenden 3eitrag für die Ästhetik und somit auch für
das Design nutzbar gemacht werden. Erkenntnisse der Physiologie,
der Psychologie, der Neurobiologie werden mit Erkenntnissen der
Ästhetik verschmolzen. Ziel dieser Untersuchung ist es, einen
Beitrag zur Herausbildung einer Theorie der Ästhetik auf der
Grundlage der dialektischen Einheit von Natur- und Gesellschafts-
wissenschaften zu leisten. Es ist verständlich, daß ein Bereich,
der bisher nur wenig naturwissenschaftliche Anknüpfungsmöglich-
keiten bot, nur allzu leicht von gesellschaftswissenschaftlichen
Absichten bestimmt wurde und auch noch bestimmt wird. Diese Bemü-
hungen haben dazu geführt, daß die naturwissenschaftliche Seite
des Ästhetischen von neueren Autoren allenfalls noch erwähnt wird
Doch stützen sie sich dabei auf oine eingeengte und undialekti-
sche Auffassung von der Wissenschaft. Es kann also eine brauchba-
re Konzeption innerhalb der Ästhetik nur dann geben, wenn auch
zutreffende naturwissenschaftliche Erkenntnisse ihren Eingang
finden.

Eine besondere Bedeutung muß der Neurobiologie beigemessen werden
Matthies schreibt: “Wenn man den gegenwärtigen Erkennt-
nisstand der Neurobiologie und ihre Stellung im System der Ein-
zelwissenschaften überblickt und dabei von dem hierarchischen
Aufbau der Organisation der belebten Materie ausgeht, so erkennt
man, welche übergreifende Bedeutung die Erforschung des Nerven-
3ystems hat. Die Neurobiologie i3t vom methodologischen und er-
kenntnistheoretischen Aspekt eine Querschnittswissenschaft.“ /2/

Bekanntlich liegen dem Ästhetischen, unabhängig von der Art der
Reizkomplexe, gesetzmäßige Beziehungen zugrunde. Das Mühen um
die Ergründung dieser Gesetze reicht Jahrhunderte zurück und
führte zum Bestreben,Regeln festzulegen, wie sich bestimmte An-

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