Herbert Letsch
Subjektorientierte Ästhetik als philosophische Disziplin und
einige Fragen des ästhetischen Gebrauchs
Es dürfte keine Frage sein , daß in unserer gesellschaftlichen
Entwicklungsphase, die uns an den Aufbau der materiellen und
geistigen Grundlagen des Kommunismus heranführt, die Notwendig-
keit einer allgemeinen ästhetischen Theorie der Gestaltung der
gegenständlichen Umwelt nicht länger zu bestreiten ist . Viele
Mängel in der Praxis rühren daher, daß wir über den Pluralismus
spezieller ästhetischer Auffassungen des Architekten, bilden-
den Künstlers, Formgesta1ters aber auch der für die ökonomische
Seite des Problems Verantwortlichen nicht hinauskommen . Uns
fehlt sozusagen das Navigationsinstrument , das diese spezifi-
schen Aufgaben in eine einheitliche ästhetische Zielvorgabe
integriert.
Es ist ferner kein Geheimnis, wie wenig die Ästhetik als philo-
sophische Disziplin gegenwärtig - und nicht erst seit heute -
dem gewachsen ist. Nach wie vor kann sie sich nur schwer von
jener Scheinlösung lossagen , die besagt , es gäbe eine Ästhetik
im weiten und eine solche im engen Sinne, die sogenannte "Kunst-
ästhetik" bzw. die Ästhetik als allgemeine Kunsttheorie. Inner-
halb dieser dualistischen Konzeption gibt es zudem zwei Varian-
ten: Die eine , die die Kunstästhetik als die "eigentliche"
Ästhetik und damit die Kunst, ohne das freilich explizit zu
sagen, zum Maß jedweder ästhetischer Gestaltung stilisiert; die
andere, die von der Gleichwertigkeit der sogenannten außer-
künstlerischen und der künstlerisch_ästhetischen Tätigkeit
spricht, aber methodologisch immanent vorgeht, indem immer nur
das eine am anderen gemessen wird, anstatt die konstitutiven
Gestaltungsweisen - industrielle Formgebung, architektonisches
Gestalten und Kunst - und den Zusammenhang ihrer komplexen Funk-
tionalität auf den gesellschaftlichen Aneignungsprozeß, als
gegenüber diesen Gestaltungsweisen insgesamt invarianter Be-
stimmung, theoretisch abzuheben.
Unseres Erachtens muß eine solche dringend erforderliche all-
gemeine Theorie der gegenständlichen ästhetischen Kultur von
der Entwicklungstendenz des gesamtgesellschaftlichen Lebens-
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Subjektorientierte Ästhetik als philosophische Disziplin und
einige Fragen des ästhetischen Gebrauchs
Es dürfte keine Frage sein , daß in unserer gesellschaftlichen
Entwicklungsphase, die uns an den Aufbau der materiellen und
geistigen Grundlagen des Kommunismus heranführt, die Notwendig-
keit einer allgemeinen ästhetischen Theorie der Gestaltung der
gegenständlichen Umwelt nicht länger zu bestreiten ist . Viele
Mängel in der Praxis rühren daher, daß wir über den Pluralismus
spezieller ästhetischer Auffassungen des Architekten, bilden-
den Künstlers, Formgesta1ters aber auch der für die ökonomische
Seite des Problems Verantwortlichen nicht hinauskommen . Uns
fehlt sozusagen das Navigationsinstrument , das diese spezifi-
schen Aufgaben in eine einheitliche ästhetische Zielvorgabe
integriert.
Es ist ferner kein Geheimnis, wie wenig die Ästhetik als philo-
sophische Disziplin gegenwärtig - und nicht erst seit heute -
dem gewachsen ist. Nach wie vor kann sie sich nur schwer von
jener Scheinlösung lossagen , die besagt , es gäbe eine Ästhetik
im weiten und eine solche im engen Sinne, die sogenannte "Kunst-
ästhetik" bzw. die Ästhetik als allgemeine Kunsttheorie. Inner-
halb dieser dualistischen Konzeption gibt es zudem zwei Varian-
ten: Die eine , die die Kunstästhetik als die "eigentliche"
Ästhetik und damit die Kunst, ohne das freilich explizit zu
sagen, zum Maß jedweder ästhetischer Gestaltung stilisiert; die
andere, die von der Gleichwertigkeit der sogenannten außer-
künstlerischen und der künstlerisch_ästhetischen Tätigkeit
spricht, aber methodologisch immanent vorgeht, indem immer nur
das eine am anderen gemessen wird, anstatt die konstitutiven
Gestaltungsweisen - industrielle Formgebung, architektonisches
Gestalten und Kunst - und den Zusammenhang ihrer komplexen Funk-
tionalität auf den gesellschaftlichen Aneignungsprozeß, als
gegenüber diesen Gestaltungsweisen insgesamt invarianter Be-
stimmung, theoretisch abzuheben.
Unseres Erachtens muß eine solche dringend erforderliche all-
gemeine Theorie der gegenständlichen ästhetischen Kultur von
der Entwicklungstendenz des gesamtgesellschaftlichen Lebens-
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