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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 5.1981

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Nagy, Èva Mària: Bedürfnisse und Ansprüche
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https://doi.org/10.11588/diglit.30597#0178
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Eva Maria Nag:y
Bedürfnlsse und. Anaprüche

Ber Terminuß 'Bedürfnis' maehte eine wunderhare Karriere in der
Formgestaltung. Wie der Zentralbegriff der Umweltkultur früher
die Schönheit war, benuizen heute die Formgestalter das Wort
Bedürfnis eim häufigsten. Bas gilt im gleichen Maße für Ost und
West.

Obwohl wir bis zur Langweiligkeit wiederholen» daß "die Formge-
staltung die materiellen und geistigen Bedürfnisse der Bevölke-
rung immer besser befriedigen sollte", kommen wir aber in der
Praxis nicht voran.

Viele Formgestalter gestehen offen, daß sie darin nicht sicher
sind, ob die von ihnen entworfenen Produkte den Bedürfnissen der
Konsumenten entsprechen.

Andere Formgestalter gestehen es sich nicht ein, aber sie sind
sich auch nicht sicher.

Eine dritte G-ruppe von Formgestaltern ist überzeugt, daß die von
ihnen entworfenen Produkte den Ansprüchen der Konsumenten ent-
sprechen, doch sie müssen mit Betroffenheit hören, daß die In-
genieurs, die Ökonomen, die Händler und auch ihre Kollegen eine
andere Meinung haben.

Die Ingenieure vertreten nicht selten die Mein-ung, daß ein vor-
geschlagener Entwurf gegenwärtig nicht realisierbar sei, höch-
stens in Japan; und für die Ökonomen sei wiederum dieses Produkt
meist nicht bezahlbar, höchstens in Amerika; und schließlich sei
nach Auffassung der Händlex- dieses Produkt auch nicht verkäuf-
lich, vielleicht nirgendwo verkäuflich.

Die Kollegen bewerten den Entwurf irgendwie so: "Er ist ein
sklavisches Bedienen der Konsumentenansprüche." oder so:

"Dleser Entwurf äfft eine amerikanische Stilrichtung nach."

Und dabei sprechen wir noch nicht eimnal über den eigentlichen
Bewerter des Gestaltungsentwurfes, über den Konsumenten.

Die streitenden Parteien beziehen sich allesamt auf den Konsu-
menten, aber der Konsument hat sehr selten eine Möglichkeit,
sich über ein entworfenes Produkt auch nur zu äußern.

Die über die Bediirfnisse der Konsumenten streitenden Parteien

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