Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
16

Kus dem trüben Schiefergrau des Grundes, der sich längs der Haube
und des Gesichtsprofiles mäßig lichtet, leuchtet zunächst der Zischschuppen-
glanz cher goldbordierten Kapuze, die das erdfahle Antlitz, dessen Stirn ein
graues Band umschlingt, überschattet. Ein blau und grün durchwirkter Shawl
umfängt den perlgrauen pelz, der über den Schultern der Prophetin ruht.
Darunter wächst reich ab-
gestuft der Purpur des
Gewands hervor. Kn sei-
nem überhellten Band
und dort, wo sich das
Licht auf hohe Zaltenbuge
setzte, erschimmert er in
leichtbeschlagnem pfirsich-
violett. In den Mulden
sammelt sich warmes, mit
leicht violettem Braun
durchsetztes vunkelsiena.
Dieses gesättigte Purpur-
braun überzieht den gan-
zen Mantel, bis es sich
in dessen überschatteten
Teilen dunkel vertrübt.
Kls lebhafteste Hellig-
keit ist das Buch in das
Zarbengefüge gesetzt. Oie
Lchriftzeilen sind, mit Aus-
nahme der charakteristi-
schen Majuskeln, als ge-
rade, dicke Striche darin
eingezogen. Kuf der lin-
ken Buchseite ruht die
oerfurchte Hand der Grei-
sin. Oie Zalten sind dar-
auf sauber weiß gehöht.
Die einzelnen Zormen des Gesichtes — Brauen, Augen.und Lider —
sind nur in sachter Andeutung gegeben. Es zeigt fast keine Modellierung.
Die Kufgabe van vliets, dies Bild zu übersetzen, war schwer genug. Im Gegen-
satz zu den vorhergegangenen, kleinfigurigen Bildern, die — das ist nach Maßgabe
gleichzeitiger Gemälde Rembrandts sicher anzunehmen — die Zarbe in deutlich
geschiedenen, mäßig großen Parzellen aufgeteilt enthielten, ist hier auf der
Mantelfläche das Nolorit ganz auf den Reichtum schwankender Nuance eingestellt.
Was sich beim ersten Anblick der Nopie van vliets dem Betrachter auf-
drängt, ist die Tatsache, daß er die Helldunkel-Nomposition von Rembrandt
völlig umgestoßen hat.


Nbb. 14. Rembrandt: Oie sog. Prophetin Hanna.
 
Annotationen