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Frankfurter gelehrte Anzeigen: vom Jahr ... — 1773

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[Nro. LXXXI-CV]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27330#0700
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der Ucberfall der nordischen Völker in Italien und
in das römische Reich, wodurch denn vollends a!les
untereinander geworfen wurde, und in die römische
Sprache, die diese Völker annahmen, wol keine neue
Schönheiten eingeführet werden konnten. Z "ar
blichen der Jugend noch nachhero die guten Schrift-
steller immer in den Händen, bis endlich nach Carls
des Großen Zeiten auch diese den Mißgeburten der
abgeschmacktesten Köpfe weichen musten, und zu glei-
cher Zeit eine allgemeine Unwissenheit einrisse, und
durch alle Fächer sich verbreitete. Da unser V. die
Aufsicht über die dasige akademische Bibliothek hat,
so konnte es ihm nicht schwer fallen, Proben dieser
Barbarey von allen Gattungen aufzustellcn, und wir
haben sie bey ihm in Menge vorgcfundcn. Die
Wahl thut uns wehe, ob wir sie aus dem Duns
beptus oder der Schrift KtainmreÄa«, deren Werk,
im i4ten Iahrh. gelebt haben mag, aus dem
Annalitta Colmarienfis , oder aus öffentlichen
Schreiben, Dokumenten und Diplomen, oder aus
Privatschreiben großer Herren, oder aber aus den
Grammatikern dieser Grundsuppe alles Ucbels
hernehmen, oder ob wir gar etwas Poetisches un-
fern Lesern austlschen sollen — etwa leoninische Verse
aus demPoeta Saxo, öcmGotholredusHagenöenfis,
oder dem bisher noch unbekannt gewesenen Günthe-
rus Schuttei enüs; den man also mit dem Giintherus
Ligurinus, so wie jenen Saxo mit dem Saxo Gram-
maticus ja nicht verwechseln muß, weilen diese beede
nebst wenigen andern, noch Beweise sind, daß man
mitten in der Barbarcy sich noch so ziemlich rein ha-
be erhalten können. Kurz, wer Lust und Muße hat
zu lachen, der lese und stäche, wenn er nicht lieber
über die Dummheit dieser Zeiten mitleidig weinen
möchte.

Wir
 
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