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Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1788-1794

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https://doi.org/10.11588/diglit.48270#0261
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machen , welche eine Wiederbolung der ehemaligen Beſchwerden wa⸗
ren, und die Aufhebung aller eingefuͤhrten Neuerungen, und einen naͤch—
ſtens abzuhaltenden Landtag verlangten. Die meiſten ſandten eine
Abſchrift ihrer Vorſtellungen auch an den Fuͤrſten Kaunitz, und bar
ten ihn dringend / itr Verlangen bey dem Kaiſer zu unterſtuͤtzen. Der
Fuͤrſt hatte kaum die erſten Vorſtellungen erhalten, ſo ſetzte er ſich baruͤber


wandte ſich mit ſo trifeigen Bewegungen an den Kaiſer, daß Se. Majeſtät


Jahre ſicher gehalten, und bis dahin, mit Ausnahme des Toleranz⸗des


foll/ wie es bey Se. Majeſtaͤt Negierungsantritte war. Das deswegen
abgefaßte Reſeript iſt an alle Geſpanſchaften des Koͤnigreiches/ in lateini⸗
ſcher Sprache, geſandt worden: Da nun der Kaiſer gleich darauf ſtarb/
trat wieder Mißtrauen an die Stelle, weil man beſorgte, der nunmehrige
Koͤnig duͤrfte andere Geſinnungen hegen; aber dieſer Zweifel iſt nun ge⸗
hoben, da der Koͤnig bereits durch ein bey dem Fuͤrſten Kaunitz einge⸗
troffenes Handſchreiben, nicht nur alle Conceßionen des Kaifers bes
ſtaͤtiget, ſondern auch erklaͤret hatte, er wolle ſich ſogleich kroͤnen laſſen und
gleich Landtag halten, welcher bis laͤngſtens im Junius zu Presburg ver⸗
ſammelt ſeyn ſollte. 8* —

Dieſer Schritt kuͤndiget eine große Weisheit und Gerechtigkeie der
kuͤnftigen Regierung an. Wenn dieſelbe die Rechte der Nation nicht
verkennt, und derſelben Ausuͤbung auf dem Laͤndtage ſicher ſtellt, ſo
verpflichtet ſie ſich aller Herzen, und kann immer in allen Unternehmungen/
auf die getreue Unterſtuͤtzung derſelben rechnen.

Auf dieſem Wege werden zwar die Reformen weit langſamer zu
Stande kommen, als auf dem Wege, den Joſeph der II. einſchlug/ um ſo
mehr, als ein großer Theil der Ungariſchen Mation noch bey weltem nicht
aufgeklaͤrt genug iſt, was gut und weiſe iſt, von ſelbſt zu erkennenz
aber, was geſchieht, wird dauertzauft ſeyn, und iſt nur eine Conſtitution
feſtgeſetzt, und laͤßt man nur der Nation diejenige Gewalt; die ihr
zuſteht, ſo wird ſie mit dem zunehmenden ETchte der Wiſſenſchaften /
ficher endlich dabin gelangen, wohin es der beſte und weiſeſte Monarch mit
Gewalt zu bringen nicht im Stande iſt.
Ein Schreihen aus Wien druckt ſich hieruͤber alſo aus: „Die Gaͤh⸗
tung der Gemuͤther war in dieſem Reiche auf das aͤuſſerſte geſtiegen/ und
Serbſtmeſſe 1730. S DEr


 
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