Letzte Tätigkeit Brunelleschis. 25
In den letzten Lebensjahre des Meisters fällt der Bau des Palazzo
Ouaratesi in Florenz. Das Erdgeschoß hat eine zahme Rustika,
die Obergeschosse sind verputzt. Brunelleschi kehrte nochmals zum Zar-
teren, Liebenswürdigeren zurück. Der Greis konnte noch immer so
empfinden wie damals, als er die Pazzikapelle mit jener jüngling-
haften Straffheit und Keuschheit entwarf. Vie Pazzikapelle konnte er
ja nie aus den Rügen verlieren, der Bau kam so namenlos langsam
voran, daß es unserer nervösen Zeit unbegreiflich scheint. Vie Fassade
ist nie fertig geworden, das Mißlingen der Pazziverschwörung besie-
gelte 1478 ihr Schicksal. So hat man 48 Jahre an dem kleinen Werk
gearbeitet, ohne es zu vollenden: was aber daran geschah, atmet be-
sondere Liebe. Der Innenraum war erst 1443 fertig geworden, als
der Pittikoloß im Bau war, und Brunelleschi mußte sich mit der Deko-
ration der Rapelle beschäftigen, die er im wesentlichen dem Lucca
della Robbia überließ, dessen glasierte, in Hellen Farben leuchtende
Tonreliefs streng tektonisch verteilt zu dem Glücksgefühl dieser Rrchi-
tektur so vorzüglich passens.
Mit Lucca konnte er besser arbeiten als mit seinem alten Freund
Donatello, der damals mit seiner ganzen Werkstatt nach Padua wan-
derte und so die neue Kunstrichtung nach Gberitalien trug, wo seine
freie unstrenge Rrt eine Generation später überströmende Nachfolge
finden sollte. Der greise Brunelleschi erlebte noch, daß nach längeren
Streitigkeiten sein Modell für die Laterne der vomkuppel angenommen
wurde, im Detail war diese Bekrönung des gotischen Werkes antiki-
sierend, aber doch als Strebewerk der Gotik angepaßt. 1446 starb er,
fast 70jährig. Er konnte mit dem Bewußtsein sterben, erreicht zu haben,
was die Sehnsucht seiner Jugendwünsche war: die Wiederkehr der guten
Baukunst. Die strenge Tektonik seiner Werke, der Rlarheitsdrang seines
Schaffens konnte jetzt nicht mehr untergehen, mußte ihn überleben,
sein Geist mußte weiterwirken.
Rber Filippo Brunelleschi war Florentiner. In Florenz war er ge-
boren, hier hat er gewirkt. So viel er von Rom gelernt hat, seine
Bauten blieben florentinisch, setzten die Traditionen seiner Vaterstadt
fort. Sollte seine Runst allgemeingültig werden, so mußte sie von dieser
Schranke frei werden, den Lokalcharakter abstreifen. Das war die Arbeit
der folgenden Generationen.
nicht sicher und wird angezweifelt. Stilistisch fügt er sich besser in die Bio-
graphie Michelozzos als in die Brunelleschis.
1) In derselben Zeit begann auch die Dekoration von S. Lorenzo.
In den letzten Lebensjahre des Meisters fällt der Bau des Palazzo
Ouaratesi in Florenz. Das Erdgeschoß hat eine zahme Rustika,
die Obergeschosse sind verputzt. Brunelleschi kehrte nochmals zum Zar-
teren, Liebenswürdigeren zurück. Der Greis konnte noch immer so
empfinden wie damals, als er die Pazzikapelle mit jener jüngling-
haften Straffheit und Keuschheit entwarf. Vie Pazzikapelle konnte er
ja nie aus den Rügen verlieren, der Bau kam so namenlos langsam
voran, daß es unserer nervösen Zeit unbegreiflich scheint. Vie Fassade
ist nie fertig geworden, das Mißlingen der Pazziverschwörung besie-
gelte 1478 ihr Schicksal. So hat man 48 Jahre an dem kleinen Werk
gearbeitet, ohne es zu vollenden: was aber daran geschah, atmet be-
sondere Liebe. Der Innenraum war erst 1443 fertig geworden, als
der Pittikoloß im Bau war, und Brunelleschi mußte sich mit der Deko-
ration der Rapelle beschäftigen, die er im wesentlichen dem Lucca
della Robbia überließ, dessen glasierte, in Hellen Farben leuchtende
Tonreliefs streng tektonisch verteilt zu dem Glücksgefühl dieser Rrchi-
tektur so vorzüglich passens.
Mit Lucca konnte er besser arbeiten als mit seinem alten Freund
Donatello, der damals mit seiner ganzen Werkstatt nach Padua wan-
derte und so die neue Kunstrichtung nach Gberitalien trug, wo seine
freie unstrenge Rrt eine Generation später überströmende Nachfolge
finden sollte. Der greise Brunelleschi erlebte noch, daß nach längeren
Streitigkeiten sein Modell für die Laterne der vomkuppel angenommen
wurde, im Detail war diese Bekrönung des gotischen Werkes antiki-
sierend, aber doch als Strebewerk der Gotik angepaßt. 1446 starb er,
fast 70jährig. Er konnte mit dem Bewußtsein sterben, erreicht zu haben,
was die Sehnsucht seiner Jugendwünsche war: die Wiederkehr der guten
Baukunst. Die strenge Tektonik seiner Werke, der Rlarheitsdrang seines
Schaffens konnte jetzt nicht mehr untergehen, mußte ihn überleben,
sein Geist mußte weiterwirken.
Rber Filippo Brunelleschi war Florentiner. In Florenz war er ge-
boren, hier hat er gewirkt. So viel er von Rom gelernt hat, seine
Bauten blieben florentinisch, setzten die Traditionen seiner Vaterstadt
fort. Sollte seine Runst allgemeingültig werden, so mußte sie von dieser
Schranke frei werden, den Lokalcharakter abstreifen. Das war die Arbeit
der folgenden Generationen.
nicht sicher und wird angezweifelt. Stilistisch fügt er sich besser in die Bio-
graphie Michelozzos als in die Brunelleschis.
1) In derselben Zeit begann auch die Dekoration von S. Lorenzo.