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so jugendlich frisch geblieben sei. Ach, meinte er, ich bin nur zur
Marine gegangen, weil mein Schulfreund durchaus Seemann werden
wollte und ich mich nicht von ihm trennen mochte. Ich wurde auch
angenommen, er dagegen als untauglich zurückgewiesen. Meine Freude
mn Seeleben kam erst allmählich, aber kann man sich etwas Schöneres
denken, als so mit den Elementen zu kämpfen? Und sehen Sie dort
den Fnsiyama fast bis unten hinab mit Schnee bedeckt aus dem Meer
aufsteigen? Entschädigt nicht ein einziger solcher Anblick für wochen-
lange Mühen?
Air Bord unserer Schiffe — es sind ihrer nur noch drei, eins ist
mit dem kranken Kommandanten durch die Jnlandsee geschickt, nm
ruhigeres Wasser zu haben, und ein anderes unmittelbar von Hong-
kong nach Aokohama gegangen — freut man sich des besseren Wetters
und möchte es gern genießen. Aber nun heißt es im Geschwader
manövrieren, Geschütz-Exerzieren, Feuerlösch-Uebungen machen, Deck-
scheuern und Malen und was alles sonst. Der eine oder andere der
jüngeren Offiziere hat im stillen wohl auf etwas Ruhe gehofft und ist
enttäuscht. Ruhe giebt es erst im Hafen. Auf dem Deck und unter
demselben wimmelt es von thätigen Menschen, und die armen „Bade-
gäste": Auditeur, Aerzte, Zahlmeister, denen sich derHöchstkommandierende
der Marine-Infanterie und der Maschinen-Jngenieur gern anschließen,
und zu denen endlich wir selbst gehören, verzweifeln in ihren Kammern
daran, einen vernünftigen Gedanken niederzuschreiben, denn alle fünf
Minuten müssen bei den Uebungen sämtliche Pforten abwechselnd
geöffnet und geschlossen werden, sodaß bald Tageslicht, bald Lampen-
licht herrscht. An Deck ist für uns kein Platz. Ich flüchte mich Hinter-
em Geschütz, bekomme aber infolgedessen voll hinten einen nicht für
mich bestimmten Eimer Wasser über die Füße und finde meine Laune
erst wieder, wie ich sehe, daß unser aller Liebling, der koreanische Bär,
noch trauriger umherirrt als ich selbst.
Na, endlich kommt der Hafen aber doch in Sicht, und nun fragt
es sich, gehen wir wirklich hinein oder liegen wir wie gewöhnlich so
weit ab, daß nur die Badegäste an Land gehen. Meistens bleiben wir
draußen. Aber alsbald rückt die ganze Mannschaft in allen vor-
handenen Booten aus, um Landungsmanöver oder Schießübungen an
Land abzuhalten, und der erste Offizier ist den ganzen Tgg in Sorge,
ob bei dem starken Flutwechsel, der wechselnden Strömung und dem
plötzlich aufkommenden Nebel nicht eins der Boote aus einer Sand-
bank liegen bleibt. Dann wird mit Scheinwerfern und Raketen noch
so jugendlich frisch geblieben sei. Ach, meinte er, ich bin nur zur
Marine gegangen, weil mein Schulfreund durchaus Seemann werden
wollte und ich mich nicht von ihm trennen mochte. Ich wurde auch
angenommen, er dagegen als untauglich zurückgewiesen. Meine Freude
mn Seeleben kam erst allmählich, aber kann man sich etwas Schöneres
denken, als so mit den Elementen zu kämpfen? Und sehen Sie dort
den Fnsiyama fast bis unten hinab mit Schnee bedeckt aus dem Meer
aufsteigen? Entschädigt nicht ein einziger solcher Anblick für wochen-
lange Mühen?
Air Bord unserer Schiffe — es sind ihrer nur noch drei, eins ist
mit dem kranken Kommandanten durch die Jnlandsee geschickt, nm
ruhigeres Wasser zu haben, und ein anderes unmittelbar von Hong-
kong nach Aokohama gegangen — freut man sich des besseren Wetters
und möchte es gern genießen. Aber nun heißt es im Geschwader
manövrieren, Geschütz-Exerzieren, Feuerlösch-Uebungen machen, Deck-
scheuern und Malen und was alles sonst. Der eine oder andere der
jüngeren Offiziere hat im stillen wohl auf etwas Ruhe gehofft und ist
enttäuscht. Ruhe giebt es erst im Hafen. Auf dem Deck und unter
demselben wimmelt es von thätigen Menschen, und die armen „Bade-
gäste": Auditeur, Aerzte, Zahlmeister, denen sich derHöchstkommandierende
der Marine-Infanterie und der Maschinen-Jngenieur gern anschließen,
und zu denen endlich wir selbst gehören, verzweifeln in ihren Kammern
daran, einen vernünftigen Gedanken niederzuschreiben, denn alle fünf
Minuten müssen bei den Uebungen sämtliche Pforten abwechselnd
geöffnet und geschlossen werden, sodaß bald Tageslicht, bald Lampen-
licht herrscht. An Deck ist für uns kein Platz. Ich flüchte mich Hinter-
em Geschütz, bekomme aber infolgedessen voll hinten einen nicht für
mich bestimmten Eimer Wasser über die Füße und finde meine Laune
erst wieder, wie ich sehe, daß unser aller Liebling, der koreanische Bär,
noch trauriger umherirrt als ich selbst.
Na, endlich kommt der Hafen aber doch in Sicht, und nun fragt
es sich, gehen wir wirklich hinein oder liegen wir wie gewöhnlich so
weit ab, daß nur die Badegäste an Land gehen. Meistens bleiben wir
draußen. Aber alsbald rückt die ganze Mannschaft in allen vor-
handenen Booten aus, um Landungsmanöver oder Schießübungen an
Land abzuhalten, und der erste Offizier ist den ganzen Tgg in Sorge,
ob bei dem starken Flutwechsel, der wechselnden Strömung und dem
plötzlich aufkommenden Nebel nicht eins der Boote aus einer Sand-
bank liegen bleibt. Dann wird mit Scheinwerfern und Raketen noch