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Franzius, Georg
Kiautschou: Deutschlands Erwerbung in Ostasien — 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.47948#0060
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Teil seines Verdienstes der Allgemeinheit zu opfern. Dennoch sehlt es nicht
an Einsichtigen, die seit Jahren versuchen, eine Korrektion des Wusung in
Fluß zu bringen. An ihrer Spitze steht das einzige deutsche Mitglied
der Handelskammer, Herr A. Korff, Ches des Hauses Melchers, der
die Erfolge der Weserkorrektiou iu Bremen gründlich kennen gelernt
hat. Bei unserer Anwesenheit wurden die Wasserverhältniffe des
Wusung auf Anlaß der Handelskammer wieder einmal von dem in
japanischen Diensten stehenden holländischen Ingenieur de Ryke unter-
sucht, doch glaubte niemand an baldige Verwirklichung des Planes.
Schwieriger als hier.'würde die Durchbrechung der Außenbarre
vor dem Minflusse sein, an dem die alte Handelsstadt Futschou liegt';
aber auch hier ließen sich wahrscheinlich bedeutende Verbesserungen
erzielen, wenn.man sich entschließen konnte, statt des jetzt benutzteil
nördlichen Flußarmes den allerdings weniger tiefen, aber der Flutwelle
besser zugekehrteu südlichen Arm auszubildeu. Es wurde allgemein,
selbst von dem Lotsen behauptet, daß dieser Arm im letzten Kriege von
Chinesen vollständig gesperrt worden sei, um die japanischen Schiffe
abzuhalten. Es stellte sich das jedoch bei unserer Untersuchung als eine
ganz unbegründete Sage heraus.
Die Barren vor und in den beiden mächtigsten Strömen Chinas,
dem Jangtse und dem Hoangho, unschädlich zu machen, wird Wohl
späteren Zeiten überlassen werden müssen. Das Bedürfnis ist noch
nicht so dringend, weil die Wassertiesen im Jangtse noch ziemlich aus-
reichen und der Hoangho von größeren Dampfern nicht befahren wird.
Immerhin könnte eine teilweise Korrektion des Hoangho in Frage
kommen, wenn es sich darum handelt, Eisenbahnen vom Süden des
Landes nach Peking hinauf zu führen. Ich will daher, obgleich ich dell
Hoangho nicht selbst gesehen habe, auch über diesen, wegen seiner Ueber-
schwemnlungen gefürchtetsten aller chinesischen Ströme, voll dem später
noch weiter die Rede sein wird, einige Angaben machen, die ich größten-
teils den Beobachtungen meiner Kollegen Banr und Hildebrand ver-
danke. Es war mir daran das Auffallendste, welche Verschieden-
artigkeit in den Waffermengen, dem Gefälle und dem entsprechend in
den Querschnitten dieser Ströme besteht, obgleich sie fast gleich große
Stromgebiete und nicht sehr verschiedene Länge besitzen.
Der Jangtse soll ein Stromgebiet voll 1,9 Millionen Quadrat-
kilometer und eine Länge von 5300 kni haben. Sein Gefälle beträgt
ill den unteren 1700 km etwa 1 : 37000. Aus der Strecke voll Hankau
bis Nanking kann seine Breite im Mittel etwa zu 2 km angenommen
 
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