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Franzius, Georg
Kiautschou: Deutschlands Erwerbung in Ostasien — 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.47948#0114
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angenommen, daß insgesamt etwa 21/2 Millionen Menschen von dort
aus ihren Bedarf an fremder Zufuhr empfangen, während der ganze
Norden der Provinz Fokien von Futschou aus versorgt wird. Dieses
Zwischengeschäft soll zu in Händen chinesischer Kaufleute liegen und
nur i/g den Fremden zusallen. Die hinter Fokien gelegene Provinz
Kiang-Si gehört bereits vollständig zum Gebiet des Jangtse. Alle
Flüsse gehen dorthin und auf ihnen über den Poyang-See der Thee
nach Kiukiang und dann nach Hankau, dem Haupttheemarkt Chinas.
Wollte man etwa versuchen, die Einfuhr Amoys durch Umwand-
lung des Vertragshafens in 'einen Freihafen zu heben, so würde das
in den Nachbarhäfen Hongkong und Schanghai seit Jahren thätige
deutsche Kapital schwerlich großes Interesse für Amoy zeigen und
andererseits würde man China den Ausfall an Seezöllen und Hafen-
abgaben ersetzen müssen, was alles bei noch nicht geöffneten Häfen
weit günstiger sich gestalten würde.
Amoy steht durch Dschunken und Boote mit dem nahen Fest-
lande in Verbindung. Dort sollen in der Nähe der Stadt Chiang-chiu
Steinkohlen und Eisen vorkommen, doch war nichts zuverlässiges hierüber
bekannt. Ein von dort herstammendes Stück Kohle erwies sich als
leichte Braunkohle. Irgendwelche nennenswerte Industrie ist in Amoy
nicht vorhanden. Die einzige gewerbliche Anlage von einiger Bedeutung
ist ein Trockendock für Schiffe von etwa 100 in Länge und 4,5 nr
Tiefgang, welches sich nach großen anfänglichen Verlusten in den
letzten Jahren ganz gut rentiert hat, aber die Konkurrenz der Docks
in Hongkong schwer empfindet.
Als Marinestation würde Amoy brauchbar sein, obgleich das
Klima auch hiergegen noch schwere Bedenken Hervorrufen müßte und
durch jdie Beseitigung der Schiffahrtshindernisse, durch die Rücksicht
auf den großen Flutwechsel und endlich durch die erforderlichen um-
fangreichen Befestigungsanlagen jedenfalls große Kosten verursacht
werden würden. In wirtschaftlicher Hinsicht ist aber von Amoy fast
nichts zu hoffen. Noch weniger allerdings von den Inseln Groß- und
Klein-Qmemoy, welche von dem Festlande zu weit entfernt sind und auch
keine für Hafenanlagen gut geeignete Wasserfläche besitzen. Sie
liegen in jeder Beziehung ungünstiger als Amoy und Kulangsu.
Dem Hafen von Amoy und unfern gastfreundlichen Landsleuten
auf Kulangsp sagen wir also mit Bedauern Lebewohl. Gern hätten
wir uns für diesen Platz entschieden, denn im Winter ist der Aufent-
halt auf der kleinen Insel ein sehr angenehmer. Von den gewaltigen
 
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