Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Franzius, Georg
Kiautschou: Deutschlands Erwerbung in Ostasien — 1898

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.47948#0150
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
117

und alles, was mit ihren Bedürfnissen zusammenhängt, sei es aus dem
Wasser oder ans dem Lande, wird voraussichtlich in der Nähe von
Womans-Jsland angelegt werden müssen. Es ist sodann nicht zu be-
zweifeln, daß auch die Küstendampfer der vier vorhandenen Dampfer-
linien, der drei englisch-chinesischen und einer japanischen sich sehr bald
nach Kiautschou wenden und da sie möglichst kurze Zeit liegen wollen,
wünschen werden, nicht weit in die Bncht hineinzulaufen. Demgemäß
ist es wahrscheinlich, daß ein Ort östlich von Womans-Jsland ent-
stehen wird.
Dagegen werden Wohl der eigentliche Handelshafen und die An-
lagen zur Verladung von Kohlen weiter nördlich in und an der tiesen
Rinne geschaffen werden, wenn man, wie anzunehmen, die Eisenbahn
das Ostufer entlang führt. Hier werden auch industrielle Anlagen am
Platze sein. Ob es schon bald gelingen kann, die kleineren Dampser,
Prähme u. s. w. für die chinesischen Küsten und Ströme hier aus
chinesischem Eisen zu bauen, läßt sich noch nicht übersehen. Jedenfalls
sind! hier geeignete Plätze dazu in größter Auswahl vorhanden. Holz-
lager und Holzbearbeitungswerkstütten für die aus Amerika rind Borneo
einzusührenden Hölzer sind unbedingt erforderlich. Vielleicht auch Zement-
fabriken, da ja der Bedarf an Zement nicht unerheblich sein wird und
zunächst wohl von Japan gedeckt werden muß. Ferner Kalkbrennereien
rind Steinlager, wie denn die Eröffnung von Steinbrüchen an der
Bucht nicht lange auf sich warten lassen wird. Auch ein Petroleum-
lager mit Oel vori Sumatra müßte sich rentiereu, da die Petroleum-
lampe und japanische Zündhölzer jetzt in das abgelegenste chinesische
Dorf dringen.
Besonders erforderlich werden für den Hafenplatz Schiffsrepara-
turanstalten in Form von Schwimmdocks und Trockendocks. Es haben
sich auch sofort Privatgesellschaften gefunden, welche bereit sind, nach dem
Muster von Honkong, Schanghai, Nagasaki und Jokohama auch iu
Kiautschou Docks von solcher Größe anzulegen, daß nicht nur unsere
Kriegsschiffe, sondern auch die größten Handelsdampfer dort ausgebessert
werden können. Wie erwähnt, geschieht das zur Zeit vorzugsweise in
Honkong. Der unternehmende chinesische Generaldirektor Tseng-Taotai
will aber an der Mündung des Wusung in den Jangtse ein großes
neues Trockendock anlegen, welches auch für solche Schiffe, die ihres zu
großen Tiefgangs wegen die innere Barre des Wusung nicht überschreiten
und deshalb nach Schanghai nicht hinausgehen können, brauchbar werden
soll. Es ist zu hoffen, daß man ihm in Kiautschou zuvorkommt und
 
Annotationen