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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 4.1935-1936

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Heft 17
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https://doi.org/10.11588/diglit.26619#0669
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Zeit das Ltiefkind der INode. Man gab sich gar nicht die Mühe, seine
Wirkungen zu erproben. Mütter und Grohmütter hatten oftmals eine
Srosche im Kasten liegen, die ihnen irgend jemand als kleiseandenken
von der 5ee mitgebracht hatte. 5onst hatte man keine Beziehungen
;u diesem einzigartigen Schmuckmaterial, um das schon die Köme-
rinnen die Germanin beneideten.

Lernstein eignet sich ;u jedem Schmuckstück. Vesondere Veachtung
sollte man der Zarbe schenken. Oie blonde hellhäutige Zrau wird am
besten den hellen Lernstein bevorzugen, die dunkelhaarige Zrau den
Lernstein mit dem braunen oder rotbraunen Ton. Lernstein kann
wie Silber ;u allen Zarben und ;u jeder klrt von krleidung getragen
werden. Znteressant ist eine liette von kleinen rohen Stücken, die
nur anpoliert werden. 5ie paht besonders gut ;um Trachtenkleid
oder für sportliche Lekleidung. Linen Seltenheitswert hat der 5ln-
hänger mit dem sogenannten Linschluh. Line grohe goldene Träne,
in der vor oielen tausend Iahren eine 5pinne gefangen wurde.

Gan; besonders möchte ich noch auf ein Schmuckstück hinweisen,
das die Zrau meist gar nicht als solches empfindet und in dem doch
unendlich viele Lköglichkeiten liegen. Gs ist der Knopf. Oer linopf
aus edlem Material in künstlerischer Korm. Oer tinopf aus 5ilber
und der tinopf aus Lernstein. 5ie sind unoerwüstlich, nicht der Mode
unterworfen und können immer wieder verwendung finden. lvelche
Zrau hat nicht ihren Knopfkasten, in dem gan;e Generationen von
linöpfen aufgehoben werden, aber nie wieder;ur verwendung kom-
men, weil sie nie passend sind. Gin Silberknopf oder ein Lernsteinknopf
passen überall und können auch mit gewaschen werden, ohne datz das
gan;e lileid verfärbt wird, wie das durch die modernen farbigen
Xnöpfe sehr häufig geschieht.

Nach dem Muster der schweren Lückeburger Lrautkette sind jeht
;wei !<etten — eine längere und eine kur;e — aus geschliffenen Lern-
steinperlen geschaffen worden. 5ie sind so einzigartig schön, datz ich
jeder Braut in deutschen Landen wünsche, sie möchte als hochzeits-
gabe eine solche ttette erhalten.

Gin f)och;eitskleid aus elfenbeinfarbener 5eide oder lvolle, da;u
eine Brautkette aus Lernstein, das ist fürwahr ein herrliches Lraut-
gewand, das dann auch nicht Jahr für jZahr im Schrank hängen mutz,
sondern noch ;u manchem Zest die junge Krau schmücken kann. von
dem Lernsteinschmuck aber wird sie sich nie mehr trennen mögen, er
wird ihr der liebste von allen sein.

Cine 3Ileisterin

des Bernsteinl'ch liffes

Lin Lesuch bei Lony Koy

Bs ist etwas Sonderbares um den Vernstein. Lr ist nicht hart, tot
und spröde wie ein kristall, sondern weich und geschmeidig, wie oon
innen her erwärmt, fast lebendig fühlt er sich an, wenn man ein 5tück
mit der hand umschlietzt. INan empfindet noch heute, Jahrmillionen
nach seinem Lntstehen, dah er keiner toten lllaterie entstammt, sondern
atmenden, wachsenden pflanzen. Iedes 5tück Bernstein hat seine Ge-
schichte, und wer ihm ;u lauschen vermag, erzählt es wunderbares:
von einer Zeit, da auf dem Grund der heutigen Dstsee unendliche lväl-
der sich erstreckten, von einer llaturkatastrophe, die das gan;e Land über-
schwemmte, und oon dem wir heute nichts mehr wützten, wenn nicht das
har; jener Bäume und in ihm eingeschlossen Jnsekten, Llätter und Llü-
ten die Zahrmillionen überdauert hätten, von der Lrandung an die Ufer
getragen oder von lllenschenhand aus seinem heimatboden, der „blauen
Lrde" herausgewaschen würde und uns so Uunde von jener Zeit brächte.

Lines llleisters bedarf der Lernstein ;ur verarbeitung. Und nicht
nur eines llleisters handwerklichen Uönnens, sondern eines llleisters
des Linfühlungsvermögens. venn der Lernstein darf nicht geschliffen
und eingepaht werden, wie irgendein Ldel- oder halbedelstein, oder
irgendeine bestimmte Zorm nach einer bestimmten Zeichnung aus ihm
herausgeholt werden. Oas hietze ihm Gewalt antun und lllatzstäbe an
ihn legen, die ihm nicht entsprächen. Lei ihm gilt es, die natürlich ge-
wachsene Zorm ;u belassen und aus ihr durch den 5chliff nur heraus-
zuholen, was herauszuholen ist.

Line solche llleisterin des Vernsteinschliffs ist die Goldschmiedin
Tong Uog. Zhre heimat ist die des Vernsteins, Vstpreußen, und daraus
erklärt sich auch schon ihre Liebe und ihr Geschick für das schöne lllaterial,
das unter ihren händen erst seine volle Lntfaltung erlebt.

BilS i: Knöpfe aus Lernltein als Kleiderfchrnuck

photo: ötaatl. Bernsteinrnanufaklur, Verlin
Silü r: Sernliein und Silber zu gefchmaekvollen 3taöeln und Llips verarbeitet

photo: flemeinfchaftswcrbung, Psorzheim
Sild z: Sernsicinkelten pholo: Ullftein, Serlin

Sild 4: kinfache klare Tormen bei verwendung von Silber und .tzalbedelfieinen

phoko: gemcinfchaflswerbung, pforzheim
Sild 5: gehämmcrter Silberfchmuck. pho'o: gemeinfchaitswerbung, pforzheim
Sild 6: Schmucksiücke von Silber und yalbcdelstciNcn

photo: gemeinfchaftswerbunq, psorzheim
 
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