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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 11.1942-1943

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Heft 9
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https://doi.org/10.11588/diglit.2782#0154
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?L. LUr üer iiompaniechef sein« Leute befragt«, wer die dierjährig« weih-
nachtrfeier oorbereiten woll«, da meldete sich keiner der Unteroffiziere, der
..uralten" Dbergefreiten und all der anüeren, di« sonst bei keiner freiwilligen
Melüung fehlten, wenn «r galt, einen Sunker zu knacken, ein« schwierig« Lr-
kundung oorzutreiben. va standen si« nun im halbkreir um ihren Dberleut-
nant, die Mannrr mit den funkelnden Sturmabzeichen und verwaschenen LU -
Sändern, und waren in «iner verlegenheit, die si« lange nicht mehr gekannt
hatten.

wieder schwang dir helle ilommandostimm« über den Uöpfen: „wer
hat denn das im vorigen Zahr «igentlich gemacht?" vie klntwort gab sich
jedoch üer Gberleutnant selbst, denn da; war ja der Zischer gewesen, den
sie nach dem Mangtschübergang auf der kleinen Unhöhe inminen leuchten-
der Sonnenrosen begraben haben. ver war also nicht mehr dabei, und von
neuem glitt sein Äuge über seine Männer. „Na, mir ist'r gleich, haupt-
feldwebel, Si« soraen dafür, dah alle» klappt und noch schöner wird al; im
vergangenen Zahr!"

Za, wie war dar im vergangenen Zahr? va lag die Uompanie in einem
Sahndamm. Lacht nicht, sie lebte über ein viertehahr in ihrem Sahndamm
am Asowschen Meere und hat sich nur ungern im Mär; von ihm getrennt,
denn so unfreundlich aller «rst schien, alr di« pionier« auf der feinüabgewandten
Seite ihnen fünf grohe Stollen in den vamm sprengten, so lanüsergemütlich
waren nachher die Sunker geworden. vor allem: sie waren absolut arlillerie-
sicher unü auch beinah« bombenfest. Nachdem si« dann aur der Zabrik in Ma-
riupol d!e praktischen Sunkeröfen bekamen, wurden sie auch angenehm warm,
und er war immer wieder ein Anblick von eigentümlichem Neiz — er hatten
noch mehrere Linheiten in dem gleichen Sahndamm ihre Nuhestellungen —, an
frostklaren Tagen den ties verschneiten Schienenstrang aus etwa zwanzig kleinen
Schloten rauchen ;u sehen. 'Nm weihnachtrabenü war «r dann besonder» warm
gewesen, denn da hatten si« gleich iwei Stangen der Telegraphenlinie oerheizt,
die den vamm durch die Steppe geieitete. Nur all« beisammen konnten si« nicht
sein bei der Zeier, da die Sunker daiu ;u klein waren. Nl; dann der winter ;u
Lnde ging unü sie üie Stelluna verliehen, gab «r noch einen erregten virput
mit dem vioisionrnachrichtenoNizier, der die verschwundenen Leitungrmasien
alr sein heiliger Ligentum reklamierte. Schuldbewuht hörten sich alle diesen
vorwurf an und dachten: ein gute; Srennholz war er doch ...

viermal würden dies« Schwierigteiten nicht auftreten. hier in den vorbergen
der Naukasu; gibt er holz genua, ein Naum zur Zeier für alle steht auch in
der ehemaligen versammlungrhalle de; Drtrpolitrukr zur verfügung, und auch
die Zrage der Seschaffung de» weihnachtrbaumer, die im vorjahre die haupt-
sorge gebildet hatte, läht sich unschwer lösen. Zm übriaen wickeln sich nun die
vorbereitungen hier, zweitausend Nilometer von der heimat entfernt, genau
so ab, wie si« sich auch in seligen Nindertagen daheim abzuspielen pflegten.
kluherhalb der vienste; liebt e; auf einmal zeder, für sich allein ;u sein oder
mit einem oder zwei Nameraden der Lruppe abseit; an geheimnirvollen vingen
zu basteln. Linmal behaupten einige sogar, «r hab« an der Nüchenunterkunft
nach pfefferkuchen gerochen. Vi« Stimmung also ist da.

Und dann einer Morgenr ist er aanz unerwartet doch gekommen, der grohe
Lag. der so unendlich fern schien. vierzehn Tage schon hat der Spieh die Päck-
chen für den heiliaen kldend aufgespart und nicht mit der post auraegeben.
klm Morgen aber kommen nochmal; iwei schwer« postsäcke. llein wunder'also,
dah der weihnachtrmann auf seiner kleinen Sühn«, dle früher dem Nommislar
;u hehreden diente, zweier Gehilfen bedarf, um all die waben ;u oerteilen,
üie die heimat sandte und zu denen sich noch di« selbstgebastelten überraschunaen
gesellen. vie sensationellfte unter den vielen überraschungen aber ist zwrifellor
der 6060-Lonnen-NdZ -Urlaubrdampfer „holliho" - der Name entspricht der
oolkrtümlichen lldkürzung der Nompaniechefr —, der gleich auf seinen Zlanten
üie Neiseroute trägt: Naukasur—Scbwarze; Meer—vonau—heimat", und der
Miniaturklappenkchrank für die Lelesonwach« der Schreibftub«, der ebenfallr
üa; Motto führt: „virekter tzernsprechverkehr Naukasur—veutschland".

vamit sind denn die Gedanken da. wohin si« in Nuhestunden auch sonst

wirü gekeiett,

üer Kälte unü äem loä rum Irotr

Weilwachtskeier im Kaukalus

v»» SIumcv»n lüf 0»» 0u»NI»r unv PI» Scupp»,
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immer;u gehen pflegen, bei den Zrauen daheim, den Müttern und den tiin-
dern. Lr dauert nicht lang«, da hat jeder imScheine seinerweihnachtrkerze dar
Sild stehen, dar sonst die Srufttasch« beim Soldbuch dirgt. Manche; ist arg
oerknittert und vom Schweihe harter Lag« vergilbt, viele aber auch ganz neu
und glänzend, wie si« eben da; PSckchen oerliehen. Neiner ist da, dessen plah
nicht mit Gaben defüllt ist. Vie heimat hat ihr Schönster und öefter geschickt.
L; bleibt ein einzide; wunüer, woher die Zrauen daheim zum vierten Nriegr-
weihnachten alle diese wunder noch haben. wieviel Gänge und Stunden wohl
jede; PSckchen zu seiner
Züllung gebraucht hat?

vrauhen ist die Natur von
einer frostklirrenden Stille,
und der Posten, der die
Kund« oor den Unteriünf-
ten üer Sergdorfe; macht,
seht seine Zilzstiesel leise in
den knirschenden Schnee, um
nur keinen Lon der alten
oertrauten Lieder ;u ver-
lieren. Über dem schweigen-
den wald stehen gegen den
unwirklich hellen Nachthim-
mel die Nonturen der sernen
öergriesen, vor denen ab
und an der Lichtfunke einer
Leuchtkugel aufbliht. vrin-
nen werden nun die Zlaschen
mit den guten Lropfen ge-
öffnet. Gan; Luropa hat;u
dieser Zeier deutscher Znfan-
teristen beigesteuert. Zran-
zösischer Sekt und Nognak,
griechische Zigaretten und
dänische Nekse sind für jeden
da. Nber diese Genüsse
brauchen nicht zu trösten
oder ;u verschleiern. Nie-
mand will und kann sich der
schwermütigen Lust dieser
Stunde entziehen, aber diese
Männer sind alle viel zu
lange und viel ;u sehr Sol-
daten, alr datz sie heute
noch weihnachtrstimmung
mit Sentimentalität oer-
wechseln würden. war der
Nompaniechef aurspricht, dah
sie hier feiern müssen, damit
weihnachten für alle Zeit in
veutschland dar Zest der
Zamilie und der Ninder
bleiben könne, ist ihnen in
den langen Monaten de;

Nampfer mit der bolsche-
wistischen Sarbarei zur Über-
zeugung geworden. Grohe
worte macht keiner darum,
aber jeder weih e; eben, dah
hier erst endgültig die bol-
Ichewistische Gefahr beseitigt
sein muh, ehe er seinem Nind
wieder selbst in Ruhe den
Tannenbaumschmücken kann.
wieviel Millionen deu!''

Soldaten mögen
Stund« Lhnliche
hegen, ob si« nun hier am
Naukasur oder an der Ätlan-
tikküste die wacht halten,
aller herzen schlagen heute
abend und immer im alei-
chen Lakt mit denen ihrer
Lieben daheim.

Xriegrberichter
Ldgar Bissinger

01» l.Icv«,c a„ ^/»Itm,cl»»d,um», «,>a»r> ,n-
g«rün6»t. ^uinskm«: Sek«f!

in dieser
Gedanken

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