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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 11.1942-1943

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Heft 13
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https://doi.org/10.11588/diglit.2782#0223
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5rau Knnemarie Molders, vie Mutter des
gefallenen Iliegerhelden Werner Mölders,
sprach am Totengedenktag üöer den grol).

Ich bin nur eine INutter unter oielen,
eine, die an diesem Tage ihre; Sohne;
gedenkt: aber e; ist mir, al; mühte
ich;u diesen ungezählten, namenlosen
sprechen, denn da; Leid verschwistert
und schlieht alle; zusammen, wa;

Mutter heitzt..

wir alle — gleich, welchen Namen
wir tragen — sind Mütter von helden,
aber e; wäre unehrlich, wenn wir sagen
würden, dah diese; Lewuhtsein unse-
ren Schmer; und unsere llrauer au;-
löschen könnte. wir sind Mütter. Und
wir wissen, dah wir mit einem ge-
liebten tiinde, dem wir einmal da;

Leben gaben und da; wir an den Tod
oerloren, der Lwigkeit schon ein Stück
unsere; eigenen lebendigen teben;

;urückgaben. L; fehlt. Und e; wird
immer fehlen.

Zch habe, al; ich noch jung war, den
gleichen Schmer; schon einmal erlebt.

Vamal; fiel mein Mann in den kiämp-
fen im krgonner wald, und ich stand
mit ürei kleinen Suben und einem
Mädelchen allein in der welt. wenn
wünsche Gebete sein können, dann
hiehen die meinigen an da; Schicksal:

.verschone un; oor einem neuen tirieg!"
schaute, dann habe ich inbrünstig gedacht:
dat werden! Nicht werner, nicht han;, nicht viktor." Und al; sie groh wurden,
da sind si« .natürlich" alle Soldat geworden. Und werner al; erster.

vamal; habe ich wohl ;uerst begriffen, dah der Mann einem anderen Gesetz
unterfteht al; die Zrau. Und ich habe sogar «rfaht, dah üa; so sein muh, und
dah e; gut so ist, wenn e; auch unsere her;en schwer macht. Vie Zrau und
Mutter oerliert den Mann und den Sohn wohl seit Lwigkeiten und in <kwig-
keiten an den tiampf und an da; fordernde Leben, aber in allem liegt ein tiefer
und hoher Sinn. Solange die welt steht, wird die Zrau den ikrieg hassen und
den ikrieger lieben — eben weil der beste lirieger auch der beste Mann ist.
Unsere llrauer um die Gefallenen wird nicht aufhören, weil unser« Eedanken
nicht aufhören werden, um sie ;u kreisen. L; liegt tief im wesen aller Mutter-
schast verankert, mit dem lkinde lang« vor der Geburt und lange nach dem
Tode verbunden ;u sein: aber mir scheint doch — und ich muh «; an diesem
llage, der den loten geweiht ist, sagen —, dah «; «in« richtige und eine falsch«
llrauer gibt. vi« falsch« tötet alle; Leben in sich um der iloten willen und ver-
gräbt sich in ihren vitterkeiten — di« richtige aber lebt mit den lloten und
findet hundert llaten in ihrem Geiste....

klber kein« Mutter in veutschlanü, die ihren Sohn beklagt, ist allein, auch
di« nicht, die, wie ich, einen anderen Sohn in Eesangenschast weih. Un; bmdet ein

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Und wenn ich meine Zungen an-
.lleiner oon euch darf jemal; Sol-

Sand, «in« Zessel ü«; gemeinsamen Lrleben;, de; gemeinsamen Schmer;e;. —
wir wollen und müssen un; alle dem Leben wieder ;ukehren, denn da;
Leben braucht un;, wie wir da; Leben brauchen. va sind Menschen, die auf
un; warten, llaten, di« noch ;ü tun sind. wir wollen da; nicht vergessen.

Trauer ist oerschieden, jeder Mensch sucht sich seinen persönlichen Nu;druck.
ver eine im Schweigen, der andere im Neden. vielleicht gibt e; viel« Mütter,
die scheu werden, wenn der geliebte Name fällt, so wie Zontane im Sucher
Schlohpark schreibt, dah .in vielen Zamilien, in denen da; Li«bling;kind starb,
Eltern und Eeschwister üdereinkommen, diesrn Namen ni« mehr au;;usprechen",
andere wollen oon denen reden, die so hell und heih in ihnen leden. Zu denen
gehör« ich. Zn allen Eesprächen ist mir, al; wenn mein werner, der für mich
.da; wernerchen" geblieben ist, trotz Spanienkreu;, trotz Nitterkreu;, trotz Eichen-
laub und Srillanten, gerade ;ur llür hereinkommen mühte, um .horrido,
Mutti!" ;u sagen. Zch halte e; mit dem schönen wort von Valter Zler, dessen
vichterseel« wohl eine Nhnung trübt«, dah auch er lSlü sein Leben auf der
Znsel <k>sel lassen muht«. L; mag mehr al; ein« Muttgx heut« und immer trösten
und bitten: ,Eebt euren iloten heimrecht, ihr Lebenden, dah wir unter euch
wohnen und weilen dürfen in dunklen und hellen Ltunden. weint un; nicht
nach, dah jeder Zreund sich scheuen muh, oon un; ;u reden. Macht, dah die
Zreunde ein her; fassen, von un; ;u plaudern und ;u lachen, gebt un; heim-
recht, wie wir e; im Leben genossen haben..."

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