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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 12.1943-1944

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Heft 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.2780#0052
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üein, ihren „Meister" hat hatten, dag hier in einer

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sie nicht gemacht, aber jie
ist trotzdem eine Meisterin
des Lebens dcyu, die
64jährige Zrau 5ch., die
wir besuchen, weil wir so
oie! Guter über sie und
i bren Betrieb gehört haben.

Jn dem gepflegten Laden
empfängt uns jener wun-
üerbare Ouft von frischem
Brot, von Brötchen und
kleinem Gebäck, der uns als
liinder immer in eine Zest-
tagsstimmung brachte. Li-
gentlich ist das gar nicht
anders geworden, und als
wir in Zrau Sch.s Gesicht
sehen, in ihre warmen Llugen, die neben Güte einen festen Mllen, eine stille
heiterkeit und einen unverkennbaren humor verraten, da wissen wir, dah es
wirklich ein Zesttag ist, der uns zu dieser Zrau undinihren llrbeitskreis geführthat.

„Zuerst habe ich das Backen nur aus Zreude an
der llrbeit gelernt", erzählt uns Zrau Sch., während
sie mit ungeheurer Geschwindigkeit ein Brötchen
nach dem andern auf dem langen Tijch in der Back-
stube zu ganz gleichmähig runder Zorm rollt...

„dann kam der lveltkrieg, und als mein Mann ge-
rufen wurde, ward für mich ernst, was ich bisher
für ihn ais eine kleine hilfe angesehen hatte. Zch
muhte nun meinen Betrieb allein führen, wenn
ich ihn aufrechterhalten wollte. hundert Zahre ist
er schon in der Zamilie", sagt Zrau 5ch. stolz, „und
es ist mir gelungen, ihn durch alle Schwierigkeiten
sicher hindurchzusteuern. llber bitterschwer ist's
manchmal gewesen.

Zrau 5ch. sieht für einen llugenblick in die Zerne, -
und man spürt die Zahre der Not und der 5orge,
die über diese Zrau dahingegangen sind und sie
nicht unterzukriegen vermocht haben.

„heute geht's mir nun gut", lacht die Väckerin
schon wieder und rühmt uns ihren Meister helmut,
der seit einem guten Zahr bei ihr ist und sich mit
Leib und 5eele dem Bäckerhandwerk verschrieben hat. „Wenn ich immer und
immer wieder kämpfen muhte, damit mein im Zelde stehender 5ohn eines
Tages seinen Betrieb mit Zreude übernehmen kann, dann weih ich jetzt, dah ich's

geschafft habe. helmut hilft mir
cwe pomon Slötcken !n -!en vten geectio- eine besondere weise."

llber helmut winkt schon ab
und betont, dah es eben auch
keine Zrau gäbe, die in ihrem
lllter noch so oiel leiste, wie es
Zrau 5ch. tut. „Morgens ist sie
mit uns die erste, abends die
letzte", sagt «r, und sie versteht
üie Bäckerei. Niemand kann ihr
etwa; oormachen, und wenn
Znnungsversammlungen sind,
ist Zrau 5ch. als einzige Zrau
Sort und vertritt unsere Znter-
essen.

„Unsere", sagt der junge Mei-
ster, und er verstärkt das Ge-
fühl, das wir oon llnfang an

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sie ksum nocb binruseben.

wirklich echten und vor-
bildlichen Betriebsge-
meinschaft kameradschaft-
lich gearbeitet wird. Oa
ist die hausgehilfin schon
viele Zahre bei Zrau 5ch.,
da ist der ehemalige Ge-
selle, der aus dem Zelde
schreibt: „Liebe Mutter
5ch.", und da ist der eben
schulentlassene 14jährige
Lehrling Mllg, der schon
als 5chuljunge täglich zu
handreichungen in die
Bäckerei kam. Zeht hat
er eine weihe Mütze auf
und eine weihe 5chürze
oor und nimmt seine Lehre als eine ernste, wichtige und schöne llufgabe, die
ihm Zrau 5ch. von der rechten 5eite zeigt. „U)a; ein häkchen werden will,
krümme sich beizeiten, nicht wahr, Mllg?" sagt Zrau 5ch., und ihr Blick streift
auch hermann, den 5chuljungen, der nachmittags
kommt und mit zufaht. —
lOVO Brote backt die Bäckerei in der Ivoche,
lOOO—NOO Vrötchen pro Tag, und in rührender
Zürsorge denkt Zrau 5ch. daran, immer bllein-
gebäck da zu haben, füt das lllnder so dankbar sind
und Mutter nicht so viel Marken abzugeben braucht.
„Oas backe ich besonders, wenn die Markenperiode
zu Gnde geht", erzählt sie uns, ,,-enn dann stnd oft
nur noch die kleinen llbschnitte da, auf die nicht
mehr oiel zu kaufen ist."

Zrau 5ch. denkt in wahrer Mütterlichkeit an ihre
itundschaft. Oas merkt man auch an der 5orgfalt,
mit der sie die oerschiedenen Brotsorten backt und
uns auseinanderseht, dah die Güte des Brotes sehr
ost wirklich oon der llrt des Lackens abhängig ist.
„Ivenn ich noch an die Zutaten denke, die ich wäh-
rend des lveltkrieges dem Brot zusehen muhte..."
sagt die Bäckerin und beschreibt uns, wie sie
abends 5teckrüben gekocht hat, die am nächsten
Morgen ins Brot kamen. „Me anders ist das
jetzt", stellt sie ooller Zreude fest und streicht über die hellen Brote und die
vollkornbrote, die fertig daliegen.

llbends, wenn e; in der Backstube sauber und leer ist, geht Zrau 5ch. häufig
noch zur N5.-Zrauenschaft. 5ie betreut eine Zelle und tut es nicht nur mit
lvorten. 5ie kennt die ihr an-
oertrauten Zrauen und küm-
mert sich persönlich um ihr
kvohlergehen. Oabei sind dann
noch im eigenen Betrieb Mar-
ken aufzukleben, zu zählen, zu
sortieren... Man könnte noch
5eite auf 5eite füllen mit dem
Leben und der llrbeit von
Mutter 5ch., aber sie möchte
das gar nicht. „Zst doch selbst-
verständlich, wa; ich tue",
meint sie und weih kaum, wie
sehr sie vorbild ist und Bei-
spiel in einer Zeit, die alle
Nräfte braucht. Kn.

-^ufnsbmen^ ösfbsls Xufri-ock.

ssfsu 8cb. gibl bem ffiscb sus äem Ofen genom-
menem Sfvt seinen Olsnr
 
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