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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 1.1905

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Krebs, Engelbert: Maria mit dem Schutzmantel am Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2395#0039

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Krebs, Maria mit dem Schutzmantel

29

„liehen Anmut zaudernd sich sagte, dass solche junge „den Worten: ,Verachte solche Leute nicht; ich bin's,
„Männer sich wohl kaum unberührt von der Welt „die sie regiert und schützt und ihre Schritte lenkt
„bewahren könnten. Als sie sich so um sie ängstigte „auf den Pfad des Friedens2.'"

„und für sie betete, da trat
„die Königin und Trösterin
„der Betrübten und Schir-
„merin der Ihrigen zu ihr,
„die Jungfrau Maria, und
„breitete vor der besorgten
„Frau den unaussprech-
lichen Mantel, den man
„um sie wallen sah, weit
„auseinander, und zeigte
„ihr die, um die sie sich
„ängstigte, neben ihr ste-
„hend, mit den Worten:
„Fürchte nicht für sie. Sie
„sind mein, und ich werde
„sie mir bewahren. Nicht
„ohne Verdienst rufen sie
„hoffnungsfreudig unabläs-
sig zu mir: Vita dulcedo
„et spes nostra salve1."

Hier haben wir den ersten
Beleg für den inneren Zu-
sammenhang der Schutz-
mantelidee und des Salve-
Regina. Die Erzählung
wurde gleichzeitig von an-
dern ebenfalls aufgeschrie-
ben. Thomas von Chantim-
pre, der Zaesarius des Pre-
digerordens, berichtet sie
in seinem „Bienenbuche"
folgendermassen: „Als eine
„im Gerüche der Heiligkeit
„stehende Rekluse in Sach-
„sen -- wie uns der Pre-
„digerbruder Walter von
„Trier mitteilte zum er-
stenmal vom Namen der
„Prediger reden hörte, ver-
langte sie heftig danach,
„die Brüder, die diesen
„Orden begonnen, einmal
„zu sehen. Und als sie nun

Skulptunverk im obersten Baldachin des linken westlichen
Strebepfeilers am Hauptturm.

WasThomas um die Mitte
des 13. Jahrhunderts hier
aus Sachsen erzählt, ver-
legt Gerard von Fracheto
einige Jahre später in den
Vitae fratrum nach Lom-
bardien. Hier wird die Re-
kluse sogar von der Him-
melskönigin gerügt, weil
sie durch ihren Zweifel an
der Begnadigung der Pre-
digerbrüder die hl.Jungfrau
„schwer erzürnt" habe1.

Aus dieser Fassung bei
Gerard von Fracheto hat
ein vierter Dominikaner-
schriftsteller, Dietrich von
Apolda, der auch noch dem
13. Jahrhundert angehört,
die Erzählung in seine Vita
Dominici übernommen, wie
sich aus der fast wörtlichen
Wiedergabe sofort ergibt4.

Neben dieser Form kur-
sierte aber früh eine andere
Version der Legende im
Predigerorden, die sich
mehr an die alte Zisterzien-
sererzählunganschließt. Sie
steht im „Bienenbuche" des
vorhin genannten Thomas
von Chantimpre: „Ein
„Mönch des Zisterzienser-
„ordens, der ein so heilig-
„mäßiges Leben führte, dass
„ihm zu misstrauen eine
„schändliche Sünde wäre,
„sah eine wundersame Vi-
sion. Er wurde nämlich
„im Geiste entrückt und
„schaute die Patronin sei-
„nes, des Zisterzienser-
„ordens, Christi Jesu aller-

lei gegebener Gelegenheit endlich zwei junge Brüder „mildeste Gebärerin. Die selige Jungfrau sprach zu
„sah, da erschrak sie im Geiste und rief zum Herrn:

„,Warum, o Herr, maßen sich so junge und uner-
fahrene Menschen an, dein Wort zu predigen?' Als-
„bald erschien ihr die Mutter Christi, schlug ihren
„Mantel zurück und zeigte ihr die Predigerbrüder mit

1 Bartholomaeus Tridentinus, Vita Sancti Patris Dominici
(vor 1250 verfasst), ebenda pag. 561.

2 Thomas Cantimpretanus, Bonum universale de apibus
Hb. II. cap. 10. Die Stelle ist von den Bollandisten im genann-
ten Band der Acta Sanctorum pag. 468 abgedruckt.

:l Gerardi de Fracheto, Vitae fratrum ordinis Praedicatorum
in: Monumenta ordinis Praedicatorum historica, ed. Fr. B. M.
Reichert O. P., I, 40 sqq.

4 Theodericus de Apolda, Vita Sancti Patris Dominici. Acta
Sanctorum 1. c. pag. 607.
 
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