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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Editor]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 2.1906

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Panzer, Friedrich: Der romanische Bildfries am südlichen Choreingang des Freiburger Münsters
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https://doi.org/10.11588/diglit.2397#0031
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Panzer, Der romanische Bilderfries am südlichen Choreingang

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allen Einzelheiten aufs genaueste übereinstimmen,
findet sich eben nur in Freiburg und S. Ursanne.
Aber darüber hinaus kehrt auch das dritte Kapital,
das auf der Ostseite des Portals von Ursitz (Fig. 28
links) sichtbar wird, mit seinen Adlern in den Ecken
genau so in Freiburg wieder, allerdings nicht am
Portale der Nikolauskapelle, aber in deren Innerem,
nämlich als Kapital jener Säule, auf der die südwest-
liche Rippe des
Kreuzgewölbes

aufruht, mit
dem die Kapelle
überdeckt ist.
Und nicht ge-
nug damit findet
auch von den
Kapitalen der
Westseite des
Ursanner Tores
daseine(Fig.44,
rechts) mit sei-
ner nicht ge-
rade häufigen
figuralen Deko-
ration seine ge-
naue Entspre-
chung an einem

Kapitale der
Blendarkaden,
die die Süd-
seite des Inne-
ren der Niko-
lauskapelle zie-
ren (Fig. 45)118.
Die beiden an-
dern Kapitale
dieser Reihe,
auf denen die
Evangelisten in
Gestaltmensch-
licher Figuren
mit den Evan-
gelistensymbo-
len als Köpfe dargestellt sind, scheinen in Freiburg
nicht wiederzukehren119, was gerade bei dieser wun-
derlichen und ziemlich seltenen, manchem Empfinden
vielleicht im Mittelalter schon anstößigen Darstellung
nicht auffallen kann.

Um aber den Beweis einer direkten Beziehung
zwischen den beiden Portalen zu vollenden, werfen
wir schließlich noch einen Blick auf den architekto-
nischen Aufbau. Auch hier ist die Übereinstimmung
auffallend. Das Portal von S. Ursanne zeigt, wie sein
Vorbild, die Galluspforte in Basel, die Schrägen rechts

46. Südportal der Stiftskirche zu S. Ursanne.

und links mit je drei Säulen flankiert, deren Schäfte
sich über den Kapitalen als Rundstäbe ums Tympanon
laufend fortsetzen. Das Freiburger Portal hat diese
Anlage im Grunde beibehalten und nur in einer Weise
modifiziert, die gerade das Sekundäre der Änderung
deutlich ausweist. Als volle Säule mit Kapital ist
nur die mittlere erhalten; die äußere und innere
aber stehen noch als schlankere Zweidrittelsäulen an

den abgefassten
Ecken derMau-
ereinsprünge.
Die Schäfte von
allen dreien lau-
fen auch hier
als Stäbe, die
teilweise schon

mit jüngerer
Profilierung er-
scheinen, an der
Leibung des
Spitzbogens,
der hier kein
Giebelfeld um-
schließt, fort.
Die veränderte
Anordnung des
ganzen Portals
hatte die unan-
genehme Folge,
dass die äußere

und innere
Säule kein selb-
ständiges Ka-
pital bekamen.

Die innere
nimmt am Frie-
se, die äußere
besonders selt-
sam am Kapi-
tälschmuck der
Mittelsäule teil,
beide aber nur
mit je einer
Seite. Die andere Seite ward, was einen geradezu
hässlichen Eindruck macht, überall als glatte Stoß-
fläche behandelt; nur auf der äußeren linken Seite
ist der Schwanz der einen Sirene seltsam und fast
lächerlich auf die sonst glatte Vorderseite umgelegt.
Besondere Beachtung verdient noch, dass an beiden
Portalen je nur die äußere und innere Kehle zwischen
den Stäben mit Perlen besetzt ist, während die mitt-
lere leer bleibt.

Ich denke wohl, es kann nach alledem kein
Zweifel mehr walten, dass zwischen Freiburg und
 
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