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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 2.1906

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Kreuzer, Emil: Der Altar im Dettinger Chörlein
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https://doi.org/10.11588/diglit.2397#0055
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Kreuzer, Der Altar im Dettinger Chörlein

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milie gewesen sein, da ihr Wappen im Schlusssteine
der Kapelle selbst erscheint, während das Krozingen-
sche den Schlussstein im Umgang schmückt. Das
Lichtenfelssche Wappen zeigt einen goldenen Flügel
und ein goldenes Beil in Schwarz, auf dem Helm
zwei sich umwindende weiße Schwanenhälse; das
Krozingensche ein schwarzes achtspeichiges Rad in
Silber, das gleiche Rad als Helmzier.

Die Fenster der Kapelle sind von Mitgliedern
der beiden Adelsfamilien von Lichtenfels und von
Krozingen gestiftet. Es sind vier Fensterabteilungen;
in jeder erscheint von zwei Pilastern und einem
Bogen im Charakter der Renaissance umrahmt eine
heilige Gestalt, vor der die Stifter mit ihren Wappen
knien. Auf den Pilastern halten Putten kleine
Wappenschilde; ebenso erscheinen Wappen in den
Schlusssteinen der gemalten Mauerbogen, auf welch
letzteren die Bezeichnung der dargestellten Heiligen-
figur sich findet. Die Fenster sind restauriert.

Auf dem ersten Bild erscheint der hl. Ger-
manus (gest. 670), Abt und Märtyrer von Groß-
münstertal (Moutier-Grandval) im Jura, vor ihm
kniend Cornelius de Lichtenfels, ecclesiae Basileen-
sis scholasticus et canonicus, der 1535 starb und sein
Grab in unserer Kapelle fand. Seine Grabschrift
lautet:

Anno Domini MDXXXV. die VII. mensis Sep-
tembris obiit venerabilis et nobilis vir Dominus
Cornelius de Lichtenfels ecclesiae cathedralis Basi-
liensis scholasticus et canonicus ac collegiati mona-
sterii Grandisvallensis praepositus, cuius anima re-
quiescat in pace.

Sein Wappen, mit einem Prälatenhut bedeckt,
ist ein gevierter Schild, abwechselnd mit dem Flügel
und Beil der Lichtenfels und dem Rad der von Kro-
zingen, da die Mutter des Kornelius eine Krozingen

Gewölbe-Schlussstein mit dem Lichtenfelsschen Wappen.

Gewölbe-Schlussstein mit dem Krozingenschen Wappen.

war1. Das Lichtenfelssche Wappen erscheint bei den
Putten auf den Pilastern und im Bogenschluss.
Kornelius war nach der Grabschrift also auch Propst
von Großmünstertal, von dessen berühmtem Stift in
Moutier (Münster) so gut wie nichts mehr übrig ist.

Im zweiten Fensterbild ist dargestellt Salvator
noster, der leidende Heiland; vor ihm knien die
Stifter: Hans von Lichtenfels und frow Maria von
Landegg und frow Anastasia Pfewin von Riepur,
sin elyge gemael.

Dieser Hans von Lichtenfels ist der Bruder des
Propstes Kornelius gewesen und wohl derselbe, der
1507 als nächster „Vatermage" des noch zu nennen-
den Truprecht von Krozingen erwähnt wird, dessen
Vater, Ludwig, ein Bruder von Hansens Mutter war.
Er war ferner der mütterliche Großoheim des Wil-
helm Blarer durch seines Bruders Wilhelm Tochter
Barbara. Vor ihm steht der Schild der Lichtenfels
mit zwei Helmen; der vordere trägt zwei rote Stangen,
der andere die Schwanenhälse. Das Wappen seiner
ersten Frau, der Maria von Landeck, ist der in Gold
und Grün quergeteilte Schild der Snewelin, von
denen die Landecker (Burg bei Emmendingen) ein
Zweig waren; der Helm trägt zwei offene Hörner in
den Schildfarben. Das Wappen der zweiten Frau,
der Anastasia Pfau von Rüppurr, zeigt zwei auf-
recht gestellte abgewendete silberne Schlüssel in Rot,
der Helm dieselben Schlüssel. Die Pfau von Rüp-
purr waren ein Zweig der Herren von Rüppurr
(bei Karlsruhe). Auf den gemalten Pilastern tragen
die Putten die Wappen der Landeck und der Pfau

1 Cornelius de Lichtenfels besass in Freiburg das Haus
Nr. 2 und 4 der Nussmannstraße, in dessen Besitz 1535 seine
Erben erscheinen. Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadt
Freiburg i. Br. 2 (Freib. 1903), S. 206. — Zu unseren genea-
logischen und heraldischen Angaben vergleiche man die ein-
schlägigen Artikel des Badischen Geschlechterbuchs von
J. Kindler von Knobloch.

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