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Münzel, Der Dreikönig-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster

Druckerei in Straßburg gearbeitet habe, wie sich das
auch aus Nagler ergibt1.

Der Gleichsetzung des Freiburger und des Straß-
burger Meisters, wie sie durch Schreiber veranlasst
war, folgte auch Schäfer2, der auf die Holzschnitte
des Brunfelsschen Kräuterbuches hinweist.

Diese Identifizierung beider Meister ist unhaltbar.
Eine Reihe von Gründen spricht dagegen. Zunächst
besteht zwischen dem Freiburger Altar und den Holz-
schnitten der Augsburger wie der Straßburger Zeit
und den Gemälden, die dem Weiditz zugeschrieben
werden, eine durchgreifende Verschiedenheit des Stils.
Soweit überhaupt ein Vergleich zwischen Holz-
schnitten und Skulpturen möglich ist, kann man sagen,
dass die Auffassung des menschlichen Körpers und
die Formgebung zwischen beiden einen völligen
Gegensatz aufweisen. Die Arbeit des Freiburger
Meisters ist viel konzentrierter und zeigt die Re-
naissanceform viel mehr in ihren Anfängen, während
die des Holzschnittmeisters, entsprechend der viel
späteren Zeit der Holzschnitte, die hauptsächlich in
die zwanziger und dreißiger Jahre fallen, viel aus-
gelebter und routinierter ist. Entscheidend ist die
ungleich geringere geistige Kraft und Selbständigkeit
des Holzschnittmeisters, wie sie sich in der Abhängig-
keit von verschiedenen Meistern wie Beck, Schäufelin,
Dürer, Baidung, Holbein dokumentiert3. Vollends
die beiden stark von Dürer beeinfiussten, um das
Jahr 1520 entstandenen Gemälde haben keine Spur
von Ähnlichkeit mit den Freiburger Skulpturen; an
Stelle der etwas breiten, gedrungenen Gestalten zeigen
sich auf ihnen überlange Personen, die gar keine Ver-
wandtschaft mit denen des Freiburger Altars haben4.
Die Verschiedenheit beider Meister, des Bild-
hauers und des Holzschnittmeisters, war schon zu
Schreibers Zeit erkannt. So sagt Heller, dass Schreiber
in der Beschreibung des Münsters Johann Wydinz
als einen Formenschneider angebe und fährt dann
fort: „Oberflächliche Schriftsteller können leicht die-
sen Künstler unter die Formschneider zählen, er war
aber ein Bildschnitzer, und gehört folglich unter die
Bildhauer." Den Formschneider Widitz erwähnt er
an anderer Stelle3. Ebenso hält Nagler beide Künstler

1 G. K. Nagler, Neues allgemeines Künstlerlexikon. 21. Bd.
München 1851 S. 364.

2 Schäfer, Die Baukunst des 16. Jahrhunderts in Freiburg
S. 669.

3 Röttinger a. a. O. S. 45/46.

1 Abbildungen zahlreicher Holzschnitte und der beiden
Gemälde in dem angeführten Buch von Röttinger.

s Jos. Heller, Geschichte der Holzschneidekunst S. 95,
96 und 203. Hätte Schreiber nicht die Angaben auf S. 95, wo
auch seine eigene frühere Äußerung im Münsterführer vom
Jahre 1820 zitiert ist, übersehen und nicht nur S. 203 gelesen,
so hätte er sich bei seinem Irrtum nicht auf Heller stützen
können.

auseinander". Der gleiche Standpunkt wird auch
heute noch vertreten. Röttinger führt in seiner Mo-
nographie über Weiditz die Freiburger Skulpturen-
gruppe gar nicht an, wie er ihm überhaupt keine
Skulpturen zuschreibt, woraus man entnehmen kann,
dass er die beiden Meister nicht miteinander iden-
tifiziert. Auch Burckhardt ist der Ansicht, dass der
Holzschnittmeister und der Bildhauer nicht die gleiche
Person sind7.

Außer der erwähnten Inschrift auf dem Altare
aus dem Jahre 1505 können nun auf Grund der
Freiburger Steuerregister im städtischen Archiv einige
weitere Feststellungen über das Leben des Künstlers
gegeben werden. „Hanns Widitz, der bildhower"
steht in der Zunft der „Moler" in den Registern von
1500, 1501, 1502 und 1508. Obwohl die Register
von 1503 bis 1507 fehlen, so kann man doch ohne
weiteres annehmen, dass er sich auch in diesen
Jahren in Freiburg aufgehalten und der Malerzunft
angehört hat, in welche Zeit, 1505, auch die Ent-
stehung des Altars fällt. Ist so der Freiburger Auf-
enthalt des Künstlers von 1500 bis 1508 gesichert,
so ist damit aber noch nichts über die wirkliche
Dauer dieses Aufenthalts ausgemacht, da sowohl die
Register von 1493 bis 1499 einschließlich, und die von
1509 bis 1518 einschließlich fehlen. Vor 1493 und
nach 1518 tritt Wydyz in den Registern nicht auf.
Doch kann durch die Verbindung einer Rech-
nungsnotiz mit Arbeiten im Münster, die durch Stil-
kritik auf Wydyz zurückzuführen sind, sein Auf-
enthalt in Freiburg bis 1510 als sicher angenommen
werden.

Unter Benutzung aller vorhandenen Anhalts-
punkte lässt sich sagen, dass Wydyz um das Jahr
1500 ein Mann von mindestens 25 bis 35 Jahren ge-
wesen sein muss. Das Mindestjahr ist dadurch ge-
geben, dass das zunftfähige Alter in Freiburg rund
25 Jahre betrug. Das Skulpturenwerk des Dreikönig-
Altars zeigt einen Stil und eine Reife der künst-
lerischen Entwicklung, die auf einen Mann in den
dreißiger Jahren schließen lassen.

Nun sagt Schreiber in dem Aufsatz „Baukunst
und Baumeister in Freiburg"8 nach Erwähnung des
Altars von Wydyz: „sein Vater Bartholomäus Widiz
kam mit seinem Sohne aus Meißen nach Straßburg.
Letzterer scheint sich auch einige Zeit zu Freiburg
aufgehalten zu haben." Woher Schreiber diese Angabe
hat, ist unbekannt, wie er seine Quellen leider häufig
in seinen historischen Werken nicht angibt. Wie eben
gezeigt wurde, findet die Vermutung Schreibers über

0 A. a. O. S. 364 und 385.

7 Burckhardt a. a. O. S. 218.

8 Beilage zum Freiburger Adresskalender 1866 S. XXXVI.

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