Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ch üb>

tvö0

Blattfries mit Wasserspeier vom fünften östlichen Strebepfeiler der Südseite.

"amen

um

Das Grab Herzog Bertholds V. von Zähringen.

Von

Kunstmaler Karl Schuster.

-ach dem heutigen Stand der Kunstfor-
schung sind die ältesten Teile des Frei-
burger Münsters in die Jahre 1180—1230
zu setzen, also etwa in die Regierungszeit
Herzog Bertholds V. (1186—1218). Es
ist deshalb einerseits ganz ausgeschlossen, dass dieser
spätromanische, in einigen Teilen heute noch vor-
handene Bau schon zur Zeit der Entstehung der Stadt
im Jahre 1120 errichtet sein könne. Anderseits hat
P. Albert1 aus der geschichtlichen Überlieferung mit
überzeugenden Gründen dargetan, dass Herzog Kon-
rad schon bei der Gründung der Stadt für eine Pfarr-
kirche gesorgt hat, in der Bernhard von Clairvaux
am 3. und 4. Dezember 1146 seine bekannten Kreuz-
predigten hielt. Von dieser Konradinischen Kirche
ist keine Spur mehr erhalten. Man hat mehrfach
angenommen, sie habe an Stelle des jetzigen Münsters
gestanden und sei von Berthold V. durch einen Neu-
bau ersetzt worden. Allein auf dem Platz des jetzigen
Langhauses kann sich diese Kirche nicht befunden
haben, da sonst die Stadt in der Zeit zwischen dem
Abbruch des alten und der Vollendung des neuen
Baues keine Kirche gehabt hätte. Möglicherweise
hat sie an Stelle des jetzigen spätgotischen Chores
gestanden und war von dem Chor des späteren Baues
durch einen Straßendurchgang oder einen kleinen
Platz getrennt. Ein Beispiel einer ähnlichen Anlage
findet sich noch heute an der Stiftskirche St. Peter
und Paul in Neuweiler bei Zabern: das Langhaus ist
gotisch, Querschiff und Chor sind wie in Freiburg

spätromanisch, das Ganze in Hausteinen ausgeführt.
Der Chor stößt unmittelbar an eine zweigeschossige
romanische Kirche, die aus verputztem Bruchstein-
mauerwerk besteht und aus viel früherer Zeit stammt2.

Für die älteste Kirche war bei der Gründung
der Stadt Freiburg den Bürgern das Recht der Pfarr-
wahl zugestanden worden. Später stand dieses den
Grafen zu, während, wie es scheint, das ursprüng-
liche Recht nicht ausdrücklich aufgehoben wurde.
Dieser Umstand scheint doch darauf hinzuweisen,
dass es sich in späterer Zeit nicht mehr um die
älteste Kirche handelte, sondern um das von Ber-
thold V. begonnene und von den Grafen vollendete
Münster.

Die rasche Aufeinanderfolge der beiden Kirchen
erklärt sich schon aus dem kräftigen Aufblühen der
Stadt, die 1146 noch ein offener Ort war und, nach
den beiden noch erhaltenen Tortürmen zu urteilen,
um die Wende des 12. Jahrhunderts befestigt wurde.
Nun entstanden seit etwa 1180 überhaupt sehr viele
neue Kirchen, da die Kunst des Wölbens auf Rippen
um jene Zeit Eingang fand und die flachgedeckten
romanischen Bauten schon aus Gründen der Feuer-
sicherheit vielfach durch gewölbte ersetzt wurden.
Die Konradinische Kirche aber dürfen wir uns keines-
wegs als Gewölbebau vorstellen. Flachgedeckte ro-
manische Kirchen sind namentlich im Elsass noch in
ziemlicher Anzahl erhalten, doch steht die Zeit ihrer
Erbauung nicht genau fest. Eine Ausnahme hiervon

1 Münsterblätter 3, 29 ff.

3 Abbildungen bei Fr. X. Kraus, Kunst und Altertum im
Unter-Elsass. Straßburg 1876 S. 169 ff.
 
Annotationen