Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 6.1910

DOI Artikel:
Münzel, Gustav: Der Dreikönigs-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster (Fortsetzung)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2638#0073
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
66

Münzel, Der Dreikönig-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster

Geistigen liegt seine Bedeutung in der individuellen
Bildung seiner Gestalten, die er charakteristisch er-
fasst aus ihrer momentanen Lage heraus. Meister-
haft ist dabei seine Darstellung weicher, schweben-
der Seelenzustände, wie sie sich aus dem Zusammen-
treffen mehrerer Regungen ergeben. So kommt bei
dem Kopf des Adam ganz vortrefflich die Unent-
schiedenheit zum Ausdruck, in die durch den Wider-
streit der Empfindungen Verlangen, Scheu und schwere













v'-(j^^^^^^^^^H









,.;















iSfe'■■''"'' ' ■ i





lEafl



1



.

wÊÊ

W^HM

[











"■

":





s^k _$&!? *j

!
1



A

JÊm







^Hr JNsBüMi



||

m£Êm%





_WtìÀ,

BHBBHS^^^He

__'._ _■■__ '

Die 1601 datierten gemalten Flügel haben außen
links Petrus, rechts Paulus; innen links Kaiser Hein-
rich, rechts den heil. Pantalus. Für diese Flügel haben
wir im vorausgehenden die Autorschaft von Hans
Baer angenommen.

Die Steuerregister der Stadt Freiburg i. Br. er-
wähnen Hans Baer den „Moler" vom Jahre 1585 bis
1610, von 1611 an tritt darin seine Frau als Witwe auf.
Baer ist also 1610 oder 1611 gestorben. Wir erhalten

10. Petrus und Paulus von Hans Baer. Außenseiten der ehemaligen Flügel zu dem Dreikönig-Altar.

Ahnung sein Inneres versetzt wird. Ebenso eindring-
lich ist die Wirkung der verschiedenen Seelenstim-
mungen, die aus dem Antlitz des Schmerzensmannes
sprechen. Ergreifend ist die Gestalt, von der ein
Hauch von Ergebung, Leiden und Wehmut ausgeht
und sie mit rührendem Adel umkleidet.

So stellt Wydyz die vollendete Verkörperung
eines künstlerischen Ideals in der oberrheinischen
Plastik dar, das mit dem Auftreten Grünewalds seinen
Gegensatz erhalten sollte. Mit diesem Namen ist der
gewaltige Umschlag in das Kraftvolle, Leidenschaft-
liche, Monumentale verknüpft. —

eine nähere Kenntnis von der Persönlichkeit und Be-
deutung Baers durch den Konflikt, in den er wegen
seiner sittlichen Verfehlungen mit dem Rate der
Stadt geriet. Im Jahre 1599 wird er nach den Rats-
protokollen der Stadt (von 1599 bis 1600) gefänglich
eingezogen und soll wegen seines Deliktes abge-
urteilt werden (Blatt 126, 128, 225). In diesem Sta-
dium des Verfahrens verwenden sich für Baer außer
seiner Frau sehr angesehene Leute der Stadt, näm-
lich das Domstift Basel, der Komtur im Deutschen
Haus, der Abt von St. Peter, die Prioren der Domini-
kaner, der Oberrieder Herren und Augustiner, weiter
 
Annotationen