Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 6.1910

DOI Artikel:
Münzel, Gustav: Der Dreikönigs-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster (Fortsetzung)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2638#0076
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Münzel, Der Dreikönig-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster

69

einmal abgerieben worden, wodurch die Farbe an
manchen Stellen abgeblättert ist. Wie es oft vorkommt,
sind die Innenseiten sorgfältiger ausgeführt als die
Außenseiten. Die ganze Mal weise zeigt eine starke Ab-
hängigkeit von Holbein d. J. Doch ist die Zeichnung
vergröbert, sie ist derb und von einer harten Strich-
führung, namentlich bei der Haarbehandlung. Man
sieht es diesen Tafelbildern an, dass der Maler von
Haus aus ein Freskomaler ist — Flachmaler wird er in
den angeführten Ratsprotokollen genannt —, der die
Art der Freskozeichnung auf die Tafelmalerei über-
trägt. Eine gewisse Schwerfälligkeit in der ganzen
Formengebung haftet den Flügeln an, die Zeichnung
ist häufig nicht richtig, die Perspektive mangelhaft.

Trotz ihrer Mängel ist den Bildern ein starker
dekorativer Effekt eigen. Sehr wirkungsvoll ist die
Verbindung der vier männlich kräftigen Figuren mit
dem Hintergrund, ganz an die alten Meister erinnernd.
Am besten gelungen ist das Bild des Pantalus, dessen
ausdrucksvolle Gestalt mit dem Pedum in reicher
Goldarbeit und dem prächtig geschmückten Ornat
einen imposanten Eindruck macht.

Die Farben der Bilder sind eigentümlich dumpf
gehalten. Zu dem Braun des Mittelgrundes und dem
Weißgrau der Berge des Hintergrundes geben die Ge-
stalten von Heinrich und Pantalus mit ihren dunkel-
roten Mänteln eine ganz eigenartige koloristische Wir-
kung.

Diese Flügelbilder sind origineller als die Er-
weckung des Lazarus, wo Baer sich epigonenhaft
den Formen der italienischen Malerei anschließt1.

Auf Grund der Vergleichung kann man Baer noch
das Porträt des Priesters Michael Küblin in der Uni-
versitätskapelle des Münsters zusprechen. Es hat die
gleiche stark konturierende Strichführung, dieselbe
Haarbehandlung und Bildung der Hände. Mit der
Annahme, dass Baer der Maler des Porträts ist, stimmt
sehr gut die Zeit der Entstehung des Bildes, das
Jahr 1600, sowie die Tatsache, dass Michael Küblin
einer der Intercedenten in BaersProzess war, überein2.

Da Baers Malweise ziemliche Verwandtschaft mit
der des älteren Bock in Basel aufweist, ist wohl an-
zunehmen, dass er mit diesem in Beziehung ge-
standen hat.

1 Wegen der gleichen romanistischen Behandlung ist ein
Vergleich der Baerschen Erweckung des Lazarus mit der des
ein wenig späteren Elias Greither d. Ä., eines bayerischen
Lokalmeisters, in der Schleißheimer Galerie von Interesse. Beide
wandeln ganz in italienischen Bahnen, doch ist die Kompo-
sitionsweise Baers der des andern überlegen (siehe L. Zottmann,
Zur Kunst von Elias Greither dem Älteren. Studien zur Deut-
schen Kunstgeschichte Heft 112. Straßburg 1909 S. 31 Taf. 21).

" Übrigens starb Michael Küblin nicht, wie Baumgarten
(Der Freiburger Hochaltar S. 49) angibt, im Jahre 1600, sondern
am 27. November 1605, wie dies aus dem Schluss der lateini-
schen Stiftungsinschrift für den Gottesdienst am Hochaltar auf
der Rückseite des Schiebedeckels über seinem Porträt her-
vorgeht.

Wasserspeier von der Grafenkapelle.

(Olberg des Jörg Kempf von 1558.)

Freiburger Münsterblätier VI, 2.

10
 
Annotationen