Relief von der Brüstung der I. Kaiserkapelle des Münsters.
Reste alter Wandmalereien im Freiburger Münster.
Von
Professor Dr. Joseph Sauer.
1. Die St. Peter- und Paulskapelle und ihr Wandgemälde.
£()as Innere unseres Münsters präsentiert
\l ■ tH» sich in dem warmen Sandsteinton erst
seit etwa 40—50 Jahren. Während der
'/} ganzen ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
waren Wände, Pfeiler und Rippen mit einer
grauen Tünche überzogen, die nach der Buckeisen-
schen Chronik 1792/93 in Chor wie Langhaus an-
gebracht1 und erst seit 1866 wieder beseitigt wurde.
Ob diesen Reinigungsarbeiten auch ältere, vielleicht
sogar mit Malereien versehene Putzschichten zum
Opfer fielen, ist nicht bekannt geworden. Es scheint
aber kaum sehr wahrscheinlich, da sich die heute noch
sichtbaren Reste von alter Bemalung dann sicherlich
nicht hätten retten können. Die im Aufriss recht pri-
mitiven Hochwände des Mittelschiffs, wie auch des
Querschiffs mit ihren großen Flächen könnten ja den
Eindruck machen, als ob hier Malereien vorgesehen
gewesen wären. Aber keinerlei Anhaltspunkte berech-
tigen dazu, solchen auf die bekannte Farbenfreudigkeit
des Mittelalters Bezug nehmenden Vermutungen auch
nur einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit zu
geben. Es hätten sich doch von einem solch aus-
gedehnteren malerischen Schmuck des Innern, wenn
1 Vgl. Chronikblätter im Freiburger Adreßkalender 1897 S. 27
und 30. Es heißt hier zum Jahr 1792: „Im Spät-Jahre der Kreuz-
gang im Münster abermals angestrichen worden und die rote
Steinfarb in eine blauere Färb, welche etwas heller leichler,
verwandelt . . . |1793J Diesen Sommer (Juni und Juli) hat man
die Kirch im Münster frisch getüncht, blaulecht, wie schon
voriges Jahr der Chor geworden; es wurde in der Mitte gegen
dem Chor das große Gemalte über der Kuppel, welches die
Krönung Marien vorstellte, gänzlich ausgestrichen, wie auch
am Gewölbe und der Decke das Blumwerk an denen Schluß-
steinen."
Freiburger Münsterblätler VII, 1/2.
nicht Spuren, so doch Erinnerungen entweder in der
Literatur oder in derTradition erhalten müssen. Aber
wovon allein entweder erhaltene Spuren oder die
Überlieferung uns Kunde geben können, das sind
außer ornamentalen Bemalungen der Gewölbezwickel
einige ganz zufällig entstandene Malereien in den bei-
den Armen des Querschiffs, am Triumphbogen und an
der frühgotischen Wandfläche neben dem Sakraments-
altar; dazu kommt dann noch aus später Zeit die
Bemalung der ganzen Vorhalle, die erst in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts einer stilgerechteren, ein-
facheren Malerei hat weichen müssen. Wir werden
versuchen, nach und nach diese Überbleibsel der
alten Bemalung an dieser Stelle zur Kenntnis zu
bringen. Heute sei der Anfang gemacht mit der
wichtigsten, allerdings auch nur fragmentarisch er-
haltenen Malerei, mit der Kreuzigungsdarstellung in
der alten St. Peter- und Paulskapelle.
Eine St. Peter- und Paulskapelle wird zum ersten-
mal erwähnt im Präsenzstatut vom Jahre 13642; dar-
nach wies sie eine vom ehemaligen Pfarrektor Bernher
von Amoltern gestiftete Pfründe auf, für die zwei
Kapläne bestellt waren. Kaum 20 Jahre später, am
4. August 1382, errichtet Johann Mathye von Freiburg,
Kirchherr zu St. Peter bei Waldkirch, Dekan der De-
kanei von Freiburg und Waldkirch, eine Pfründe in der
St. Peter- und Paulskapelle, „in dem nüwen chore
2 Münsterblätter 1, 70: Item capellanus prebende institute
per quondam Bernherum olim rectorem ecclesiae in Amoltern in
capella beatorum Petri et Pauli apostolorum; S. 71: Item post
istum capellanus prebende institute secunde per supradictum
quondam Bernherum olim rectorem ecclesie in Amoltern in dicta
capella beatorum Petri et Pauli.
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Reste alter Wandmalereien im Freiburger Münster.
Von
Professor Dr. Joseph Sauer.
1. Die St. Peter- und Paulskapelle und ihr Wandgemälde.
£()as Innere unseres Münsters präsentiert
\l ■ tH» sich in dem warmen Sandsteinton erst
seit etwa 40—50 Jahren. Während der
'/} ganzen ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
waren Wände, Pfeiler und Rippen mit einer
grauen Tünche überzogen, die nach der Buckeisen-
schen Chronik 1792/93 in Chor wie Langhaus an-
gebracht1 und erst seit 1866 wieder beseitigt wurde.
Ob diesen Reinigungsarbeiten auch ältere, vielleicht
sogar mit Malereien versehene Putzschichten zum
Opfer fielen, ist nicht bekannt geworden. Es scheint
aber kaum sehr wahrscheinlich, da sich die heute noch
sichtbaren Reste von alter Bemalung dann sicherlich
nicht hätten retten können. Die im Aufriss recht pri-
mitiven Hochwände des Mittelschiffs, wie auch des
Querschiffs mit ihren großen Flächen könnten ja den
Eindruck machen, als ob hier Malereien vorgesehen
gewesen wären. Aber keinerlei Anhaltspunkte berech-
tigen dazu, solchen auf die bekannte Farbenfreudigkeit
des Mittelalters Bezug nehmenden Vermutungen auch
nur einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit zu
geben. Es hätten sich doch von einem solch aus-
gedehnteren malerischen Schmuck des Innern, wenn
1 Vgl. Chronikblätter im Freiburger Adreßkalender 1897 S. 27
und 30. Es heißt hier zum Jahr 1792: „Im Spät-Jahre der Kreuz-
gang im Münster abermals angestrichen worden und die rote
Steinfarb in eine blauere Färb, welche etwas heller leichler,
verwandelt . . . |1793J Diesen Sommer (Juni und Juli) hat man
die Kirch im Münster frisch getüncht, blaulecht, wie schon
voriges Jahr der Chor geworden; es wurde in der Mitte gegen
dem Chor das große Gemalte über der Kuppel, welches die
Krönung Marien vorstellte, gänzlich ausgestrichen, wie auch
am Gewölbe und der Decke das Blumwerk an denen Schluß-
steinen."
Freiburger Münsterblätler VII, 1/2.
nicht Spuren, so doch Erinnerungen entweder in der
Literatur oder in derTradition erhalten müssen. Aber
wovon allein entweder erhaltene Spuren oder die
Überlieferung uns Kunde geben können, das sind
außer ornamentalen Bemalungen der Gewölbezwickel
einige ganz zufällig entstandene Malereien in den bei-
den Armen des Querschiffs, am Triumphbogen und an
der frühgotischen Wandfläche neben dem Sakraments-
altar; dazu kommt dann noch aus später Zeit die
Bemalung der ganzen Vorhalle, die erst in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts einer stilgerechteren, ein-
facheren Malerei hat weichen müssen. Wir werden
versuchen, nach und nach diese Überbleibsel der
alten Bemalung an dieser Stelle zur Kenntnis zu
bringen. Heute sei der Anfang gemacht mit der
wichtigsten, allerdings auch nur fragmentarisch er-
haltenen Malerei, mit der Kreuzigungsdarstellung in
der alten St. Peter- und Paulskapelle.
Eine St. Peter- und Paulskapelle wird zum ersten-
mal erwähnt im Präsenzstatut vom Jahre 13642; dar-
nach wies sie eine vom ehemaligen Pfarrektor Bernher
von Amoltern gestiftete Pfründe auf, für die zwei
Kapläne bestellt waren. Kaum 20 Jahre später, am
4. August 1382, errichtet Johann Mathye von Freiburg,
Kirchherr zu St. Peter bei Waldkirch, Dekan der De-
kanei von Freiburg und Waldkirch, eine Pfründe in der
St. Peter- und Paulskapelle, „in dem nüwen chore
2 Münsterblätter 1, 70: Item capellanus prebende institute
per quondam Bernherum olim rectorem ecclesiae in Amoltern in
capella beatorum Petri et Pauli apostolorum; S. 71: Item post
istum capellanus prebende institute secunde per supradictum
quondam Bernherum olim rectorem ecclesie in Amoltern in dicta
capella beatorum Petri et Pauli.
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