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Schuster, Baugeschichtliches über das Freiburger Münster aus alten Chroniken

„Anno dni 1709 haec sculptura superposita", darunter
das Wappen des Bayer von Buchholz und links und
rechts unter diesem die Wappen des Joh. Christ.
Rieher und des F. X. Hauser als der drei Münster-
pfleger.

10. Wiederherstellungsarbeiten im Chor.
Nach der obenerwähnten „Copia von Epitaphien und
Grabschriften" etc. S. 106 befand sich in der Gegend
des Springbrunnens im Chor oben in der Höhe eine
Inschrift, die 1788 entfernt wurde und lautete: „SVb
Istls thesaVrarlls et proCVratore oMnla Ista taLI
Vt Vt VIDes reparata fVere." (Unter den damaligen
Pflegern und dem Schaffner wurde dies alles, so wie
du es siehst, wiederhergestellt.) Die Auflösung des
Chronogramms ergibt die Jahreszahl 1693.

11. Anstrich des Chors. Adressbuch 1897
S. 27: „1792. Im Spat-Jahre der Kreuzgang im
Münster abermals angestrichen worden und die rote
Steinfarb in eine blauere Färb, welche etwas heller
leichtet, verwandelt."

12. Engelstatuen im Chor. Adressbuch 1897
S. 26: „Im Septembris [1792] wurde in dem Chor
neu gehauene Engel in der nemblichen Gröse wie
die 12 Apostel aus der Kirchen hinweg gekommen,
gemacht"; welche Kirche gemeint ist, geht aus der
Aufzeichnung nicht hervor. Im Chor des Münsters
sind jedenfalls keine steinernen Engelfiguren aus dem
Ende des 18. Jahrhunderts erhalten. Eine Aufklärung
dieser Sache ist nur dann möglich, wenn noch weitere
Nachrichten aufgefunden werden.

13. Blitzschläge. Über Blitzschläge in den
Münsterturm berichtet Mallinger in der Ausgabe
von Mone S. 533: 1626 Mai 22 „hat das Wetter allhie
in Münsterturm geschlagen, grosen Schaden an Ge-
hauen und Menschen getan". 1626 Juli 6 „hat man
etliche Gerüster auf den Münsterturm gemacht".
1626 August 2 „ist ein solcher Sturmwind gewesen,
welcher etlich Tillenstuck von den Gerüsteren ab
dem Münsterturm weit über Heuser hinausge-
wehet". . . . 1626 August 27 „hat der Stral wiederum

in das Münster geschlagen". ... S. 607: 1651
Mai 11 „hat das Wetter in das Münster geschlagen".
14. Unglücksfälle. In dem ebengenannten
Werke findet sich S. 532 die Nachricht über einen
Unglücksfall: 1625 Dezember 28 „ist allhie zuo Frey-
burg einWechter oderTurmbläser durch den Münster-
turn zwai Gewölb hoch herunder gefallen, daß sein
Hirn an die Wand hin und her gespritzt". Über ein
Unglück berichtete die lateinische Inschrift auf dem
nicht mehr erhaltenen Grabstein des Münsterpfarrers
Ludwig Julier1, der am 30. Mai 1707 während einer
Prozession im Münster durch einen aus der Öffnung
im Gewölbe herabgefallenen Mörtelkübel getötet
wurde. Ein ähnlicher Unglücksfall wie der von
Mallinger erzählte ereignete sich im Jahre 1779. Eine
Chronik2 sagt darüber, ohne Angabe eines näheren
Datums: „Ein 12jähriger Gymnasiast und Sohn des
H. Professors und Normalschuldirecters Bob fiel heite
nachmittags onversehner Weis auf dem Münster-
Turn beim Wächter durch das Rundloch auf den
St. Michael herunter und ist ganz zerschmettert tod
gefallen; zu seinem Unklick war das Loch ganz
offen, werent das mehrere seiner Kameraten sich
miteinander unterhielten. Begraben in's Münster im
Kreuzgang." Auf diesen Vorfall bezieht sich auch
die Bemerkung Schreibers3: „Diese Stelle [gemeint
ist die jetzt nicht mehr vorhandene Brustwehr der
Öffnung im St. Michel] ist nicht unmerkwürdig durch
den Tod eines hoffnungsvollen Knaben, der durch
die Öffnung bei den Wächtern herabstürzte und hier
zerschmetterte. Noch ist zum Andenken der Teil
am Rande der Brustmauer unausgebessert geblieben,
den der Unglückliche im Falle herabgeschlagen
haben soll." Nach dem Sterberegister der Münster-
pfarrei ereignete sich das Unglück am 30. September
1779; der Verunglückte hieß Hermann Bob und war
neun Jahre alt.

' H. Schreiber, Das Münster zu Freiburg i. Br. Beilage 2, 65.

- Adressbuch 1895 S. 26.

3 Geschichte und Beschreibung des Münsters S.97f. Anm.
 
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