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Flamm, Das Endinger-Chörlein im Querschiff des Münsters

„gesworne werchmeister dez münsters" bezeichnet
werden, so wird ihnen wohl auch die Anfertigung der
Baurisse obgelegen haben. Ob nun aber in der Tat
Meister Peter oder sein vermutlich jüngerer Genosse
Meister Heinrich der Leittrer den Bauriss für das
Endingerfenster entworfen hat, bleibt vorerst noch
eine offene Frage. Immerhin bietet in der so wenig
geklärten älteren Baugeschichte des Münsters schon

signori, Die Urkunden des Heiliggeistspitals zu Freiburg i. Br. 1
(Freiburg 1890), S. 29f. Nr. 68: Frau Agnes, Konrads des alten
Fridelers Witwe, verkauft dem Spital ihr Haus, „das lit ze Friburg
in der stat in der Wolfhuhvelun vor meister Gerhartes des Werk-
meisters huse über an dem orte") und dessen Name wegen seiner
Anklänge an einen berühmten Namen leicht zu gewagten Hypo-
thesen verführen könnte. Gestorben ist Meister Peter von
Basel zwischen 1332 und 1334 (vgl. Albert, Urkunden und Re-
gesten zur Geschichte des Freiburger Münsters; Freiburger
Münsterblätter 4 Nr. 112 und 114). Er war der Schwiegervater
des Freiburger Schulmeisters Meister Bertolds von Risinsburg,
der nach 1313 sein Amt antrat und 1334 als „weiland Schul-
meister zu Freiburg" sein Haus in der Wolfshöhle vor meister
Peters des werkemeisters, sines swehers seligen huse über an
die Stadt verkaufte. Da der Schwiegersohn anscheinend selbst
nicht mehr in jungen Jahren steht, kann Meister Peter um
1332 oder 1334 nicht unter 50Jahren alt gewesen sein; ist er
gar identisch mit dem 1317 genannten Meister Peter zu Mün-
ster, so muss er bei seinem Tode sogar weit über 50 Jahre ge-
zählt haben, weil er wohl kaum als junger Mann von 30 Jahren
auf die verantwortungsvolle Stelle eines Münsterbaumeisters
berufen wurde.

Ob der in der Urkunde von 1317 erwähnte Steinmetz Hein-
rich der Müller mit dem 1332 genannten Werkmeister Heinrich
der Leitrer eins ist, lässt sich nicht feststellen.

die unbestimmte Aussicht, vielleicht doch noch'mit
Hilfe der für das Endinger-Chörlein ermittelten Daten
einzelne Teile des Münsters mit bestimmten Meistern
in Beziehung bringen zu können, einen verlockenden
Reiz, der zu weiterer Forschung anregen und deshalb
die Aufstellung dieser Vermutung nicht unangebracht
erscheinen lassen mag1.

1 Es liegt vor allem nahe, für das Fenster neben der süd-
lichen Querschifftür als dem symmetrisch gelegenen Gegen-
stück des Endingerfensters die gleiche Entstehungszeit wie für
dieses anzunehmen, denn auch die architektonischen Maßwerke
beider Fenster stimmen völlig überein. Freilich sind die des
südlichen Fensters wie dessen Glasgemälde neu, aber nach der
guten Sitte der Freiburger Münsterbauhütte zweifellos genau in
den Formen des frühern wieder eingesetzt. Auch die Steine am
nördlichen Fenster scheinen zum Teil neuen Ursprungs, doch sind
hier die alten hochgotischen Maßwerkformen, Vierpaß über zwei
Spitzbogen, durch die Umrisse der Glasgemälde sicher bezeugt.
An den übrigen Teilen des Münsters kehren dieselben Maßwerk-
formen noch an dem westlichen Fenster der Sakristei und, was
noch wichtiger ist, an den vier westlichen obern Lichtgaden
der Nordseite des Langhauses wieder, während die entsprechen-
den Fenster der Südseite völlig andere Muster zeigen. Die
Profile dieser großen Fenster sind freilich reicher entwickelt als
die des kleineren Endingerfensters; mit diesem letzteren über-
einstimmende Maßwerke und Profile zeigen dagegen die in den
drei ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts erbauten Fenster
des Chors und Kreuzgangs der Freiburger St. Martinskirche.
Da auch noch andere Gründe, auf die in diesem Zusammenhang
nicht eingegangen werden kann, für einen Ausbau der obern
Teile des Münsterlanghauses in der ersten Hälfte des 14. Jahr-
hunderts sprechen, mag die Datierung des Endingerfensters auf
die Zeit „bald nach 1324" auch für die Datierung anderer viel
wichtigerer Teile des Münsters von Bedeutung werden.

Meisterbüste
über der Plattform der Chorkapellen.
 
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