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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 8.1912

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Flamm, Hermann: Hans Diesenberger von Graz, Werkmeister des Freiburger Münsterchors 1471-1491
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https://doi.org/10.11588/diglit.2636#0073
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I

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Maßiverkfiillung eines Chorpfeilers über der Plattform.

Hans Niesenberger von Graz,

Werkmeister des Freiburger Münsterchors 1471—1491.

Von
Dr. Hermann Flamm.

ls am 24. März 1354 der erste Stein zum
gotischen Chor des Freiburger Münsters
gelegt wurde, konnte trotz vieler Hem-
mungen, die sich damals schon vor-
bereiteten, noch auf eine energische
Förderung des Unternehmens gehofft werden. Aus
noch zu erwähnenden Gründen geriet jedoch noch
vor Ablauf des Jahrhunderts die Bautätigkeit völlig
ins Stocken und erst 1471 wurde in der Person des
Meisters Hans Niesenberger von Graz ein leitender
Baumeister zur Vollendung der außergewöhnlich
großen Choranlage berufen.

Durch welche Werke Niesenberger seine Be-
fähigung zur Übernahme einer solchen Aufgabe be-
wiesen hatte, lässt sich heute nicht mehr nachprüfen,
denn vor 1471 erwähnt ihn nur eine einzige Notiz — als
Meister in der Weissenau —, und dieses Kloster ist im
achtzehnten Jahrhundert vollständig umgebaut worden.
Selbst der Anteil, den der Meister an den Bauten
hatte, mit denen sein Name von 1471 ab in Verbin-
dung steht, ist von der Forschung noch keineswegs
festgestellt. Heute schon sein künstlerisches Lebens-
werk genauer zu umschreiben, ist daher unmöglich.

Auch die folgenden Ausführungen haben es darum
nur mit der Erörterung einzelner Daten aus seiner
Biographie und ihrer Zusammenstellung zu tun. Das
Neue, das sie enthalten, gibt indes auch einigen Auf-
schluss über die Tätigkeit Niesenbergers am Frei-
burger Münster und scheint sich dem, was von
anderwärts aus seinem Leben berichtet wird, so über-
einstimmend anzufügen, dass das Lebensbild des
Meisters etwas schärfer und bestimmter als bisher in
seiner Tragik hervortritt.

Die erste urkundliche Erwähnung Niesenber-
gers findet sich in der Liste jener neunzehn
Steinmetzmeister, die 1459 in Regensburg die erste
Ordnung der allgemeinen deutschen Steinmetzen-
bruderschaft vereinbarten. Er wird da an vorletzter
Stelle als „Hans von Graz, meister in der Wissen-
owe" genannt1. Seinen vollen Namen „Meister Hans

1 Heideloff, C, Die Bauhütte des Mittelalters in Deutsch-
land. Nürnberg 1844 liest S. 42 „Wissenoulbe", S. 46 richtig
„Weissenau", indem er offenbar bei der ersten Lesart die im
15. Jahrhundert nicht seltene Form des w mit Hochziehung der
beiden ersten Grundstriche als 1b deutete. Dass nur das Prä-
monstratenserkloster Weissenau bei Ravensburg gemeint sein
kann, ist durch Klemm, A., im Staatsanzeiger für Württemberg
 
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